Weihnachten fernab der HeimatOberberger im Ausland berichten von ihren Festtagen

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Jan Niklas Lorenz ist vor einer Kulisse aus Eis zu sehen.

Von harten Lebensbedingungen und einer faszinierenden Natur berichtet der Arktisforscher Jan Niklas Lorenz.

Auch in diesem Jahr sind oberbergische Landsleute unserem Aufruf gefolgt und berichten davon, wie sie die Festtage fern der Heimat verbringen.

Für viele Menschen ist Oberberg der Nabel der Welt, doch einige verschlägt es an andere Orte auf dem Globus. Zu den Feiertagen lassen wir Oberberger einen Gruß in die Heimat schicken.

Norwegen: Der Eckenhagener Jan Niklas Lorenz meldet sich aus dem nördlichsten Ort der Welt

Ich verbringe das Weihnachtsfest im arktischen Norden, in Longyearbyen auf Spitzbergen. Spitzbergen, in der Landessprache genannt „Svalbard“, ist eine Inselgruppe in der Arktis ungefähr auf halbem Weg zwischen Nordnorwegen und dem Nordpol. Longyearbyen ist der nördlichste permanent besiedelte Ort der Welt, der tatsächlich nur etwas kleiner als mein oberbergischer Heimatort Reichshof-Eckenhagen ist. In diesem Jahr werde ich zum ersten mal mein Weihnachtsfest nicht mit meiner Familie in Oberberg, sondern etwa 3000 Kilometer weiter in Richtung Nordpol verbringen.

Hier liegt schon seit September Schnee bei Temperaturen, die sich gerade noch so zwischen -10°C und -20°C befinden. Im tiefsten Winter zeigte das Thermometer hier allerdings auch schon mal an die -40°C. Das ist für den 78. Breitengrad, auf dem ich mich hier gerade befinde, sogar noch relativ „warm“, denn Spitzbergen ist quasi nur durch einen glücklichen Zufall für die Menschen besiedelbar. Ein kleiner Arm einer warmen Nordatlantikströmung, der „West Spitsbergen Current“, bringt warmes Atlantikwasser in diese nördlichen Regionen.

Jan Niklas Lorenz im Gegenlicht in einer Eiswüste.

Seit August diesen Jahres absolviert Jan Niklas Lorenz zwei Auslandssemester am UNIS, dem „University Center in Svalbard“.

Zur Zeit studiere ich an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Meteorologie, und seit August diesen Jahres absolviere ich zwei Auslandssemester am UNIS, dem „University Center in Svalbard“. Hier kann ich mein Studium perfekt um Kenntnisse im Schwerpunkt arktische Atmosphären- und Klimaforschung, Ozeanografie und Geophysik erweitern und möchte im neuen Jahr auch hier meine Bachelorarbeit schreiben. Das Studium ist grundlegend anders als in Deutschland. Während ich mich bisher im Hörsaal in Frankfurt eher mit der Theorie meines Fachs auseinandergesetzt habe, sammle ich hier nun auch endlich Erfahrungen im praxisnahen Wissenschaftsalltag der Polarforschung. So waren wir im Herbst bereits eine Woche auf „Fieldwork“, auf Besuch bei der tschechisch-polnischen Forschungsstation „Nostoc“ und sind auch mit einem norwegischen Forschungsschiff sieben Tage um die Insel gefahren.

Alles aber immer mit Gewehr und Signalpistole am Rucksack, denn bei einer Eisbärenattacke hat man sonst schlechte Karten.
Jan Niklas Lorenz über seine Klettertouren am gefrorerenen Wasserfall

Ich werde mein Weihnachtsfest mit den wenigen Studenten feiern, die über Weihnachten hier am UNIS in Longyearbyen verbleiben. Die Feiertage werden wir hier ohne Tageslicht verbringen, da es hier jetzt seit Ende Oktober zu jeder Tageszeit dunkel ist. Erst im Februar wird sich die Sonne wieder zeigen und dann wird es bald auch gar nicht mehr dunkel werden bis zum nächsten Oktober. Wie das Festmenü hier am Weihnachtsabend in unserem Studentenwohnheim aussieht, können wir noch nicht genau sagen, vielleicht aber werden wir uns etwas von der eingefrorenen Rentiersuppe auftauen, die wir schon im September von einem lokalen Expeditionsreiseanbieter geschenkt bekommen haben.

