Rückblick auf das finale RennenMotorradrennfahrer Florian Alt ist IDM-Superbike-Meister

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Florian Alt jubelt und umarmt einen Teamkollegen. In der Hand hält er einen goldenen Motorradhelm.

Nach der Zielankunft fiel aller Druck von Florian Alt und seinem Tema ab und es wurde nur noch gefeiert.

Das Wohnzimmer von Motorradrennfahrer Florian Alt aus Nümbrecht sieht aus wie zu Weihnachten: Alles leuchtet in Gold.

Das Wohnzimmer von Motorradrennfahrer Florian Alt sieht aus wie zu Weihnachten: Überall leuchtet es in Gold und Einsen verteilen sich im Raum. Nach dem Superbike-Titelgewinn in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) beim Saisonfinale auf dem Hockheimring hatten sich das Team Holzhauer Racing Promotion, Familie, Freunde und Sponsoren einiges einfallen lassen,   um den 27-Jährigen auszuzeichnen.

Vom Helmhersteller gab es ein goldenes Exemplar und die Firma, die seine Rennfahrerkombi fertigt, hatte eine Giraffe mit der Kombi gekleidet. Weil er so lang und schlaksig ist, würde er spaßeshalber mit einer Giraffe verglichen, erzählt Florian Alt lachend. Vom Team   gab es eine große Eins und goldene Fontänen.

Florian Alt sitzt mit Deutschlandfahne um den Schultern auf einem Motorrad.

Florian Alt ist IDM-Superbike-Meister.

13 Jahre hatten Honda und Holzhauer auf den erneuten Superbike-Titel warten müssen, daher war es für Florian Alt wie ein Ritterschlag, dass er gleich in seinem ersten Jahr auf Honda die Meisterschaft gewonnen hat und das im BMW-Land. „Nach viermal Vize-Meister wurde es aber auch Zeit“, sagt der Homburg-Bröler.

Nach Wochen, in denen sich alles Denken und Tun um die Vorbereitung auf den Titelgewinn drehte, muss er sich nun erstmal neu sortieren.   „Ich war so fokussiert, dass ich alles andere ferngehalten habe“, erzählt er. Besuche bei der Familie sowie Freunden stehen an und alle Nachrichten, die ihn nach dem Titelgewinn erreicht haben, hat er auch noch nicht gelesen oder beantwortet.

Mit dem Saisonstart sah es zunächst danach aus, dass Florian Alt und sein Team schon früh den Meistertitel gewinnen könnten. Der Sachsenring, Oschersleben und Most, wo die ersten Rennen stattfanden, seien Strecken mit viel Grip, was seiner Honda liege, berichtet Alt. Vier Siege und zwei zweite Plätze brachten ihn an die Tabellenspitze, die er mit einem Sieg in Schleiz ausbaute. Doch dann kam Assen und der unverschuldete Sturz im zweiten Rennen. Florian Alt blieb punktlos und   sein härtester Verfolger Ilya Mikhalchik auf BMW konnte sich plötzlich wieder Hoffnungen auf den Titel machen.

Florian Alt schlägt mit einem Teamkollegn ein.

Die Freude bei Florian Alt und seinen Teamkollegen von Honda war groß.

Vor dem Saisonfinale auf dem Hockenheimring waren es 36 Punkte Vorsprung, die eigentlich locker reichen sollten. Aber eben auch die Erfahrung von Assen und dazwischen  das 24-Stunden-Rennen Bol d'Or mit seinem französischen Team in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Bereits dort ließen Alt und seine Teamkollegen mit Platz zwei das BMW-Werksteam mit 28 Sekunden hinter sich. „Das war schon ein gutes Gefühl“, sagt der 27-Jährige.

Eine Woche später kamen ihm die letzten fünf Runden auf dem Hockenheimring vor wie ein Langstreckenrennen. „Wir hatten in der IDM nicht einmal mit einem technischen Defekt zu kämpfen und nun hörte ich jedes Geräusch“, blickt er zurück. Dabei war da schon klar, dass Mikhalchik auf der Position, auf der er fuhr , keine Chance mehr auf den Titel hatte. Mit Platz vier beim gleichzeitigen Sieg seines Konkurrenten hatte es Alt aber zuvor verpasst, schon den Titel feiern zu können.

„Es ist einfach gegen die Natur eines Rennfahrers taktisch zu fahren“, erklärt Alt.   Er habe sich immer wieder sagen müssen, das einzige Ziel ist die Meisterschaft und nicht der Sieg. Eine Taktik, die ihm auch sein   französischer Langstreckenteammanager, der extra nach Hockenheim gereist war, mit auf den Weg gegeben habe. Im Ziel sei dann aller Druck abgefallen, beschreibt Alt den Moment, in dem   er realisierte, dass es geschafft war und er gefeiert wurde.

Am Abend löste er noch ein besonderes Versprechen ein. Über Jahre hatte Florian Alt, der nie Alkohol trinkt, gesagt, er trinke dann ein Glas Bier mit dem Team, wenn er Meister werde. Das tat er und anschließend war auch noch die Stimme weg.

Noch ist der Alltag nicht ganz zurück bei Florian Alt. Und ehe es mit Freundin Kim in den Urlaub geht, steht Ende des Monats ein Highlight an. Mit einer Wildcard startet Florian Alt auf der Holzhauer-Honda beim Superbike-WM-Lauf im spanischen Jerez.   „Wir wollen zeigen, dass man auch mit einem seriennahen Motorrad etwas erreichen kann.“

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