Seltener OldtimerJetzt tuckert der Robuster im Freilichtmuseum Lindlar wieder

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Das Foto zeigt einen "Robuster" - eine Baumaschine aus dem Jahr 1955, und vier Männer

Ehrenamtler des Freilichtmuseums haben das fast 70 Jahre alte Fahrzeug generalüberholt

Rund 400 Stunden Arbeit haben vier Ehrenamtler des Freilichtmuseums Lindlar investiert, um einen fast 70 Jahre alten Muldenkipper wieder ans Laufen zu kriegen. 

 Der Name des Fahrzeugs ist Programm: Ein Robuster. Konstruiert und gebaut wurde der Muldenkipper als Arbeitstier für den harten Einsatz in Steinbrüchen und im Bergbau. Bis zu einer Tonne Material konnte das kleine Fahrzeug Baujahr 1955 befördern. Das Nachfolgemodell, bei dem der Motor als Kontergewicht hinter dem Fahrer angebracht war, brachte es sogar auf zwei Tonnen Höchstlast.

„Wir haben das Fahrzeug 1958 gebraucht gekauft“, erinnert sich Maria Althoff. Ihr Vater und ihr Onkel betrieben damals den Steinbruch Grünhage in Würden bei Berghausen. Dort leistete der Robuster zwölf Jahre lang treue Dienste, bis er 1970 durch einen Nachfolger ersetzt wurde. Arbeitslos geworden, stand der alte Robuster nutzlos herum und setzte Rost an.

Ein Geschenk an das Lindlarer Museum

1989, als das Lindlarer Freilichtmuseum eröffnete, schenkten die Althoffs dem Museum das ausgediente Nutzfahrzeug. Doch auch dort stand es zunächst nur herum. Bis sich vier Männer, allesamt als Ehrenamtler der museumseigenen Kleinbahn aktiv, zusammentaten, um das Schätzchen zu überholen. „Rund 400 Stunden Arbeit haben wir dafür gebraucht“, erzählen Martin Groon, Wolfgang Schweitzer, Reiner Eschbach und Reinhard Braun.

Die Elektrik musste komplett erneuert werden, vom Anlasser über die Lichtmaschine bis zum Licht und der Hupe. Auch die alter Hydraulik zum Heben und Senken der Mulde war hinüber und wurde durch neue Teile ausgetauscht. Außerdem bekam der Robuster vier neue Reifen verpasst. Die Roststellen wurden ganz bewusst so gelassen, um das Alter der Maschine deutlich zu machen. Allerdings soll der Robuster noch einen Korrosionsschutz erhalten, damit er nicht durchrostet.

Traktortechnik von Deutz

Wer selbst Oldtimer besitzt, der kennt das Problem: Woher bekomme ich die passenden Ersatzteile? Der Hersteller, die Stolberger Maschinenfabrik, produzierte nur 650 Exemplare des Robusters. Doch zum Glück griff die Firma aus der Nähe von Aachen für ihre Fahrzeuge auf bewährte Technik aus dem Hause Deutz zurück. Der Motor, ein 15-PS-Einzylinder, war ein tausendfach bewährtes Traktor-Aggregat, und auch die Motorhaube mit ihrer abgerundeten Nase stammt aus der Kölner Schlepper-Produktion. Nur eben nicht im typischen Deutz-Grün gehalten, sondern in Gelb.

„Ersatzteile für einen alten Deutz zu bekommen, ist überhaupt kein Problem“, berichten die vier Tüftler. Schließlich kam der große Moment: Die Arbeiten waren fertig – würde der Motor auch anspringen? Immerhin war das Fahrzeug seit über 40 Jahren nicht mehr gelaufen. Den Motor hatten die Männer natürlich gereinigt und ihm neues Öl gegönnt. Und tatsächlich — er sprang an. „So etwas zu erleben, das ist etwas ganz besonders“, schwärmen die Technikfreaks, und ihre Augenleuchten.

Das Motorengeräusch ist Musik in meinen Ohren
Martin Groon, Ehrenamtler

Für den Termin mit unserer Zeitung soll der Oldtimer aus dem Schuppen fahren. Doch bei der nasskalten Witterung der vergangenen Tage mag der Motor erst nicht anspringen, also muss eine Starthilfe geholt werden. Erst orgelt der Anlasser ein wenig heiser vor sich hin, doch dann beginnt der Einzylinder sein rhythmisches, tiefes Blubbern und Tuckern, erst ganz langsam, dann etwas schneller.

Gemächlich steuert Martin Groon das schwere Fahrzeug aus dem alten Lokschuppen, der als Garage dient, nach draußen. Und demonstriert, dass die Hydraulik des Muldenkippers funktioniert — die Schaufel hebt und senkt sich. Groon lauscht dem Motorenklang und ist happy: „Das ist Musik in meinen Ohren“, erzählt der gelernte Landmaschinenmechaniker, „das klingt einfach nur schön“.

Am kommenden Sonntag, 17. Dezember, 3. Advent, soll der Robuster erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Künftig wird er im neuen Museumssteinbruchgelände zum Einsatz kommen, das im Lauf des Jahres 2024 eingeweiht werden soll.

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