Wenn es das arktische Wetter zulässt, unternehmen wir auch gerne Wanderungen auf die nahegelegenen Gletscher Longyearbreen und Larsbreen. In diesen bilden sich im Sommer wunderschöne Eishöhlen, welche jetzt im Winter, wenn alles Schmelzwasser zufriert, zugänglich sind und einen Anblick wie aus einem Märchenfilm bieten. Für eine Wanderung und Übernachtung im Zelt, die wir Studenten hier im arktischen Herbst bei -8°C gerne unternommen haben, sind die Temperaturen jetzt leider meist zu niedrig. Gerne verbringen wir auch unsere Freizeit mit Eisklettern an einem gefrorenem Wasserfall, unter Polarlichtern, direkt hier in der Nähe. Alles aber immer mit Gewehr und Signalpistole am Rucksack, denn bei einer Eisbärenattacke hat man sonst schlechte Karten.


Spanien: Der Engelskirchener Markus Casatta schreibt von seiner Wahlheimat Mallorca

Ich bin gebürtiger Engelskirchener, in der Gemeinde aufgewachsen und zur Schule gegangen, habe dort die Ausbildung absolviert und später auch gearbeitet. Natürlich war ich auch Mitglied in der KG Närrische Oberberger. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich 2012 aus meinem Beruf ausscheiden. Mir wurde ein privater und beruflicher Neuanfang empfohlen. Am 4. Januar 2013 um 2 Uhr in der Nacht begann mein „Abenteuer Auswanderung“ mit zwei Autos, meiner damaligen Lebensgefährtin, einem befreundeten Ehepaar und 40 Kubikmeter Umzugsgut in Richtung Mallorca. Hier habe ich mich dann als Dienstleister im Bereich Reinigung, Betreuung und Pflege von Immobilien selbstständig gemacht.

Markus Casatta aus Engelskirchen lebt mit seiner Freundin auf Mallorca.

Markus Casatta aus Engelskirchen lebt mit seiner Freundin auf Mallorca.

Wir, das sind meine Lebensgefährtin, drei Straßenkatzen und ich, leben und arbeiten nun in dem schönen Ort Campos im Süden von Mallorca.   Wir haben hier ein paar Freunde gefunden, mit denen wir Weihnachten feiern. Gekocht wird jedes Jahr bei einem anderen Paar. Die einen kümmern sich um das Essen, die anderen um die Getränke. Diesmal gibt es als Vorspeise diverse Tapas, als Hauptgang einen Puten-Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen.

Weihnachten ist hier nur am 25. Dezember, und die Geschenke kommen erst in der Nacht auf den 6. Januar. Das Fest der Heiligen Könige wird   mit Umzügen zelebriert. Der Brauch zu Silvester ist, dass man in jeder der zwölf Sekunden vor 0 Uhr eine Traube isst. Wenn man es schafft, dann soll man in den nächsten zwölf Monaten Glück haben (Ich habe es noch nie geschafft). Die Damen tragen rote Unterwäsche, was auch Glück bringen soll. Die Bevölkerung trifft sich   auf einem großen Platz, die Damen im Abendkleid, die Herren im Anzug.

Was uns nervt: Dass man dauernd umziehen muss, da hier die Mietimmobilien verkauft werden. Es gibt   fast keinen bezahlbaren Wohnraum mehr, da alles zu Ferienimmobilien (legal und illegal) umfunktioniert wird.


Neuseeland: Die Wiehlerin Lea Hirschfeld beschreibt ihr Leben am anderen Ende der Welt

Seit Mitte Oktober befinde ich mich am anderen Ende der Welt in Neuseeland. Hier mache ich für sieben Monate ein „Work & Travel“, das heißt, ich arbeite und reise durchs ganze Land, wie ich lustig bin und solange das Geld reicht. Letztes Jahr, im Sommer 2022, habe ich mein Abitur absolviert und wollte noch etwas von der Welt sehen, bevor ich an die Universität wechsele.

Momentan befinde ich mich in Tauranga, das ist eine idyllische Hafenstadt auf der Nordinsel, etwa 200 Kilometer südlich von der Me-tropole Auckland entfernt. Hier hoffe ich auf einen Job in der Kiwibeschneidung (das Obst, nicht der Vogel!). Voraussichtlich werde ich die Weihnachtstage und das Neujahr hier verbringen.

