Jahresbilanz 2023Reichshof, eine Gemeinde mit soliden Finanzen

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Geräuschtest auf dem Areal der geplanten Sommerrodelbahn in Eckenhagen.

Investor Markus Lüdorf (r.) hatte im Sommer zu einem Ortstermin eingeladen. Da, wo er die Sommerrodelbahn plant, sollte die Lautstärke der Geräuschkulisse gemessen werden.

Was war? Was kommt? In unserer Serie ziehen wir Bilanz für 2023. Heute geht es um die Südkreisgemeinde Reichshof.

Ziemlich geräuschlos haben Politik und Verwaltung das Gemeindeschiff auf Kurs gehalten – auch in Zeiten, in denen die Wogen höher schlagen als früher. Es ist nicht so, dass in den Sitzungen immer eitel Sonnenschein herrscht. Aber eine politische Kultur, in der Diskussion statt Krawall die Auseinandersetzungen bestimmt, ist wahrscheinlich immer eine gute Basis für konstruktives Arbeiten.

Natürlich kommt es dem Gestaltungswillen immer zugute, wenn nicht jeder Tagesordnungspunkt immer gleich unter dem Vorbehalt einer schlechten Haushaltslage steht. Die Gemeinde Reichshof steht finanziell im Oberberg-Vergleich gut dar. So gut, dass sich die Politik im Dezember mit der Frage auseinandersetzte, wie die Gemeinde ihre Überschüsse gewinnbringend, aber risikolos anlegen will.

Förderantrag zur Rettung des Schwimmbades

Noch ein gutes Zeichen: Mitte Dezember wurde der Etat für 2024 vom Rat verabschiedet, am 3. Januar lag bereits die Genehmigung der Aufsichtsbehörde vor. Die Gemeinde profitiert immens von den Dutzenden Firmen, die sich im Gewerbegebiet Wehnrath angesiedelt haben und seit Jahren für einen verlässlichen Strom von Gewerbesteuern hinein ins Gemeindesäckel sorgen.

Aufreger-Themen gab es freilich auch. In einer Gemeinde, in der es nicht den einen, sondern mehrere Siedlungsschwerpunkte gibt und zugleich mehr als ein Schwimmbad, hat eine Diskussion wie die über die Zukunft des Schwimmbades in Wildbergerhütte automatisch gleich mehrere Ebenen.

Da war es vielleicht auch ein bisschen das Glück des Tüchtigen, dass Sarah Schmidt, allgemeine Stellvertreterin des Bürgermeisters, just in der Sitzung, in der mit dem Protest der Schließungs-Gegner zu rechnen war, eine gute Nachricht verkünden konnte: Es hatte sich unerwartet eine neue Tür geöffnet in Form eines neuen Förderprogramms, dessen Richtlinien ziemlich passgenau mit den Wildbergerhütter Sanierungsplänen für das Becken übereinstimmen. Die Unterlagen waren schnell eingereicht, inzwischen ist im Rathaus in Denklingen die Rückmeldung eingegangen, dass der Förderantrag in der Bearbeitung ist.

Meinungsverschiedenheiten löste der Plan des Reichshofer Investors Markus Lüdorf aus, der in Eckenhagen eine rund 900 Meter lange Sommerrodelbahn errichten lassen möchte. Viele Kritiker, vielfach Anwohner, formierten sich und formulierten (teils sehr deutlich) ihre Sorge vor dann drohender unangemessener Belästigung durch mehr Verkehr, mehr Trubel, vor allem mehr Lärm.

Und auch davor, dass künftige Besucher so laut kreischen und johlen könnten, als führen sie nicht auf einer Sommerrodelbahn, sondern auf einer halsbrecherischen Achterbahn. Keinen Gegenwind lösten hingegen die gemeindlichen Investitionen in Schulen, Kindergärten, Feuerwehr und Infrastruktur aus, die permanent geräuschlos mitlaufen.

Eine Baustelle ist und bleibt allerdings die Versorgung der Reichshofer Haushalte mit schnellem Internet. Hier gibt es noch viel Handlungsbedarf, auch wenn die Aufgabe denkbar herausfordernd ist in einer Gemeinde mit mehr als 100 Ortschaften, Orten und Örtchen auf einer Fläche, die in etwa so groß ist wie die der Nachbarkommunen Waldbröl und Morsbach zusammen.

Bürgermeister Rüdiger Gennies tritt nicht mehr zur Wahl an

Grundsätzlich hat die Gemeindeverwaltung das Thema Digitalisierung ihrer eigenen Arbeit auf dem Zettel. So werden keine analogen Hundesteuermarken mehr per Post verschickt, Fifis Steuerveranlagungs-Bescheid kommt stattdessen per Mail, hat der Rat einstimmig beschlossen. Wenn das Ordnungsamt bei Kontrollen von Hunden die Steuerpflicht überwacht, dann sei ohnehin eine zeitnahe und interne Hundehalterabfrage beim Steueramt zielführender, hatte die Verwaltung argumentiert.

Mit einem Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit mit der Gemeinde Morsbach möchte man in Reichshof Synergien heben und dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirken, zunächst in der gemeinsamen Zahlungsabwicklung und Vollstreckung, bei der Erhebung von Elternbeiträgen und in der Gleichstellung. Auch in die Vergangenheit richtete sich 2023 der Blick, zum Beispiel auf die Eröffnung des Gruben-Museums in Eckenhagen: Das erinnert an die Zeiten, als Bodenschätze gewonnen wurden.

Für Bürgermeister Rüdiger Gennies ist im Januar das letzte Kalenderjahr angebrochen, in dem er auch an Silvester noch Rathauschef ist. Er stellt sich bei den Kommunalwahlen 2025 nicht mehr zur Verfügung.

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