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Trotz trockenem SommerWeihnachtsbaum-Produzenten sind zufrieden mit ihrer Ernte

Lesezeit 3 Minuten

Auf dem Foto 1197 ist Eugen Rubenko mit Valerie (l. ) und Leonie

Oberberg – Ein wenig skeptisch begutachtet Eugen Rubenko die saftig grüne, frisch geschlagene Nordmanntanne, die seine Töchter in der Baumschule Werner in der Becke zum Weihnachtsbaum auserkoren haben – und hofft, dass sie nicht nach wenigen Tagen im Wohnzimmer schon so braun da steht, wie die Wälder, die er in Engelskirchen täglich aus dem Fenster sieht.

Auch Mike Pondruff aus Hülsenbusch kauft seinen Baum in diesem Jahr vorsichtshalber erst kurz vor dem Fest, „damit er an Heiligabend noch alle Nadeln hat“. Doch die Produzenten beruhigen: „Den Weihnachtsbäumen, die ja schon mehrere Jahre alt sind, hat die Trockenheit nichts ausgemacht.“

Rotfichten eignen sich nicht als Weihnachtsbaum

Davon ist Nebenerwerbslandwirt Andreas Lutz, der seit vielen Jahren in Reichshof Tannenbäume pflanzt, fest überzeugt. „Die Bäume sehen gut aus“, lobt auch Lars Dissmann, der in Odenspiel jedes Jahr etwa 15 000 Weihnachtsbäume verkauft. „Die Bedingungen waren besser als im vergangenen Jahr, wir haben in diesem Jahr immer noch rechtzeitig Wasser abbekommen.“

Kahle, verdorrte Bäume, braune Nadeln: Solche Schreckensszenarien beim Waldspaziergang nach dem zweiten, extrem trockenen Sommer beträfen vor allem große Rotfichten, erklären die Produzenten übereinstimmend. Dann hätten sich Borkenkäfer in die Rinde der geschwächten Bäume gebohrt, die wegen der Trockenheit zu wenig Harz produzierten. Die schnell nadelnden Fichten seien als Weihnachtsbäume ohnehin ungeeignet, betont Produzent Lars Dissmann.

Am meisten eignet sich die Nordmanntanne

Er setzt seit Jahren „zu 85 Prozent“ auf die Nordmanntanne. „Die stammt aus dem Kaukasus und ist sehr robust und stressresistent, und als Pfahlwurzler kommt sie immer noch an Wasser.“ Auch Andreas Lutz pflanzt ausschließlich Nordmanntannen. „Die Edeltanne treibt früh aus, wenn dann im Mai Spätfrost kommt, gehen die Triebe kaputt.“

Dissmann hat neben Exoten wie der Korktanne immer auch einige Edeltannen im Angebot: „Die sind so stachelig, dass selbst Katzen den Weihnachtsbaum in Ruhe lassen“, sagt er schmunzelnd. Ganz ungeschoren seien seine Bäume in diesem trockenen Sommer allerdings nicht davongekommen, räumt er ein. Bei hoher Sonneneinstrahlung bekämen die kleinen Bäume einen Sonnenbrand. „Bis Ende Mai war alles gut.

800.000 Liter Regenwasser waren schnell aufgebraucht

Dann ist Ende Juli innerhalb einer Woche eine ganze Fläche mit 6000 frisch gepflanzten Bäumchen komplett vertrocknet.“ Dabei habe man so lange wie möglich bewässert, bis 800 000 Liter in Betonkellern gespeichertes Regenwasser aufgebraucht gewesen seien. Bereits im vergangenen Jahr waren jungen Setzlinge auf diesem Landstück der Trockenheit zum Opfer gefallen. „Im Frühjahr bepflanzen wir diese Fläche zum dritten Mal.“

Andere setzen die jungen Bäume aus Sorge vor sommerlicher Trockenheit inzwischen im Herbst. „Wenn die Tannen dann im zweiten Jahr erstmal richtig angewachsen sind, dann sind sie nicht mehr so empfindlich“, sagt Lutz. Durch den Regen der vergangenen Wochen hätten sich die Tannen richtig mit Wasser vollgesogen, seien saftig grün und um die Haltbarkeit müsse man sich keine Sorgen machen, beruhigen die Produzenten einhellig all jene, die noch auf der Suche nach „ihrem“ Baum sind.

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„Am besten frisch schlagen, anschneiden und hin und wieder mit Wasser besprühen“, rät Phillip Lüdenbach, Produzent von Bio-Weihnachtsbäumen aus Obersteimel. Seinen Bäumen habe der trockene Sommer nichts ausgemacht. Lars Dissmann hofft, dass die beiden vergangenen Sommer „extreme Ausnahmeerscheinungen“ waren. „Sonst müssen wir anfangen, im Palmen zu züchten.“