Gegen AntisemitismusIn Nümbrecht hielten 90 Menschen eine Mahnwache

Am Gedenkstein der ehemaligen Synagoge versammelten sich die Nümbrechter.
Copyright: Kupper
Nümbrecht – Weiße Rosen niedergelegt haben am Freitag die rund 90 Teilnehmer der „Mahnwache für Frieden und gegen Antisemitismus und Rassismus“ in Nümbrecht am Gedenkstein der ehemaligen Synagoge auf dem Dorfplatz. Als Reaktion auf die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen in Deutschland nach der Eskalation des Nahost-Konflikts hatte Marion Reinecke, Vorsitzende des Freundeskreises Nümbrecht/Mateh-Yehuda, dazu eingeladen, ein Zeichen zu setzen. Selbst ihre Tochter sei unfassbar angefeindet worden: „Du trägst einen jüdischen Vornamen, du gehörst nach Auschwitz.“
Sie verdeutlichte in ihrer Ansprache, dass es jetzt nicht um die Bewältigung der Vergangenheit gehe, sondern um eine gemeinsame Gestaltung der Zukunft. Die Mahnwache sei eine Aktion gegen jeglichen Antisemitismus. Wegen der unerträglichen Anfeindungen, selbst gegen Kinder, zögen viele mittlerweile in Betracht auszuwandern. Vor seinem Tod 2016 habe ihr der aus Nümbrecht stammende Jude Leo Baer, der sich zeitlebens für die Versöhnung zwischen den Religionen eingesetzt hatte, gesagt: „Achte darauf, die Zeichen sind da, die Geschichte darf sich nicht wiederholen.“ Reinecke sieht als einzige Möglichkeit, dass die Bevölkerung gegen Rassismus zusammensteht.
Aktionstag gegen Antisemitismus
„#stehauf“ ist das Motto eines Aktionstages gegen Antisemitismus, zu dem die CDU Deutschland bundesweit letzten Donnerstag aufgerufen hatte. Wegen der Mahnwache hatte die Nümbrechter CDU ihre Teilnahme um einen Tag verschoben. Gemeinsam legten Vorsitzender Markus Lang und Fraktionsvorsitzender Manfred Henry Daub einen Kranz am Gedenkstein nieder. Auch Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen (CDU), Michaela Engelmeier (SPD), Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, und Mitglieder der anderen Parteien demonstrierten ihre Solidarität, ebenso Wolfgang Birkholz, Vorsitzender der Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Der stellvertretende Bürgermeister Gerhard Dittich sagte, dass diese Veranstaltung eine gute Möglichkeit sei, Flagge zu zeigen. Hass und Hetze im Alltag müssten unbedingt bekämpft werden, weil darauf immer öfter Taten folgten. „Antisemitismus ist keine Meinung, sondern eine Straftat, die mit aller Härte verfolgt werden muss.“ Nach zehn Gedenkminuten, an denen sich auch einige Passanten und vorbeikommende Radfahrer spontan beteiligten, betonte Reinecke noch einmal, dass es um eine gemeinsame Zukunft gehe: „Es ist nicht akzeptabel, wenn heute wieder jüdische Kinder diskriminiert werden.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Unter den Teilnehmern waren auch mehrere Jugendliche. So bezog der eigens aus Eitorf angereiste Gymnasiast Jakob Bohlscheid (15) eine klare Position: „Mir ist es wichtig, für so etwas aufzustehen – ich finde es unerträglich, gegen irgendjemanden zu hetzen.“