In Jerusalem sind aktuell Marion und Peter Reinecke vom Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda zu Besuch.
KriegNümbrechter Ehepaar erleben in Jerusalem, was die Menschen dort umtreibt

Jiftach Jaakov (M.), der Neffe von Friedensnobelpreisträger Jitzhak Rabin, mit Marion und Peter Reinecke in Jerusalem.
Copyright: Peter Reinecke
Aus erster Hand erleben Marion und Peter Reinecke aus Nümbrecht seit einigen Tagen, was die Menschen in Israel und insbesondere in Jerusalem umtreibt. „Die Israelis sind verzweifelt“, sagt Marion Reinecke vom Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda. „Egal, wohin Sie gehen: Das Gros der Menschen ist nicht damit einverstanden, was in Gaza passiert“, berichtet sie, „das ganze Land steht hinter den Familien der Geiseln und fordert deren Freilassung und ein sofortiges Ende des Krieges.“
Vielfach gehen die Menschen in Israel auch auf die Straßen, demonstrieren gegen Benjamin Netanjahu und dessen Politik. Auch die Reineckes hatten sich eingereiht in einen Demonstrationszug, der ganz in der Nähe von Benjamin Netanjahus Residenz lautstark protestierte – eine Geste, die bei den Israelis sehr gut angekommen sei. Auch eine Zeitung berichtete darüber.
Nümbrechter Ehepaar erlebte in Jerusalem Raketenalarme
Die Reineckes, die selbst in Jerusalem zwei Raketenalarme erlebten, berichten, dass sich die Menschen zunehmend depremiert, verzweifelt und hilflos fühlen. Vor Ort spüre man das noch sehr viel deutlicher als es Berichte in den deutschen Nachrichten widerspiegelten. Zum Beispiel bei einer Demonstration, die von den Müttern zweier in Gaza gefangen gehaltenen Geiseln organisiert wurde: „Wenn man weiß, wie die Kinder dieser Mütter leiden – jeder, der selber Kinder hat, kann sich vorstellen, dass das für die Eltern kaum erträglich ist.“
Die Reineckes sind auch in Jerusalem, um Freunde und Bekannte zu treffen. So trafen sie auch mit Shai Hod zusammen, der erst kürzlich zu Besuch in Nümbrecht war (wir berichteten) und mit Jiftach Jaakov, dessen Mutter eine Schwester von Jitzhak Rabin ist. Jaakov ist ein Neffe des ermordeten ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers.
„Wir helfen ihnen, ein deutsch-israelisches Start-Up für den Schutz kritischer Infrastruktur und einen deutsch-israelischen Investmentfonds zu etablieren“, erklärt Peter Reinecke – was sich momentan aber als schwierig gestalte, ergänzt seine Frau. „Das Interesse in Deutschland ist merklich abgekühlt. Oft schert man alle Israelis über einen Kamm.“ Jiftach Jaakow hat übrigens einen deutschen Pass – sein Großvater stammt aus Köln und war Sanitätssoldat im Ersten Weltkrieg. Wenn Shai Hod und Jiftach Jaakov in wenigen Wochen wieder nach Deutschland kommen, will Jaakov sich in Köln auf familiäre Spurensuche begeben.
„Fast jeder hier ist persönlich betroffen“, sagt Marion Reinecke. In Gaza seien auch 900 israelische Soldaten gestorben, „und da ist die Dunkelziffer der Suizide noch nicht eingerechnet“. Reinecke wörtlich: „Ich kenne persönlich ja keinen Krieg. Aber hier lernt man, den Frieden unendlich zu schätzen.“