Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

MVZ NümbrechtInvestor denkt über alternative Raumnutzung nach

Lesezeit 3 Minuten
Blick in ein Sprechzimmer einer Hausarztpraxis.

Hausärzte in einem MVZ in Nümbrecht würden eine Unterversorgung im Südkreis lindern.

Das MVZ Nümbrecht wird nicht am 1. Juli starten. Damit bleibt auch der Hausarztmangel im Südkreis ein Thema.

Nachdem die Gründung des Medizinischen Versorgungszentrums in kommunaler Trägerschaft in Nümbrecht zum 1. Juli vom Tisch ist (wir berichteten), hat sich auch für Michael Pfeiffer die Sachlage geändert. Der Wiehler Investor, in dessen Medi-Clinic am Nümbrechter Lindchenweg das MVZ einziehen soll, sagte auf Anfrage: „Meine Hoffnung in Richtung MVZ ist etwas geschmälert worden.“

Ich werde jetzt auch über Alternativszenarien nachdenken müssen.
Medi-Center-Investor Michael Pfeiffer

Zwar glaube er noch an das Projekt und drücke auch die Daumen. „Aber ich werde jetzt auch über Alternativszenarien nachdenken müssen“, so Pfeiffer, der hinzufügt, dass somit für das MVZ „ein gewisser Wettbewerbsdruck“ entstehe. Er sei auch selbst weiterhin mit Ärzten, die vielleicht eine Praxis im Medi-Center eröffnen wollen, in Gesprächen.

Weil das MVZ nun nicht im Juli eröffnet wird, bleibt auch die Frage nach der Lösung des Hausärztemangels im Südkreis ungelöst. Nur dort, nirgendwo sonst in Nordrhein-Westfalen, wird der Versorgungsgrad von 75 Prozent unterschritten, sagt Ralph Krolewski, Hausarzt in Gummersbach und Vorsitzender des Hausärzteverbands Oberberg — das sei ein Anhalt für eine vorliegende Unterversorgung. Mit dem festgestellten Missstand sei nun die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) per Gesetz in der Pflicht, binnen sechs Monaten Abhilfe zu schaffen, so Krolewski, „in einer Eigeneinrichtung oder in einer nicht näher genannten Beteiligungsform in Kooperation etwa mit Krankenhäusern“.

Ein ganzer Strauß an Vorschlägen

Ein Thema sind die aktuellen Entwicklungen bei der ambulanten ärztlichen Versorgung   nächste Woche auch für den Kreisgesundheitsausschuss. Erforderlich seien neue Denkansätze und zukunftsfähige Konzepte, um medizinische Angebote für die Bevölkerung aufrechterhalten zu können, heißt in der Vorlage der Kreisverwaltung. Neben der Verwaltung wird sich dort auch Sascha Klein, Geschäftsführer der Klinikum Oberberg GmbH, äußern.

Ralph Krolewski hat einen ganzen Strauß konkreter Vorschläge zur Hand, um innerhalb von ein bis zwei Jahren die hausärztliche Versorgung in den von Unterversorgung bedrohten Gebieten in Oberberg voranzubringen.

Quereinstiege und Weiterbildungen

„Erstens können sich Ärzte anderer Fachrichtungen innerhalb dieser Zeit über so genannte Quereinsteigerprogramme, die gefördert werden von den Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung, zu Allgemeinmedizinern weiterbilden lassen. Und zwar in Praxen, die die Weiterbildungsbefugnis haben.“ Krolewski geht davon aus, dass es im Kreisgebiet Ärztinnen und Ärzte gibt, die daran Interesse haben.

Zudem müsste dann der Weiterbildungsverbund aus   Krankenhäusern, „vorneweg das Klinikum Oberberg“, und niedergelassenen weiterbildungsermächtigten allgemeinmedizinischen Praxen, ihre Tätigkeiten verstärken, um innerhalb der nächsten fünf Jahre angehende Allgemeinmediziner auszubilden. Die, so Krolewski, könnten dann im vierten und fünften Weiterbildungsjahr nach ihrer Krankenhausphase als Weiterbildungsassistenten in den Hausarztpraxen eingesetzt werden.

Als drittes Element nennt Krolewski die sogenannte Landarztquote. 125 Studentinnen und Studenten, die in Nordrhein-Westfalen Medizin studieren, haben sich vertraglich verpflichtet, im Anschluss an die Weiterbildung für zehn Jahre eine vertragsärztliche Tätigkeit in einer Region in NRW auszuüben, für die einer der beiden Landesausschüsse der Ärzte und Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen (für Nordrhein oder Westfalen-Lippe) eine Unterversorgung oder eine drohende Unterversorgung festgestellt hat.

Von denen sollen einige nach Oberberg geholt und hier zu Allgemeinärzten ausgebildet werden, so Krolewski, „damit sie dann im vierten oder fünften Weiterbildungsjahr, also ab 2029, schon für die Versorgung zur Verfügung stehen und sich ab 2030 niederlassen können. Wenn wir von von denen sieben oder acht bekämen, dann wären wir schon gut dabei.“

Für das schöne Berufsbild werben

Darüber vertritt er die Ansicht, man müsse auch mal die Vorteile des Praktizierens als Hausarzt in den Fokus rücken: „Hausärztinnen und Hausärzte haben ein breites Behandlungsspektrum und decken bis zu zwölf Fachgebiete ab. Es ist eine vielseitige, lebendige Tätigkeit in der kontinuierlichen Betreuung von Patienten, die uns vertrauen. Es geht darum, auch für dieses schöne Berufsbild zu werben, schon an den Universitäten, um den Mediziner- Nachwuchs dafür zu gewinnen.“