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OberbergKirchen feiern Allerheiligen und Reformationstag unter schwierigen Umständen

Lesezeit 4 Minuten

Gräbersegnung mit Maske: Diakon Willi Schmitz versicherte in Ziegenhardt: „Gott lässt niemanden allein.“

Oberberg – Draußen vor der evangelischen Kirche in Nümbrecht sorgte der Posaunenchor Winterborn für eine feierliche Einstimmung auf den besonderen Tag. Einen Moment lang hätte man am Samstagabend denken können, die Glocken riefen zu einem ganz normalen, festlichen Reformationsgottesdienst. Aber drinnen regierte ein strenges Hygienekonzept, mit Listen, Desinfektion und Abständen zwischen den Bankreihen und Sitzplätzen.

Pfarrer Matthias Köhler stellte in seiner Begrüßung fest: „Vor einem Jahr war die Kirche brechend voll, jetzt ist sie so voll, wie es unter Coronabedingungen möglich ist.“ Doch: Nicht umsonst stehe der Reformationstag in diesem Jahr unter dem Motto „Ein feste Burg ist unser Gott“, denn in der Bibel heiße weiter: „Drum fürchten wir uns nicht.“ Ermutigung durch Gottvertrauen, darum geht es Köhler.

Heilige Vorbilder

„Gott lässt niemanden allein“, versicherte auch der katholische Diakon Willi Schmitz in seiner Andacht zum Allerheiligentag am Sonntag auf den Friedhof in Waldbröl-Ziegenhardt. Auf zahlreichen oberbergischen Friedhöfen gedachten Angehörige ihrer Verstorbenen. „Die Heiligen sind uns im Glauben voraus gegangen“, sagte der Diakon anlässlich der Segnung der Gräber. Pfarrer Klaus-Peter Jansen, der in Waldbröl die Allerheiligenmesse feierte, erinnerte angesichts der Einschränkungen durch die Pandemie daran, dass es Pestheilige gegeben habe, die sich im Sinne des Glaubens um ihre Mitmenschen kümmerten.

Musiker hinter Plexiglas: Beim Festgottesdienst in Nümbrecht war das aber eine schalldämpfende, keine Hygieneschutzmaßnahme.

Michael Braun, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger, sagt am Telefon über die Gottesdienste: „Es ist ein Balanceakt zwischen unserer Verantwortung für die Menschen und dem Versuch, Vereinsamung zu verhindern.“ Daher sei er dankbar, dass nach gegenwärtigem Stand alle Gottesdienste stattfinden dürfen. Zwar bedauere er die Einschränkungen des kulturellen Angebots wie etwa der Kirchenkonzerte. „Aber es gibt Gelegenheit zum persönlichen Gespräch nach dem Gottesdienst, Beerdigungen können angemessen stattfinden, sehr viele Kontakte finden über das Telefon statt.“

Gottesdienste finden weiterhin statt

Das Positive sehen, Freude verbreiten, so gut es eben geht, das versuchten im Waldbröler Reformationsgottesdienst Jugendliche mit ihren Instrumenten und im Rollenspiel. Der Pfarrer predigte immer wieder direkt in die Kamera – der Gottesdienst wurde als Stream ins Netz gestellt. Darin sieht der Superintendent eine große Chance. „Wir entwickeln zur Zeit ganz neue Formate, auch in den Beratungsstellen“, berichtet Braun. „Videokonferenzen könnten auch älteren Menschen helfen, die nur noch wenige Außenkontakte haben. Man sollte nicht unterschätzen, wie fit manche Ältere am Computer sind.“

Weihnachten mit Abstand

In vielen Kirchengemeinden rauchen zur Zeit die Köpfe über der Frage, wie Weihnachten unter Coronabedingungen gefeiert werden kann. An kreativen Vorschlägen fürs Weihnachtsfeeling mit Abstand herrscht aber kein Mangel.

So weiß Kreisdechant Christoph Bersch von der Idee, eine Herbergssuche als Krippenspiel im Freien zu veranstalten. Andere planten ein Feuer auf dem Kirchplatz fürs Gemeinschaftsgefühl. In einer Gemeinde denkt man an Heiligabend im Stall . Es könnte auch einen „Gottesdienst to go“ geben, mit Anregungen für zu Hause, sagt Bersch.

„Die Situation fordert uns heraus“, sagt der Kreisdechant. Auch müsse noch ausgelotet werden, was musikalisch geht. Sicher sei, dass es mehr Krippenspiele geben wird, etwa mit Kindergartenkindern, die sowieso täglich zusammen sind. „Es muss ja auch nicht alles in der Kirche stattfinden.“

„Wir beten für gutes Wetter – oder brauchen Regenschirme für den Open-air-Gottesdienst“, scherzt er evangelische Superintendent Michael Braun. Er weiß von Gemeinden, die einen „Lebendigen Adventskalender“ planen. Andere denken nach über mehrere kurze Feiern verteilt auf verschiedenen Stellen in der Gemeinde. In Drabenderhöhe sollen vier Trecker mit weihnachtlich dekorierten Anhängern und der frohen Botschaft unterwegs sein. „Vielleicht gibt es auch vorproduzierten Weihnachtsgottesdienst“, sagt Braun. „Die Musiker, die Vorleser, der Pfarrer, alles könnte separat aufgenommen und dann geschnitten werden.“ Auf jeden Fall werde es mehr Gottesdienste für jeweils weniger Teilnehmer geben. Nach derzeitigen Stand soll das adventliche Turmblasen in Bergneustadt stattfinden – mit Anmeldung und Zugangsbeschränkung. (ms)

Mit Anmeldung und von Kirche zu Kirche variierenden Höchstzahlen finden auch die katholischen Gottesdienste weiterhin statt, betonte Kreisdechant Christoph Bersch auf Anfrage, ebenso seelsorgerische Besuche von Kranken und im Altenheim. „Wir wollen nah bei den Menschen sein, Nähe und Distanz in Einklang bringen, wo es möglich ist. Viele Dinge gehen zur Zeit nicht, aber manche gehen eben doch.“

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