Neubeginn mit veganer Küche„Sexy Rosi“ kocht mit viel Liebe
Bergneustadt – Ob sich Bruce Darnell und Dieter Bohlen an die Knutschattacke erinnern, ist nicht überliefert. Für die Juroren der Fernsehshow „Das Supertalent“ (RTL) gab es damals jedenfalls kein Entkommen, als Razija Kranz auf Tuchfühlung ging. Seither – und weil sie eben gern exotische Kleidung trägt – kennt Deutschland die Gastwirtin aus Bergneustadt als „Sexy Rosi“. Jetzt ist sie in ihren Heimatort zurückgekehrt. Vor wenigen Tagen hat die 73-Jährige („In meinen Papieren steht aber immer nur 70!“) an der Hauptstraße 32 in der Altstadt das „Blumenhotel“ eröffnet. Und dort ins Erdgeschoss eingezogen ist ein veganes Restaurant mit rund 80 Plätzen, wahrscheinlich das erste im Oberbergischen.
Vom Schock vor fünf Jahren erholt
„Ist noch nicht alles fertig“, entschuldigt sich die Unternehmerin und bittet Gäste darum, beim Betreten des Hotels vom Straßenschuh in dunkelblaue Schluffen umzusteigen, „wegen der Bakterien“. Zwölf Zimmer zählt die Herberge, die – genau wie das Restaurant – gesund sein soll. Die vergangenen fünf Jahre hat die in Sarajevo (heute Bosnien-Herzegowina) geborene Razija Kranz in Köln verbracht und dort, am Krefelder Wall, das vegane Restaurant „Zur Sonnenblume“ geführt, auch da gab es ein paar Gästezimmer. Und die im Internet noch vorhandenen Kritiken sind meist positiv.
„Ich koche erst mal selbst“, sagt Kranz, die eigenen Angaben zufolge seit vier Jahrzehnten Vegetarierin ist und vor anderthalb Jahren die vegane Küche für sich und ihre Gäste entdeckt hat. Seit 1970 – und damit zwei Jahre nach ihrer Einreise – sei sie leitend in der Gastronomie tätig. „Im Januar beginne ich mit der Suche nach Personal für die Küche und das Hotel“, kündigt die Gastwirtin an. Das Haus dafür hat sie vor vielen Jahren gekauft, zuvor war es als Hotel „Zur Burg“ bekannt. Für Razija Kranz sind die Erinnerungen daran indes keine glücklichen: Im August 2009 brannte es völlig aus. „Von diesem Erlebnis musste ich mich erst mal erholen“, blickt Razija Kranz zurück. So hat sich „Sexy Rosi“ eben als Sängerin versucht und kam, so heißt es auf ihren Internetseiten, auch zu einem Plattenvertrag beim seinerzeit größten deutschen Labels. „Mein Romeo“ heißt ein Stück, „Schämst Du Disch“ – mit Anspielung auf Rosis Akzent – ein anderer Diskostampfer. Auf das vernichtende Urteil des „Pop-Titans“, sie könne doch gar nicht singen, reagiert die „Supertalent“-Kandidatin auf ihre eigene Weise: Prompt widmet sie ihm den Song „Dieter Bohlen“.
Heute lässt es „Sexy Rosi“ ruhiger angehen, sie serviert lieber Kidneybohnen-Burger mit Champignons und Bratkartoffeln, Tofu-Cordon-Bleu, Reis-Apfel-Bratlinge und Sellerie-Steaks in Pfeffer-Sahne-Soße mit Paprika, Champignons und Bratkartoffeln. „Das ist zurzeit das beliebteste Gericht auf der Karte“, verrät Razija Kranz und freut sich, dass ihr die „Kölner Stammgäste auch nach Bergneustadt folgen wollen“. „Mein Ziel ist es, hier die vegane Küche vor allem bei jungen Leuten bekannt zu machen“, betont die Gastgeberin, die bei den Rezepten „allein ihrer Eingebung und dem eigenen Geschmack vertraut“.