Ruhestand noch nicht in SichtMorsbacher ist seit 56 Jahren Bäcker im Familienbetrieb

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Familiensache: Hans-Joachim Rosenbaum (l.) mit Ehefrau Gabriele (M.), Sohn Thomas mit Frau Melanie sowie Niklas und Anna.

Familiensache: Hans-Joachim Rosenbaum (l.) mit Ehefrau Gabriele (M.), Sohn Thomas mit Frau Melanie sowie Niklas und Anna.

Morsbach – Vier Wochen nach seinem 14. Geburtstag bezog er das kleine Zimmer über der Konditorei „Süße Ecke“ in Gummersbach, dort trat er am nächsten Morgen seinen ersten Arbeitstag als Lehrling in der Backstube an. Es war ein Donnerstag, Hans-Joachim Rosenbaum erinnert sich genau. „Ich habe die ersten drei Tage gearbeitet aber am arbeitsfreien Sonntag stieg ich wieder in den Bus und fuhr zurück nach Hause“, erzählt er.

In Morsbach angekommen, habe er nur noch die Tasche mit den schmutzigen Jacken in die Ecke gestellt, geflennt und gesagt, er führe da nicht mehr hin. Aber schon am nächsten Werktag war Rosenbaum mit frischem Mut und frisch gestärkter weißer Bäckerjacke wieder auf seinem Posten. „Von da an ging’s ohne weitere Tränen“, sagt er heute und lacht.

Nachfrage nach Teigwaren groß und vor allem stabil

Seit dem ersten Tag seiner Lehre sind 56 Jahre vergangen – und noch immer steht Hans-Joachim Rosenbaum jeden Werktag in der Backstube. Aber längst in seiner eigenen in Morsbach, denn dort hat er 1979 den Familienbetrieb von Vater Hans übernommen. Der hatte das Geschäft 1937 gegründet.

„Damals heizte man den Ofen noch mit Schanzenholz aus dem Wald“, erzählt Hans-Joachim Rosenbaum. Heute läuft in der mittlerweile auf 300 Quadratmeter vergrößerten Backstube zwar vieles elektrisch, aber die Handarbeit steht für das neunköpfige Backstuben-Team trotzdem an erster Stelle, wenn die Mitarbeiter das berühmte Schwarzbrot, die Nussecken und Schokobrötchen oder das Spekulatius nach Jahrzehnte alten Familienrezepten herstellen.

Verkauft werden solche Traditionsbackwaren dann in den drei eigenen Läden, über zahlreiche Wiederverkäufer und an Betreuungseinrichtungen. Die Nachfrage ist groß und vor allem stabil. „Dank unserer loyalen Kundschaft sind wir auch gut durch die Corona-Krise gekommen“, sagt Rosenbaum. „Und dank unserer Angestellten, denn ohne die wären wir nichts.“ Fast jeder der 30 Mitarbeitenden ist länger als zehn Jahre dabei, ein Altgeselle sogar seit 52 Jahren.

Rund 45 Lehrlinge ausgebildet

Zum Glück blieben sie dem Betrieb lange treu, denn neue gute Leute zu finden, sei fast unmöglich geworden. „Der Bäckerberuf ist scheinbar nicht mehr attraktiv genug, dabei ist eine solide und fundierte Handwerksausbildung ein sehr gutes Sprungbrett für die Zukunft und in die weite Welt“, weiß Bäckermeister Rosenbaum, der seit 1980 auch im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer sitzt.

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Im Laufe seiner 56 Berufsjahre war er nie länger als ein paar Tage am Stück krank. In den Urlaub fährt er mit seiner Frau Gabriele, die seit jeher den gesamten Verkauf des Betriebs leitet, einmal im Jahr. Er hat in seinem Leben rund 45 Lehrlinge ausgebildet, darunter auch seinen Sohn Thomas, der nach auswärtigen Gesellen- und Meisterjahren vor zehn Jahren in den Familienbetrieb zurückkehrte.

In zwei Jahren erhält Hans-Joachim Rosenbaum den goldenen Meisterbrief zum 50. Jubiläum. „Und dann höre ich auf – vielleicht“ , kündigt der passionierte Tennisspieler, Kegler, Fußballfan und stolze Opa an – und lacht erneut. Im vergangenen März hat er seinen 70. Geburtstag gefeiert.

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