Serie

„Häuser mit Geschichte(n)“
VdK-Heim in Marienheide diente ab 1958 lange als Erholungsstätte

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Altes Foto: Das VdK Heim als Hotel in Marienheide-Stülinghausen am 13. Mai 1958.

Das VdK Heim als Hotel in Marienheide-Stülinghausen am 13. Mai 1958.

In unserer Serie „Häuser mit Geschichte(n)“ blicken wir zurück auf die Entstehung und bisherige Nutzung des VdK-Heims an der Brucher.

Im August 2002 lässt sich Marie-Luise Marjan („Mutter Beimer“) im VdK-Heim in Marienheide bei bestem Sommerwetter ihr Geschnetzeltes mit Spätzle schmecken. An der Brucher verkürzt sie sich die Wartezeit auf die Dreharbeiten für eine Szene der Serie „Lindenstraße“. Die Szene, die   im Oberbergischen gedreht wird, wird am 19. Januar 2003 ausgestrahlt. Es ist viel los, damals im und am VdK-Heim, auch abseits des Besuches des Fernsehteams. In unserer Serie „Häuser mit Geschichte(n)“ blicken wir zurück auf die Entstehung und bisherige Nutzung des Hauses.

Im August 2002 lässt sich Marie-Luise Marjan („Mutter Beimer“) im VdK-Heim in Marienheide bei bestem Sommerwetter  ihr Geschnetzeltes mit Spätzle schmecken.

2002 ist „Mutter Beimer“ zu Besuch im VdK-Heim in Marienheide.

1952 wird das VdK-Heim in der Marienheider Ortschaft Stülinghausen am Bruchersee fertiggestellt und dient in den ersten Jahren als Hotel unter dem Namen „Hotel Sassenhaus“. Fünf Jahre später erwirbt das Arbeits- und Sozialministerium des Landes das Haus durch den VdK-Landesverband und gestaltet es um.

Das große Haus an der Bundesstraße 256 wird dem „Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands“, dem heutigen Sozialverband VdK, überlassen, der dort 1958 ein Erholungsheim für ehemalige Soldaten und deren Familien eröffnet. Am 13. Mai 1958 berichtet die Oberbergische Volkszeitung, dass das Erholungsheim bereits bis Ende November belegt ist. Es stehen 22 Zimmer mit 39 Betten zur Verfügung, heißt es im Zeitungsbericht.

Erweiterungsbau des VdK-Heims an der Brucher in Marienheide

Ein Jahr später wird das Erholungsheim an der Brucher wegen der hohen Nachfrage erweitert. Der VdK-Landesverband hatte zuvor angrenzende Grundstücke erworben. Ende Juli 1958 wird Richtfest für den Anbau gefeiert. Die Gäste des Erholungsheims sowie der damalige Landesvorsitzende Dr. Weltersbach, Zimmerleute und Architekten sind dabei. Die Soldaten bedanken sich für die Erholungsmöglichkeit „mit Beifall und Trompetenblasen“, schreibt die Oberbergische Volkszeitung am 27. Juli. „Am 1. Dezember muss das neue Haus fertig sein. Wir wollen das Weihnachtsfest darin feiern“, wird Weltersbach zitiert.

480 Menschen haben 1958 Erholung im VdK-Heim gesucht, im nächsten Jahr sollen zeitgleich 110 Kriegsopfer und Hinterbliebene im in Marienheide Ruhe und Erholung finden. Bis Ende 1959 werden schließlich 896 Menschen gezählt.

Anfang 1960 wird Erweiterungsbau des VdK-Heims offiziell eingeweiht

Am 16. Januar 1960 wird der Erweiterungsbau offiziell eingeweiht. „Das Haus soll ein echtes Denkmal des Friedens sein“, äußern die Anwesenden bei der Feier. Unter ihnen sind laut Bericht in der Oberbergischen Volkszeitung am 18. Januar der Arbeits- und Sozialminister des Landes NRW, Konrad Grundmann, Regierungspräsident Grobben, Landrat Eschmann, Oberkreisdirektor Goldenbogen und Marienheides damaliger Bügermeister Rönchen.

Mit dem Anbau stehen fast 100 Plätze in Ein- oder Zweibettzimmern zur Verfügung. Der Anbau ist innerhalb von sieben Monaten fertiggestellt worden. Minister Grundmann sichert zu, dass das Heim auch als „Familien-Erholungsstätte“ nutzbar sein soll. Zudem werden in Stülinghausen Fortbildungslehrgänge des VdK abgehalten.

