Schulen im CheckSo wirkt sich die G9-Rückkehr auf Oberbergs Gymnasien aus

Lesezeit 4 Minuten
Die Abkehr vom Turbo-Abi und die Rückkehr zu G 9 schlägt sich ab diesem Schuljahr an oberbergischen Gymnasien noch nicht mit Wucht nieder. Die anfallende Arbeit findet eher hinter den Kulissen statt, mitunter sei eine Entschleunigung spürbar.

Die Abkehr vom Turbo-Abi und die Rückkehr zu G 9 schlägt sich ab diesem Schuljahr an oberbergischen Gymnasien noch nicht mit Wucht nieder. Die anfallende Arbeit findet eher hinter den Kulissen statt, mitunter sei eine Entschleunigung spürbar.

  • Nach dem Ende des „Turbo-Abis“ in NRW wollten wir wissen: Macht sich die Rückkehr zu G9 in Oberbergs Gymnasien schon bemerkbar?
  • Wir haben uns dazu die Veränderungen an den einzelnen Gymnasien angesehen und mit den Beteiligten gesprochen.

Oberberg – Die einzelnen Oberberger Gymnasien im G9-Check:

Homburgisches Gymnasium Nümbrecht

Der Wechsel von G8 zu G9 ist am Homburgischen Gymnasium in Nümbrecht bereits deutlich zu spüren. Das berichtet Direktor Thorgai Wilmsmann. „Wir stellen eine Entschleunigung fest“, sagt er mit Blick auf die Stundentafeln.

Dort habe sich neuer Raum für Lernzeiten aufgetan: Dies sind Unterrichtsstunden, in denen die Schüler selbstständig lernen, arbeiten oder Hausaufgaben erledigen, ohne dass ihnen dabei ein Fach vorgegeben ist. Ab dem kommenden Schuljahr sollen diese Einheiten dann für das gesamte Gymnasium gleich getaktet sein und somit gleichzeitig stattfinden.

Ab dem Schuljahr 2026/27 werden alle Schüler im Bildungsgang G9 sein, sodass ab 100 bis 120 Schüler mehr am Homburgischen Gymnasium lernen. Diese machen 2027 Abitur, sodass im Sommer 2026 ein ganzer Abschlussjahrgang fehlt. Der letzte Jahrgang G8 verlässt die Schule im Sommer 2025. „Bis dahin ist die Umsetzung des Bildungscampus’ aber hoffentlich so weit fortgeschritten, dass wir alle unterbringen können.“ Eine Entlastung sieht der Schulleiter auch darin, dass die zweite Fremdsprache, Französisch oder Latein, ab sofort erst in der siebten Klasse auf den Stundenplan kommt und nicht, wie bei G8, bereits in der sechsten. (höh)

Hollenberg-Gymnasium Waldbröl

Frank Bohlscheid, Leiter des Hollenberg-Gymnasiums in Waldbröl, wertet dies ebenso als Vorteil, „und dass die Schüler insgesamt etwas weniger Stunden und damit auch weniger lange Tage mit Unterricht haben“. Das bedeute insbesondere für die Jahrgangsstufen 8 und 9 mehr Freizeit am Nachmittag.

Auch Bohlscheid erwartet keine Enge im Schulgebäude, es stünden in den kommenden Jahren genügend Räume zur Verfügung, weil es 2026 eben ein Jahr ohne Abiturjahrgang gebe. Grundsätzlich erwarte er aber, dass sich in der Zukunft wieder mehr Eltern aufgrund der längeren Schulzeit dazu entschließen, ihre Kinder an einem Gymnasium anzumelden. (höh)

Lindengymnasium Gummersbach

Der Wechsel zurück nach G9 werde von den Eltern ihrer Schüler begrüßt, sagt die Leiterin des Gummersbacher Lindengymnasiums, Beatrix Will. Wobei sich an dem Ganztag nichts geändert habe. Schon jetzt könne man aber sagen, dass die Schule mehr Zeit habe, den Schülern die Grundlagen für die Oberstufe zu vermitteln.

