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Corona in OberbergFragen und Antworten zum Pandemie-Umgang in den Schulen

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Klassenzimmer Corona (Symbolbild)

Oberberg – Eine Inzidenz von über 500 bei den 10- bis 19-Jährigen, Corona-Ausbrüche an mehreren Schulen: Das teilte der Kreis am Freitag mit. Was heißt das konkret für Schulen, Schüler und Eltern? Hier einige Fragen und Antworten.

Welche Rolle spielen die 10- bis 19-Jährigen beim aktuellen Ausbruch?

„Treiber sind sie nicht, weil sie das Virus nicht in andere Altersgruppen tragen“, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes, Kaija Elvermann. Stattdessen sind sie diejenigen, die hauptsächlich vom Ausbruch betroffen sind. Der Impfappell, den sie am Freitag ausgesprochen habe, richte sich bewusst an die Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahre.

Wie viele Schüler im Oberbergischen Kreis sind geimpft?

Wie der Kreis am Freitag mitteilte, waren im Impfzentrum des Oberbergischen Kreises inzwischen 1240 Personen im Alter von 12 bis 15 Jahren gegen Corona geimpft worden. Darüber hinaus hätten 254 Schülerinnen und Schüler das Angebot des Impfmobils für Personen ab 16 Jahren an den Schulen angenommen. Bisher habe das Mobil elf weiterführende Schulen und Berufskollegs angefahren. Vier Stopps seien noch geplant.

Gibt es Maßnahmen, die der Kreis treffen kann oder treffen darf?

Anders als in der Vergangenheit, als streng nach Inzidenz festgelegt war, dass mit Erreichen der Notbremse ab einem Wert von 165 die Schulen in den Distanzunterricht wechseln, existieren feste Regeln nicht. Einschränkungen dieser Art sind für die Kreisschuldezernentin Birgit Hähn ohnehin kein Thema, dafür das Thema Lüftung. Auf die Frage nach Maßnahmen antwortet sie, dass die kreiseigenen Förderschulen Helen-Keller-Schule, Anne-Frank-Schule, Sprachförderschule Oberwiehl, Förderschule Vollmerhausen vor allem in den Klassenräumen mit Luftfiltern ausgestattet werden sollen. Es sollen 53 Luftreinigungsgeräte in den vier Schulen zum Einsatz kommen. 20 Geräte werden aus dem dann aufgelösten Impfzentrum übernommen, 33 Geräte wurden vor wenigen Tagen bestellt.

Wäre bei so einem Ausbruch nicht mehr denn je Distanzunterricht das richtige Mittel der Wahl?

Kaija Elvermann schweigt zunächst und denkt nach. Dann antwortet sie: „Aus rein infektiologischer Sicht muss ich sagen: Ja.“ So würden Kontakte zwischen denen vermieden, die sich gerade anstecken. Aber: „Eine rein infektiologische Sicht gibt es nicht.“ Auch die übrige körperliche und seelische Gesundheit müsse bedacht werden. Und da spielen die Corona-Schuljahre, die hinter den Schülern liegen, auch eine Rolle.

Gibt es Erkenntnisse zur Impfquote unter Lehrern?

Dem Kreis liegen nach eigenen Angaben keine verlässlichen Angaben vor. Das Schulministerium antwortet auf Anfrage, dass es eine anonymisierte, freiwillige NRW-weite Abfrage zum Impfstatus durchgeführt habe. Die habe ergeben, dass 87,5 Prozent der teilnehmenden Lehrer vollständig geimpft sei. Wohlgemerkt: 87,5 Prozent der Teilnehmer an dieser Abfrage.Darüber hinaus fragt das Ministerium regelmäßig Eckdaten zur Pandemie vor Ort ab. Zum Impfstatus haben aus Oberberg Anfang September von 88 Schulen 54 Angaben gemacht. In den teilnehmenden Schulen hatten 92,6 Prozent der Lehrkräfte einen vollständigen Impfschutz.

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Sind Eltern angesichts des aktuellen Ausbruchs wirklich noch verpflichtet, ihre Kinder in den Präsenzunterricht zu schicken?

Die Frage der Impfpflicht für Lehrer, aber auch die Frage nach der Auskunft über den Impfstatus wird oft unter dem Gesichtspunkt der Grundrechte diskutiert. Aber wie begründet man bei so einer konkreten Gefahr in den Schulen die Schulpflicht in Präsenz? Der Kreis verweist auf das Land, das Schulministerium auf das Schulgesetz: „Unterliegen Schülerinnen und Schüler keiner Quarantäne und sind sie auch nicht durch Krankheit oder aus anderen nicht vorhersehbaren Gründen verhindert, die Schule zu besuchen, so besteht die Pflicht zum Schulbesuch.“ NRW habe entschieden, dass der Inzidenzwert nicht mehr das alleinige Kriterium ist. „Konsequenterweise“ habe sich die Landesregierung daher auch für einen inzidenzunabhängigen Schulbetrieb entschieden.

Wie sehen es die Schulen?

„Auch wir haben keine Anhaltspunkte, dass Abstriche bei der Schulpflicht in Präsenz gemacht werden“, erklärt der Leiter des Homburgischen Gymnasiums in Nümbrecht, Thorgai Wilmsmann. Tatsächlich gewinne man den Eindruck, dass „sehenden Auges eine höhere Infektionsquote bei Kindern und Jugendlichen toleriert wird“, während vulnerable Gruppen durch die Impfung geschützt seien: „Man kann das nachvollziehen, aber es hinterlässt ein komisches Gefühl.“ An seiner Schule seien die Eltern relativ gelassen. Das könne aber auch daran liegen, dass es zuletzt nur vier Fälle bei 860 Schülern gegeben habe. Zudem gibt es ein Dilemma: „Zwischen Eltern, die sich Sorgen um eine Ansteckung ihrer Kinder machen, und denen, die sich Sorgen machen, dass ihre Kinder ins Homeschooling müssen.“ Das habe sich in Nümbrecht noch nicht zugespitzt. „Ich habe aber gehört, dass es anderswo schon zu spüren ist.“