Am 15. Juli 1960 titelt die Oberbergische Volkszeitung: „Die Betten werden nicht kalt!“ Sieben Monate nach der Einweihung des Erweiterungsbaus wurden bereits 11 500 Übernachtungen im VdK-Heim gezählt. „In dreiwöchigem Turnus sind dort jeweils 90 Männer und Frauen – erholungsbedürftige Mitglieder des VdK-Landesverbands Nordrhein-Westfalen – zu Gast“, schreibt die OVZ am 15. Juli 1960.

Altes Foto: Eine Frau und ein Mann kochen Anfang 1960 in der damaligen Küche des VdK-Heims.

Nach der Einweihung des Anbaus Anfang 1960 kommen neben Gästen auch Ausflügler nach Marienheide. In der modernen Küche wird gekocht.

Inzwischen ist eine moderne Küche eingebaut worden. Und auch Ausflügler kommen regelmäßig nach Marienheide. „Drei und mehr Omnibusse an einem Sonntag sind keine Seltenheit, die dann in Stülinghausen zur Kaffeepause halten“, heißt es in der Zeitung.

Vier Monate später folgt ein Schock. Bei Reparaturarbeiten Ende November springt ein Funke auf eine offenbar nicht dichte Acetylen-Flasche, heißt es in der Oberbergischen Volkszeitung am 26. November 1960. Der Handwerker bringt sich in Sicherheit, Minuten später explodiert die Flasche und zertrümmert den Dachstuhl.

Zwei Männer stehen in einem abgebrannten Dachstuhl.

Ende 1960 kommt es nach einer Explosion zu einem Dachstuhlbrand im VdK-Heim, das schnell wieder aufgebaut wird.

Die Flammen greifen auch auf Wohnräume des Personals über. Der Schaden wird auf 100.000 DM geschätzt. Verletzt wird niemand, Kurgäste werden in Marienheider Hotels einquartiert.

Schnell wird mit den Instandsetzungsarbeiten begonnen. In der nächsten Saison ist das Haus wiederhergestellt und dient fortan viele weitere Jahre als Erholungsheim.

VdK-Heim in Marienheide dient 15 Monate als Flüchtlingsunterkunft

2014 verkauft der Sozialverband das Heim – zu diesem Zeitpunkt ist es bereits länger ungenutzt. Nach rund fünf Jahren Leerstand wird es ab Herbst 2015 mit einer Ausnahmegenehmigung als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Mitte September werden die ersten Flüchtlinge im ehemaligen VdK-Heim aufgenommen, das Rote Kreuz übernimmt die Trägerschaft.

Betten für 210 Menschen stehen auf 4150 Quadratmetern parat. In einem logistischen Kraftakt ist das Haus in kürzester Zeit als Erstaufnahmelager aufgerüstet worden. Nach 15 Monaten Betrieb schließt die Notunterkunft Ende Dezember 2016 wieder. In dieser Zeit hat das Haus 973 Geflüchteten aus 28 Ländern ein Dach über dem Kopf geboten.

Das VdK-Heim in Marienheide steht seit vielen Jahren leer

Nach 2016 folgen viele Pläne, von denen keiner so recht gelingen will und nicht umgesetzt wird. Bis heute erfährt das ehemalige VdK-Heim in Marienheide-Stülinghausen keine feste und langjährige Nutzung. 2017 kommen Pläne auf, dort ein Seniorenheim zu eröffnen.

Später soll das VdK-Heim erneut als Hotel genutzt werden. Beide Vorhaben verlaufen im Sand – ebenso die vier Jahre später folgenden Pläne von 130 Seniorenappartements im ehemaligen VdK-Heim und in drei weiteren noch zu errichtenden Gebäuden auf dem rund 14.500 Quadratmeter großen Gelände. Ein Betreiber für das Vorhaben des Eigentümers ist nicht zu finden.

Das leerstehendeVdK-Heim am Bruchersee in Marienheide.

Heute steht dasehemalige VdK-Heim am Bruchersee in Marienheide leer.

So sind es heute erneut die Überlegungen, das ehemalige VdK-Heim als Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen. 2022 besichtigt Oberbergs Kreisdirektor Klaus Grootens die Räume. Die Bezirksregierung lehnt den Vorschlag am Ende jedoch ab.

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