Gemeinde verweist auf GutachtenElsenrother erinnert an frühere Bergbautätigkeit

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An der Straße runter nach Gerhardsiefen haben Anwohner ein Plakat aufgehängt.

An der Straße runter nach Gerhardsiefen haben Anwohner ein Plakat aufgehängt.

Elsenroth – Reinhard Dick ist eingefleischter Elsenrother. Er ist dort geboren, war lange Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins, hat mehrere Bücher und Beiträge über den Nümbrechter Ort geschrieben. Jetzt macht er sich Sorgen, und diese Sorgen entzünden sich an der geplanten Erweiterung des Gewerbegebietes Elsenroth. Steht das Gebiet „auf wackeligen Beinen“, wie Dick befürchtet? Er meint den Bergbau, der hier im Untergrund seine Spuren hinterlassen hat.

„Bereits 1632 stand hier ein hoher Ofen mit einer Schmelzhütte“, weiß Dick. „Die alte Brüderstraße diente als idealer Transportweg. Um das Jahr 1700 kam der Eisenerzbergbau zu großer Blüte.“ Drei verschiedene Gruben seien bekannt. Um 1870 sei das Geschäft mit dem Eisenstein nicht mehr lohnenswert gewesen, die Produktion sei eingestellt worden. „Die unter dem Erdreich vorhandenen Stollen blieben jedoch vorhanden und bildeten später so manches Problem“, berichtet Dick.

Gemeinde hat Gutachten

Im Jahr 1899 konnte auf diesem Gelände die Homburger Dampfziegelei ihre Produktion aufnehmen. Dabei kamen auch einige Stollen zum Vorschein, in denen nun Kinder spielten, erinnert sich der Elsenrother. 1966 kaufte die Homburger Papierfabrik die Ziegelei – und verfüllte die Gruben mit Papierschlämmen, was zu erheblichen Geruchsbelästigungen geführt habe.

„Diese wurden später mit Erde abgedeckt, eine Bebauung dieser Bereiche ist aber nicht möglich“, sagt Reinhard Dick, der den Bogen weiter spannt: Die vom Gemeinderat beschlossene Errichtung einer Klärschlamm-Kompostieranlage hätten die Elsenrother seinerzeit abwenden können, erinnert er. Die Bürger hätten sich in diesem Zusammenhang bereiterklärt, etwa in der Größe der Ziegelei Flächen für Gewerbe zu akzeptieren.

1000 Tonnen Schotter

„Dies nutzten die Gemeindevertreter soweit aus, das gesamte Gebiet bis zum Sonnenberg und darüber hinaus als Gewerbegebiet auszuweisen“, so Dick – und kommt so wieder auf den Untergrund zu sprechen: Denn geologische Untersuchungen hätten ergeben, dass für die Errichtung der Gebäude, da wo einst der Eisenstein gebrochen wurde, mehr als 1000 Tonnen Schotter, Splitt und andere Steinmaterialien in das Erdreich eingebaut werden musste.

„Spezielle Fundamente mit Betonstempel konnten Risse im Mauerwerk nicht verhindern“, sagt der Elsenrother, der sich bei der Entwicklung des Gewerbegebietes „mehr Augenmaß“ wünscht, Neuansiedlungen sollten sich den bereits bestehenden Firmen anpassen.

Naturschutzbeirat lehnt Erweiterung ab

Der Naturschutzbeirat des Kreises hat die Nümbrechter Erweiterungspläne für das Gewerbegebiet Elsenroth am Montag einstimmig abgelehnt. Vorausgegangen waren zwei eindringliche Appelle von Helmut Dresbach vom Rheinischen Landwirtschaftsverband und von Reiner Ufer, der als Vertreter der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW dem Beirat angehört. Beide wandten sich gegen einen weiteren Flächenverbrauch.

Dresbach nannte es falsch und eine Unverschämtheit, wenn behauptet werde, falls die Erweiterungsfläche nicht bebaut werde, beeinträchtige der durch die Landwirtschaft verursachte Nährstoffeintrag die umliegenden nur noch mehr. Ufer hatte das Gebiet drei Mal untersucht und vor allem die als ökologischen Ausgleich vorgesehenen Verbesserungsmaßnahmen im Bereich des südlich gelegenen Naturschutzgebietes am Hillenbach unter die Lupe genommen. Sein Fazit: Der ökologische Wert ist bereits so hoch, dass kaum noch etwas zu verbessern sei. Die angedachte teilweise Öffnung des Hillenbachs und die Verbesserung einzelner Durchflüsse sei Sache des Aggerverbands, die Gemeinde Nümbrecht dürfe sich nicht die für einen Ausgleich nötigen Ökopunkte für Projekte einstreichen, die nicht ihre Sache seien.

Dresbach und Ufer appellierten an den Beirat, Flagge zu zeigen und sich gegen weiteren „Flächenfraß“ zu stellen – auch wenn man letztlich nichts bewirke. Schließlich hat Nümbrecht keine anderen Erweiterungsflächen mehr und auch die Kölner Bezirksregierung hat der Erweiterung schon zugestimmt. Manfred Schneider (Fachbereichsleiter Bauen bei der Gemeinde Nümbrecht) verwies darauf, dass für 7 der 14 Hektar bereits Anfragen erweiterungswilliger heimischer Betriebe vorlägen.

Beiratsvorsitzender Heinz Kowalski (Nabu) warnte zunächst noch vor einer Ablehnung. Besser die Gemeinde nehme die Verbesserungen am Hillenbach vor, als wenn man noch Jahre warten müsse, ehe der Aggerverband das erledige.

Am Ende gab’s einen Zwitterbeschluss. Der Beirat lehnt die Erweiterung des Gewerbegebiets ab, falls sie sich aber nicht verhindern lasse (was sehr wahrscheinlich ist), begrüßt man die Verbesserungen im Bereich Hillenbach. (kn)

Auch die Gemeinde wurde im Zuge der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung bereits mit Hinweisen auf möglicherweise offene Fragen, was den Baugrund angeht, konfrontiert. Die Verwaltung verweist aber darauf, dass ein baugrundtechnisches Gutachten vorliegt und dass die ganze Entwicklungsmaßnahme bodengutachterlich begleitet wird. Es seien Kleinramm- und Felskernbohrungen durchgeführt worden. „Die Tragfähigkeit des Baugrundes wird baubegleitend nachgewiesen.

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Hierzu wird die Tragfähigkeit der einzelnen aufgebrachten Schichten im Zuge der Geländeherrichtung überprüft“, schreibt die Verwaltung. Zudem verweist sie auf das vorliegende „Gutachten zur Risikoabschätzung Bergbau“. Demnach lägen „für das konkrete Plangebiet selber keine verzeichneten Hinweise auf ehemals geführte Abbautätigkeiten“ vor.

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