Lea Hirschfeld mit Palmen im Hintergrund.

Lea Hirschfeld kommt aus Wiehl und befindet sich jedoch seit Mitte Oktober am anderen Ende der Welt in Neuseeland.

An meinem 21. Geburtstag möchte ich das berühmte Filmset von „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ besichtigen, schließlich gehört solch eine Tour zu den wohl größten „To-Dos“ in Neuseeland.

Der Brauch der Ureinwohner, der Māori, ist es, ihr Weihnachtsessen, welches „hāngī“ genannt wird, in einem Loch in der Erde zuzubereiten. Dafür wird der Boden zuerst mit heißen Steinen fundiert. Anschließend folgt das Fleisch und Gemüse, welches in Körben verpackt ist. Zum Schluss wird das Loch mit Erde geschlossen, und die Körbe werden wieder ausgebuddelt, wenn das Essen   gar geworden ist.

Auch mit Blick auf das Neujahr unterscheiden sich die Traditionen der Māori. So zelebriert man den Jahreswechsel nicht am 31. Dezember, sondern im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juni, je nach dem, wann der Sternhaufen „Matariki“ (dt. „Die sieben Schwestern“) am Morgenhimmel zu sehen ist. Statt Feuerwerk folgt Gedenken an Menschen, welche im vergangenen Jahr verstarben. Ich für meinen Teil werde das neue Jahr jedoch so feiern, wie es sowohl wir Oberberger als auch die meisten Neuseeländer auch tun: Mit Feuerwerk und Party – nur eben zwölf Stunden früher als Deutschland.


Österreich: Die Gummersbacher Anne Kathrin und Sebastian Winter melden sich aus Kärnten

Wir sind mit zwei unserer drei Kinder im August 2022 nach Österreich ausgewandert. Freunde hier in Ferlach gaben den Anstoß. Dazu kommt, dass ich, Anne Kathrin, als examinierte Krankenschwester sechs Jahre bei der Alternativen Hauskrankenpflege Uwe Söhnchen in Gummersbach-Dieringhausen gearbeitet habe. In dieser Zeit habe ich unzählige Beratungsgespräche mit pflegenden Angehörigen geführt. Immer wieder kam die Frage: „Wie soll ich Urlaub machen? Wenn ich meine Mutter in die Kurzzeitpflege gebe, kann ich nicht mit ruhigem Gewissen in den Urlaub fahren. Wenn ich sie mitnehme, muss ich die Pflege komplett alleine übernehmen, dann bleib ich lieber gleich zu Hause.“

Anne Kathrin und Sebastian Winter, in Tracht gekleidet.

Beim Erntedankumzug in der neuen Kärtener Wahlheimat traten die Eheleute Winter schon ganz zünftig in Tracht an.

Urlaub für pflegende Angehörige ist zwingend nötig! So entstand die Idee, eine Ferienwohnung anzubieten, und dazu die Möglichkeit, Pflege dazu zu buchen. Dies bedeutet: Der pflegende Angehörige bucht unsere Ferienwohnung und bei Bedarf zusätzlich Unterstützung in der Pflege und Betreuung seines Angehörigen durch mich. Um die Wohnung   anbieten zu können, müssen noch ein paar Anschaffungen getätigt werden, z.B. eine Rampe, um einfacher die drei Stufen zur Ferienwohnung zu bewältigen.

Uns hat es von Gummersbach-Wasserfuhr nach Feistritz im Rosental verschlagen. In Suetschach liegt unsere Ferienwohnung, welche den Namen: „Ferienwohnung Mahar“ trägt. „Mahar“ ist der Vulgoname unseres Hauses welches etwa 1750 erbaut wurde. Nun sind wir schon über ein Jahr in Österreich. Haben den ersten Winter mit reichlich Schnee und einen megaschönen Sommer am Wörthersee hinter uns.

Ja, ein wenig vermissen wir unsere alte Heimat, jedoch genießen wir die „richtigen“ Jahreszeiten. So sind wir im Sommer gewandert und haben auch einige Klettersteige bewältigt. Bald geht es wieder zum Lift, um ausgiebig Ski zu fahren. Einfach genial.

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