Oberberger KitasLeiterin über den Alltag nach Öffnung der Einrichtungen

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Normal ist noch nichts in den Kitas in Oberberg. Neun Einrichtungen sind zwei Wochen nach der kompletten Öffnung schon wieder von Quarantänemaßnahmen betroffen.

Normal ist noch nichts in den Kitas in Oberberg. Neun Einrichtungen sind zwei Wochen nach der kompletten Öffnung schon wieder von Quarantänemaßnahmen betroffen.

Marienberghausen – Vanessa Dehler macht sich große Sorgen. „Ich finde die Situation im Moment bedrohlicher als je zuvor seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr.“ Klare Worte von Dehler, die Leiterin der VfsD-Kindertagesstätte Anne Frank in Marienberghausen ist. Die beängstigende Entwicklung der Mutationen macht ihr Sorgen – vor allem aber das Verhalten der Menschen. „Wir reißen uns ein Bein aus, um die Gruppen zu trennen. Kaum sind die Kinder aber draußen, vermischen sie sich. Wo bleibt da die Rücksicht?“, klagt sie an.

Dehler weiß auch, warum. „Die Leute sind müde. Anders als im letzten Frühjahr halten sich viele nicht mehr an die Regeln, treffen sich in der Freizeit in größeren Gruppen, sind zunehmend unvorsichtig “, beobachtet sie immer wieder. Machen könne sie da wenig, wenn Appelle und Gespräche nicht fruchten. „Wir können uns ja nicht weigern, die Kinder dieser Personen zu betreuen!“ Dabei sei Abstandhalten im Kindergarten schlicht unmöglich. „Und mit einem Schlag hatten wir auf einmal wieder 22 Kinder hier statt vier oder sechs in der Notbetreuung.“ Und das bei steigenden Infektionszahlen. „Hat eigentlich keiner den Aufruf gehört, dass Kinder weiterhin möglichst zu Hause betreut werden sollen?“

Zwischen Kitabetrieb und Quarantäne

„Die Kinder freuen sich wie Bolle, dass sie kommen dürfen, die Eltern sind erleichtert“, sagt Christina Otterbach, verantwortlich für sechs Kitas in den katholischen Seelsorgebereichen Oberberg-Mitte und Morsbach-Friesenhagen-Wildbergerhütte. Aber: „Jeden Morgen um 7 Uhr hoffen wir, dass kein Anruf kommt mit der Meldung einer neuen Infektion. Wir leben von Tag zu Tag.“

Das Damoklesschwert heißt Allgemeinverfügung. Damit wird im Falle eines Ausbruchs eine Quarantäne für eine betroffene Gruppe angeordnet. Gerade hat es zum Beispiel die Kita Don Bosco in Bergneustadt getroffen – so wie kreisweit Stand Freitag insgesamt neun Einrichtungen. Trotz strikter Trennung der Gruppen, trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen und obwohl kein Erwachsener außer dem Personal die Kitas betreten darf.

Seit der Öffnung für alle Kinder vor zwei Wochen steigt die Zahl der Fälle in Kitas im Gegensatz zum eingeschränkten Betrieb in der Notbetreuung wieder deutlich. Anders als vor dem Lockdown, als vor allem Erwachsene betroffen waren, sind es nun vermehrt Kinder, die erkranken, heißt es aus den Kitas. „Wir haben große Sorge wegen der Mutationen“, sagt Eckhardt Kreimendahl, als DRK-Fachbereichsleiter zuständig für 15 Einrichtungen. Er ist erleichtert, dass es weiter die um zehn Stunden reduzierten Betreuungskontingente geben soll. „Anders kann man die Gruppen gar nicht aufrecht erhalten.“

Christian Will, Fachbereichsleiter vom Verein für soziale Dienste, hofft wie auch die Fachberaterin des Kirchenkreises an der Agger, Lina Spitzer, auf schnelle Impftermine für die Erziehenden. Die Impfbereitschaft sei hoch, heißt es übereinstimmend bei den Trägern. „Wir haben Listen gemacht und alles vorbereitet“, so Kreimendahl. „Eigentlich soll es ja am Montag los gehen.“ (ms)

Natürlich versteht Dehler den großen Wunsch der Kinder, wieder ihre Freunde zu treffen. „Aber wenn ganze Gruppen schon nach ein paar Tagen wieder in Quarantäne geschickt werden müssen, dann sitzen diese Kinder zu Hause, dürfen überhaupt niemanden mehr treffen“, gibt sie zu bedenken. Wie schnell das gehen kann, hat sie selbst erlebt, als vor Weihnachten eine Erzieherin erkrankte und der Kindergarten geschlossen war.

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Ein zurzeit alltägliches Problem: Laufende Nasen? Ist das eine normale Erkältung? „Wir schicken das Kind schon an der Tür zurück. Und dann guckt da noch nicht mal ein Arzt richtig drauf. Kinder werden kaum getestet. Alles wird als Schnupfen abgetan“, kritisiert die Kita-Leiterin. Würden Kinder regelmäßig getestet, würden auch mehr Infektionen auffallen und Informationen darüber, ob und wie Kinder die Krankheit übertragen und welche eventuellen Spätfolgen es bei ihnen selbst gibt, sagt sie: „Da brauchen wir einfach viel mehr Sicherheit!“ Könnte man zum Beispiel die Spucktests – vorausgesetzt die rechtliche Lage sei geklärt – auch im Kindergarten einsetzen? „Das wäre für alle Erziehenden eine große Erleichterung!“ So wartet Dehler „im Grunde seit dem Herbst“ täglich darauf, dass was passiert.

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