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Für die Bio-ZukunftBergneustädterin sitzt im Vorstand der Regionalwert AG Rheinland

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Die Familie Althoff (li.) übernimmt den Breuner Hof von Hardy und Petra Burgmer.

Die Familie Althoff (li.) übernimmt den Breuner Hof von Hardy und Petra Burgmer.

Oberberg – Sein Geld in die Zukunft und damit zu Klimaschutz und Artenvielfalt beitragen und die regionale und ökologische Landwirtschaft fördern - das ist nicht allein die Sache großer Konzerne. Im Prinzip kann das jeder, sagt die Bergneustädterin Dorle Gothe, Vorstand der Regionalwert AG Rheinland.

Vor fünf Jahren wurde die Aktiengesellschaft mit Sitz in Köln gegründet, eine von mehreren Regionalwert AGs bundesweit, mit dem Ziel, Erzeuger, Verarbeiter und Händler von ökologischen Lebensmitteln in der Region zu vernetzen und finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Ausgegeben werden „Bürgeraktien“, die zum Ausgabepreis von 625 Euro (für Altaktionäre 600 Euro) gekauft werden.

Elf nachhaltige Projekte in der Region

Seit ihrer Gründung hat die Aktiengesellschaft, die nicht an der Börse notiert ist, 1,75 Millionen Euro gesammelt und in elf nachhaltige Projekte in der Region investiert. Das erste war der Breuner Hof in Lindlar. Vor fünf Jahren suchten Petra und Hardy Burgmer Nachfolger für ihren Demeter-Hof außerhalb der Familie, weil keins der eigenen Kinder den Hof übernehmen wollte. „Wir wollten den Hof sichern. Uns war auch wichtig, dass der Ökolandbau weiter geht“, sagt Petra Burgmer. Die damals frisch gegründete Regionalwert AG half den Biobauern, eine Perspektive für den Hof zu entwickeln.

Die Besitzer brachten ein Drittel des Hofes in die AG ein, dafür bekam sie Aktien, die sie verkaufen beziehungsweise in eigene Projekte stecken können. „Wir vergeben keine Kredite, das Geld bleibt im Hof, die AG ist Teilhaber“, erläutert Gothe, die ökologischen Landbau und nachhaltige Regionalentwicklung studiert hat, das Prinzip.

Hof kann ohne unüberschaubare Schulden übernommen werden

Das erlaubt es den Nachfolgern Christina und Christian Althoff, die seit zwei Jahren auf dem Hof mitarbeiten, den Breuner Hof nun ohne unüberschaubare Schulden zu übernehmen, und sie können in die Zukunft investieren. Am 1. März war in Lindlar die Hofübergabe. Frische Ideen gibt es genug.

„Wir würden gern eine Heutrocknung bauen, weil wir nur mit Heu füttern wollen. Außerdem würden wir gern die Milch unserer 70 Kühe selbst vermarkten und die Aufzucht unserer Bullenkälber ausbauen“, schildert die 32-jährige Christina Althoff die Pläne. Die Landwirtin, die Agrarwissenschaft studiert hat, schätzt die gute Vernetzung durch die Regionalwert AG.

Viele weitere Projekte

Die beteiligt sich inzwischen an weiteren Projekten: An einer Käserei, einer Biogärtnerei. Ein neues Projekt ist der Umbau des Milchviehbetriebs Gut Kremershof in Wipperfürth zu einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLawi), die unter anderem einen Gemüselieferdienst zwischen Oberberg und Köln plant mit einem Co-Workingplace, Räumen für Workshops „zwischen Zucchini und Laptop“ und einem genossenschaftlichen Wohnprojekt.

„Seit Januar läuft Schritt für Schritt die Umstellung vom konventionellen Milchviehbetrieb auf Mutterkuhhaltung und der Aufbau der SoLawi“, erzählt Bäuerin Rahel Kremershof. Zur Zeit sei man im Gespräch mit der Regionalwert AG über eine Finanzierung von Hühnermobilen, eventuell auch über Vertriebswege. Da stehe noch die Entscheidung der Aktionäre an.

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„Die Aktionäre erwartet keine monetäre Dividende“, erläutert Vorstand Dorle Gothe, die weiß, dass ein ökologischer Umbau ohne entsprechendes Kapital nur schwer möglich ist. „Aber gerade die Bauern haben bei den Banken oft einen schweren Stand, weil die Preise für Lebensmittel wie Milch im Keller sind.“ Die Investition durch die Regionalwert AG kann bei der Kreditvergabe wie Eigenkapital behandelt werden. Für die Aktionäre sei die Bürgeraktie eine Zukunftsinvestition. Nicht nur mit moralischen Nutzen.

Dorle Gothe rechnet vor, welchen volkswirtschaftlichen Schaden Grundwasserverschmutzung, Verlust von Bodenfruchtbarkeit und Dürre verursachen, welche Strukturprobleme in Zukunft bei der Versorgung mit Lebensmitteln entstehen, „wenn die regionalen Erzeugerbetriebe langsam sterben. Das bezahlen wir alle, unter anderem über Steuern und Gebühren.“ Zur Zeit erhöht die Regionalwert AG ihr Kapitel und hat gerade Aktien im Wert von einer Million Euro ausgegeben für neue Projekte.

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