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Schwierige LandungZehn Teams nehmen mit ihren Heißluftballonen an Fuchsjagd in Oberberg teil

Lesezeit 4 Minuten
Ein Pilot eines Heißliftballons spricht in ein Funkgerät.

Den Fuchsballon steuerte Thomas Lepperhoff, Vorsitzender des Ballonsportclubs Reichshof.

Einmal im Jahr findet die traditionelle Fuchsfahrt im Rahmen des GWN-Cups um den beliebten Wanderpokal statt. Am Sonntag stand der Wind gut.

Es ist 19.42 Uhr, als „Lutz“ am Sonntag den Boden im Nümbrechter Kurpark als Fuchs verlässt und in die Lüfte steigt. Zehn weitere Heißluftballone liegen mit ihren Hüllen noch am Boden. Sie werden erst acht Minuten später starten und die Verfolgung des ersten Ballons aufnehmen, der von Thomas Lepperhoff, dem Vorsitzenden des Ballonsportclubs (BSC) Reichshof, gesteuert wird.

Einmal im Jahr findet die traditionelle Fuchsfahrt im Rahmen des GWN-Cups um den beliebten Wanderpokal statt. Mehrere Termine hatte Lepperhoff dafür in den vergangenen Wochen ins Auge gefasst, immer wieder machte jedoch das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Am Sonntagabend steht der Wind endlich gut. „Wir werden es den Anderen nicht leicht machen“, kündigt Lepperhoff an, während er auf einem Tablet, das am Korb befestigt ist, Windrichtung und Fahrtdaten im Blick behält. Er erklärt: „Wir gehen in unterschiedliche Höhen, denn in jeder Höhe ist der Wind anders. Die anderen müssen dann versuchen, unserer Route bestmöglich zu folgen, ohne dass sie wissen, wie genau wir gefahren sind.“

Vier Heißluftballone liegen auf dem Boden.

Insgesamt zehn Teams nahmen mit ihren Heißluftballonen an der Fuchsjagd teil.

1380 Fahrten hat Lepperhoff in 40 Jahren mit dem Heißluftballon gemacht, erzählt er, während der Ballon mit neun Knoten und somit etwa 17 Kilometern pro Stunde auf Waldbröl zusteuert. „Wir machen das hier als Hobby“, sagt er weiter. Er hofft auf weitere Sponsoren, um möglichst vielen – dank des barrierefreien Korbs auch eingeschränkten Menschen – eine Fahrt im Heißluftballon ermöglichen zu können. Eine Landung hat Lepperhoff an diesem Tag auf einer Wiese im Bröltal angepeilt. Dass daraus nichts werden wird, weiß er noch nicht.

Genau acht Minuten nach dem Start des Fuchses drückt Sandra Wolfslast im Nümbrechter Kurpark zweimal lang auf die Hupe des Verfolgerfahrzeugs – das Signal für die anderen Ballone zum Aufrüsten. Dann steigt die Reichshoferin ins Auto und macht sich auf den Weg. Auf dem Beifahrersitz sitzt Hannah Lepperhoff, sie übernimmt die Navigation. Ein erster Anhaltspunkt ist die Windrichtung aus Nordwest, die Reise geht also in Richtung Südost.

Vier Personen, ein Mann und drei Frauen stehen im Korb eines Heißluftballons. Zwei Frauen an den Seiten drücken den Korb von außen runter.

An der Fahrt im Fuchsballon nahmen neben Pilot Thomas Lepperhoff (v.l. im Korb) Redakteurin Linda Thielen, Kathrin Pack (Gemeindewerke Nümbrecht) und Jule Hoffmann (BSC Reichshof) teil.

Währenddessen führt die Fahrt im Fuchsballon über der Baumkante hinweg über Wirtenbach und Hömel und anschließend wieder höher in Richtung Nutscheid. Die angepeilte Wiese ist für eine Landung nicht geeignet, denn darauf stehen Pferde. „Pferde können empfindlich auf Ballone reagieren“, sagt Lepperhoff.

Über Altennümbrecht und Berkenroth erreicht das Verfolgerteam derweil die Bundesstraße 478 und entdeckt hinter Ziegenhardt erstmals den Ballon, der geradewegs auf den Nutscheid-Höhenzug zuhält. Hannah Lepperhoff kennt die Gegend und erzählt: „Jetzt kommt erst einmal nur noch Wald – da können sie nicht landen.“ Nach kurzer Überlegung entschließen sich die Frauen, nicht den kürzeren Weg über Bladersbach und den Galgenberg zu fahren, sondern mit dem Anhänger besser die Route durch Waldbröl zu nehmen.

„Es wird wohl schwierig mit der Landung“, überlegt unterdessen auch Thomas Lepperhoff im Fuchsballon – auch mit Blick auf zahlreiche Strommasten, die nun vor dem Ballon auftauchen. Zwischenzeitlich hat er eine neue Gasflasche angeschlossen und gibt sich gelassen: „Wir können noch locker eine Stunde fahren.“ Im Hintergrund sind längst die Verfolgerballone zu sehen. Das scheint auch für viele am Boden ein Highlight zu sein. Anwohner winken begeistert.

Eine Frau sitzt auf dem Beifahrersitz in einem Auto und schaut auf das Handy und eine Navigations-App.

Am Boden nahm ein Team die Verfolgung auf. Eine App übermittelte Hannah Lepperhoff Route und Geschwindigkeit des Fuchsballons.

Auf dem Schladernring zeigen sich im Verfolgerauto die Vorteile der App, die Hannah Lepperhoff sowohl den eigenen Standort als auch die Route und Geschwindigkeit des Fuchsballons übermittelt. Nachdem dieser nur den letzten Zipfel einer Wiese bei Schönenbach streift, ist klar, dass die Fahrt bis hinunter ins Siegtal gehen wird.

Thomas Lepperhoff steuert mit dem Ballon schließlich auf die Ortschaft Rosbach in Windeck zu. Unmittelbar nach der Überquerung des Flusses und nach einer Stunde Fahrtzeit gelingt dort die Landung auf einer Wiese bei der Präsidentenbrücke. Endlich kann der Fuchs das pinkfarbene Kreuz auslegen, das die anderen Teilnehmer mit Sandsäcken versuchen müssen zu treffen. Zeitgleich mit der Landung des Fuchsballons treffen auch die Verfolger in Rosbach ein.

Und dann fährt einer der Verfolger wenig später tatsächlich genau über das Zielkreuz und platziert seinen Sandsack exakt in dessen Mitte. Es gibt begeisterten Applaus. Der Name des Siegers soll noch bis zum Lichterfest in Nümbrecht am 12. Juli geheim bleiben. Dort wird er um 18.45 Uhr in feierlichem Rahmen geehrt. Nur so viel: Erstmals hat ein Nümbrechter Lokalmatador gewonnen. „Das ist eine große Ehre“, freut sich dieser. Durch einen Klassenkameraden kam der diesjährige Sieger zum Ballonfahren und ist heute seit   25 Jahren im Verein aktiv.

Dass der Wettbewerb vor allem auf freundschaftlicher Ebene stattfindet, ist am Sonntag durchgehend zu spüren. Und noch eine Sache wird besonders deutlich: Zu einer Ballonfahrt gehört viel mehr als ein Pilot. Zahlreiche Helferinnen und Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Ohne Team geht es nicht. Es ist ein Vereinssport.