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MorsbachBürgermeister Bukowski will 2025 nicht kandidieren – „Kaum zu ertragende Situation“

Lesezeit 3 Minuten
Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski im Porträt.

Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski setzt das fehlende Vertrauen vonseiten der Politik in seine Arbeit zu.

Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski hat am Freitag eine sehr persönliche Stellungnahme veröffentlicht. Darin findet er deutliche Worte.

Paukenschlag in der Gemeinde Morsbach: Bürgermeister Jörg Bukowski hat am Freitag in einer sehr persönlichen Stellungnahme angekündigt, bei der Kommunalwahl 2025 nicht erneut für das Spitzenamt der Gemeinde kandidieren zu wollen. Als Grund nennt der 49-Jährige „fehlendes Vertrauen der Politik“.

Die Arbeit mit Rat und Fraktionen sei „ein ständiger Kampf zwischen den ,Fronten’, der auf Dauer zermürbend ist“, so der parteilose Rathauschef. Jedoch wolle er bis zum Ende der Legislaturperiode im Herbst 2025 weiter daran arbeiten, das von ihm empfundene schlechte Verhältnis zur Politik zu verbessern.

Zusammenarbeit mit allen politischen Gruppen habe sich verschlechtert

Bukowski wurde seit 2009 dreimal ins Bürgermeisteramt gewählt. Dass er sich jetzt, zweieinhalb Jahre vor der nächsten Kommunalwahl, bereits positioniere, sei die Folge eines längeren Abwägungsprozesses. Er beschäftige sich schon länger mit der Frage, ob er weiter im Amt bleiben will, „insbesondere in der Folge meines Bandscheibenvorfalls mit OP im Sommer letzten Jahres“. Da sei er darauf hingewiesen worden, dass häufig auch die Psyche eine Rolle spiele. Die Rückenbeschwerden seien nur das Symptom, die Ursache dafür liege woanders.

Es ist für mich ein ständiger Kampf zwischen den „Fronten“, der auf Dauer zermürbend ist.
Jörg Bukowski, Bürgermeister

Seine Arbeit sieht Bukowski von einer „kritischen Mehrheit“ aus CDU und SPD im Gemeinderat nicht unterstützt, sondern maßgeblich erschwert. Beide Fraktionen seien „wenig lösungsorientiert“ unterwegs. Dies hätten nach Bukowskis Ansicht die letzten beiden Abstimmungen über die Haushalte 2022 und 2023 gezeigt. „Bezeichnend“ sei die Entscheidung über das Draisinenprojekt, das die Fraktionen von CDU und SPD abgelehnt haben.

Jörg Bukowski mit deutlichen Worten zur politischen Situation in Morsbach

Insgesamt habe sich die Zusammenarbeit mit allen politischen Gruppen verschlechtert, so Bukowski, was er auch der Pandemie-Situation zuschreibt. Seine Teilnahme an Fraktionssitzungen, in denen ja auch politische Diskussionen stattfänden, könne er an zwei Händen abzählen. Seit Beginn seiner Amtszeit 2009 habe es keinerlei direkte Gespräche auf Initiative der CDU-Fraktion gegeben, das Verhältnis zur SPD-Fraktion sei schwierig.

Bukowski beklagt die Art und Weise des Umgangs: „Für mich ist das leider eine sehr schwierige und kaum zu ertragende Situation.“ Er könne schwer Verhandlungen führen, wenn er nicht wisse, wie die politische Mehrheit denke, so Bukowski und zählt mehrere aktuelle, große Themen auf, wie etwa Tourismusentwicklung, Klimaschutzkonzept und Schulentwicklungsplan.

Dabei mache er die Arbeit sehr gerne. Trotz angespannter Finanzlage habe die Gemeinde viele Projekte und Herausforderungen gestemmt. Jedoch finde die Verwaltung wenig Anerkennung, die Kritiker seien grundsätzlich lauter. „Der Gemeinderat sieht sich mehrheitlich als Aufsichtsgremium der Verwaltung, der kritische Fragen stellt.“ Viele Fragen in den Gremiensitzungen könnten auch per Telefon oder Mail geklärt werden, beklagt der Bürgermeister. Die unterschiedlichen Meinungen, auch innerhalb der Fraktionen, würden der Gemeinde schaden.

Für Morsbach wünsche er sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen Rat, Verwaltung und seinem Amtsnachfolger. Ab 2025 werde er sich nur noch ehrenamtlich dafür einsetzen, die Gemeinde positiv zu verändern.


Reaktionen aus der Politik

Heike Lehmann (CDU-Fraktionschefin) verweist auf „die freie Entscheidung“ des Bürgermeisters, die CDU halte das für verfrüht. Es könne keinem Ratsmitglied vorgeworfen werden, seine Arbeit im Sinne der Gemeinde und der Wähler auszuführen.

Wolfgang Kreft (SPD-Fraktionsvorsitzender) zollt Bukowski Respekt, hält ihm aber auch gleichzeitig vor, gegensätzliche Meinungen nicht aushalten zu können. Bei der Draisine etwa sei es um eine Sachentscheidung gegangen, die Bukowski wohl persönlich genommen habe.

Marko Roth (stellvertretender Vorsitzender der BfM-UBV-Fraktion) reagierte sehr überrascht, hat aber Verständnis für Bukowskis Entscheidung. Roth bemängelt, dass Teile des Rates bei Projekten nicht hinter Bukowski stehen würden. 

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