Neue UnfallstatistikHandys sind häufigster Grund für Unfälle in Oberberg

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Die Zahl der Unfälle, bei denen Handys eine Rolle spielten, hat in Oberberg deutlich zugenommen.

Gummersbach – Die beiden Sätze waren schon fast zu einem geflügelten Wort geworden: „Überhöhte Geschwindigkeit ist die häufigste Ursache für schwere Verkehrsunfälle – auch in Oberberg. Deshalb kontrollieren die Behörden regelmäßig das Tempo des Verkehrs.“ Zumindest für Oberberg gilt diese verbreitete Floskel so jetzt nicht mehr. Wie die Verkehrsunfallstatistik im Kreis für das Jahr 2021 zeigt, die Landrat Jochen Hagt am Montag gemeinsam mit dem neuen Leiter der Direktion Verkehr, dem Ersten Polizeihauptkommissar Michael Greb, vorstellte.

Das Ergebnis der Erhebung: Die Zahl der Unfälle, die auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen sind, sank 2021 im Oberbergischen von 223 auf 213. Deutlich gestiegen ist hingegen die Zahl der Fälle, in denen ein zu geringer Abstand als Ursache ausgemacht werden konnten – von 216 auf 250. Das ist der neue Höchstwert. „Und dahinter“, erklärte Greb, „stecken eben nicht nur die Unfälle, in denen jemand zu nahe aufgefahren ist.“ Vielmehr gehe es um Ablenkung am Steuer „vor allem durch mobile Geräte“ – und damit auch und besonders um Handys.

Keine Momentaufnahme

Er glaube nicht, so Greb auf Nachfrage, dass es sich um eine Momentaufnahme handele. Tatsächlich sei ein deutlicher Trend erkennbar. „Wir werden hier einen Fokus bei unserer Arbeit auch in der Prävention darauf richten müssen – ähnlich wie bisher bei der Geschwindigkeit.“ Wie dort, wo die Einstufung als häufigste Unfallursache zu erweiterten Kontrollen, früher sogar im Rahmen großangelegter und landesweit veranstalteter „Blitz-Marathons“ geführt hatte, soll nun auch bei der neuen Hauptursache genauer hingesehen werden. Geschehen wird das zum Beispiel im Zuge einer Aktionswoche Ablenkung.

Und genau die, so Greb, habe die Polizei im Oberbergischen mit Blick auf die vorliegenden Zahlen genau in dieser Woche deshalb auch gestartet. Erste Ergebnisse sollen am kommenden Wochenende vorliegen.

Pandemietrend hält an

Darüber hinaus konnte Landrat Jochen Hagt feststellen, dass auch im Straßenverkehr der Pandemietrend anhält: Weniger Verkehr – auch wegen mehr Homeoffice – führt zu weniger Unfällen. Während 2019 noch 8118 Verkehrsunfälle über das Jahr verteilt registriert wurden, sank die Zahl nach dem satten Minus von 2020 (6800, -1318) auf jetzt noch 6562 Unfälle.

Traurig fällt die Statistik hingegen bei den schweren Folgen aus: Mit 13 Menschen starben wieder fast so viele im Straßenverkehr wie zuletzt 2019 (14), als es eine ganze Serie schwerer Motorradunfälle gegeben hatte. Die Zahl liegt damit fast doppelt so hoch wie im ersten Corona-Jahr 2020 (7). Mehr Verkehrstote gab es in Oberberg außer 2019 zuletzt nur 2009 (19) und 2012 (15). Elf tödliche Unfälle ereigneten sich außerorts auf Landesstraßen.

Überhöhte Geschwindigkeit sei aber auch hier nur viermal die Ursache gewesen, betonte Greb: „Und bei den drei tödlich verletzten Motorradfahrern, die wir 2021 hatten, war es sogar in keinem einzigen Fall so.“ Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack. Vor allem weil – unabhängig von der Ursache – hinter jedem dieser Unfälle ein persönliches Schicksal auch für die Familien stecke, so Hagt.

Weniger Motorradunfälle passen nicht zur Pandemie

Dennoch, betonte der Landrat, sei der 2021 zu verzeichnende Rückgang von etwa 20 Prozent von 90 auf 72 bei den Motorradunfällen erfreulich – und alles andere als ein Corona-Trend. Im Gegenteil: „Draußen Motorradfahren war ja nie verboten.“

Umso mehr Anlass habe er, so Hagt, dass mit der guten Arbeit der Polizei und den Schwerpunktkontrollen gerade in diesem Bereich zu erklären. Auffällig sei im besonders betroffenen Nordkreis ein Rückgang der Unfälle in Wipperfürth (9 statt 22) und Lindlar (3 statt 10), aber auch in Gummersbach (5 statt 12) während in Hückeswagen (14 statt 6) und Radevormwald (12 statt 8) eine Zunahme zu verzeichnen sei. Nach wie vor kämen die meisten Verunglückten nicht aus Oberberg, sondern hätten auswärtige Kennzeichen.

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Mehr Probleme machen inzwischen – vor allem auch aufgrund eines immer höheren Anteils von Pedelecs – die Radfahrer. „Für viele“, stellte Hagt schmunzelnd fest, „ist das Oberbergische ja erst mit dem Pedelec überhaupt zur Radfahrregion geworden.“ Ein Trend, der aber auch weniger amüsante Folgen hat: 147 Unfälle mit Radfahrern gab es 2021 – 2020 waren es nur 126.

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