„Ob das Früchte trägt, muss man sehen“, sagt Will. Die Rückkehr zu G9 habe, was den Raumbedarf angehe, keine Bedeutung in ihrer Schule, sagt die Direktorin, wenngleich der Standort Grotenbach bereits gut ausgelastet sei. Im ehemaligen Grotenbach-Gymnasium werden die Klassen fünf und sechs sowie die Oberstufe unterrichtet. Mehr Räume stünden am Standort Moltkestraße zur Verfügung. Rückblickend auf G8 sagt Will, dass Eltern und Schüler es nicht zu schätzen gewusst hätten, ein Jahr früher mit der Schule fertig zu sein. „Am Ende muss man festhalten, dass G8 keine gute Idee gewesen ist.“ (ar)

Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wiehl

Die Umstellung auf G9 im schulischen Alltag ist für das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) „kein Problem“, versichert Schulleiter Frank Mistler: „Es gibt nur eine klitzekleine Anpassung bei der Stundentafel der 6er, die im vergangenen Jahr noch mit G8 gestartet sind.“ Erhebliche Mehrarbeit gebe es aber im Kollegium bei der Neugestaltung der Lehrpläne – ein Aufwand, auf den Mistler gern verzichtet hätte.

Das bildungspolitische Hin und her sieht der Wiehler Schulleiter kritisch. Mistler erinnert daran, dass die Umstellung auf G8 damals wegen des Drucks aus Wirtschaft und Politik vollzogen wurde. „Und die Rückkehr zu G8 erfolgt nun wegen der Elternschaft. Die Schule kann aus pädagogischer Sicht mit beidem leben.“ (tie)

Wüllenweber-Gymnasium Bergneustadt

Von der Umstellung auf G9 erwartet Monika Türpe, Direktorin des Wüllenweber-Gymnasiums in Bergneustadt, eine „Entschleunigung des Lerntempos“: „Und wir hoffen natürlich, dass besonders viele Eltern sich in Zukunft für die Schulform Gymnasium mit neun Schuljahren entscheiden werden.“ Die Vorbereitungen für die Umstellung haben auch in Bergneustadt bereits begonnen.

Neben Organisatorischem, wie dem Erstellen einer neuen Stundentafel für die Stufen 5 und 6 und dem Sichten der für G9 zugelassenen Schulbücher, stehe vor allem die inhaltliche Arbeit im Vordergrund, berichtet Türpe: „Die Fachschaften müssen sich ja nach dem neuen Kernlehrplan richten und entsprechend die schulinternen Lehrpläne anpassen.“ Die Arbeit dazu habe begonnen, allerdings erwartet die Bergneustädter Schule in dieser Sache für den Herbst noch weitere Informationen von der Kölner Bezirksregierung. Die sollen dann an einem pädagogischen Tag umgesetzt werden. (ag)

Aggertal-Gymnasium Engelskirchen

Die Umstellung mache organisatorische Arbeit, sagt Balthasar Rechner. Die Fachschaften seien dabei, die Lehrpläne schulintern neu zu gestalten. „Damit haben wir aber schon vor den Ferien begonnen“, sagt der Schulleiter. Zudem müssten die Stundentafeln angepasst werden. Das laufe aber alles im Hintergrund, so Rechner: „Das nehmen die Schülerinnen und Schüler und die Eltern nicht wahr, das ist von außen nicht sichtbar.“ Verschiedene spürbarere Änderungen kämen auf die Gymnasien erst noch zu. Etwa, wenn in einigen Jahren wieder neun statt zuletzt acht Jahrgangsstufen in den Gymnasien Räume brauchen.

In Engelskirchen befindet sich ein notwendiger Erweiterungsbau bereits im Planungsstadium und beschäftigt bereits die zuständigen politischen Gremien. Dramatisch, so Rechner, wären die Auswirkungen für Schülerinnen und Schüler der jetzigen Jahrgangsstufe 7. Wenn die das Klassenziel nicht erreichen und sitzen bleiben, machen sie ihr Abitur zwei Jahre später als ursprünglich geplant. (sül)

Rundschau abonnieren