Der Musikzug Bergerhof hat eine 125 Jahre lange und bewegte Geschichte. Eine Anekdote handelt von einem Gewittersturm mit Folgen.
FeuerwehrkapelleReichshofer Musikzug feiert 125-jähriges Bestehen

Bei einem Probenwochenende bereiteten sich die Musikerinnen und Musiker auf das Jubiläumskonzert vor.
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Solch ein Jubiläum rechtfertigt Extraschichten: Mit einem dreitägigen Probewochenende hat sich der Musikzug Bergerhof von der Freiwilligen Feuerwehr Reichshof auf die Jubiläumsmusiknacht zu seinem 125-jährigen Bestehen in der Glück-auf-Halle vorbereitet. Das Konzert am Samstag, 4. November, 19 Uhr, ist die erste Musiknacht nach der Pandemie.
Für die an drei Orten gleichzeitig stattfindenden Proben der einzelnen Register hatte das Orchester Musiker unter anderem von der Hochschule in Köln und der Musikschule in Wipperfürth als externe Dozenten engagiert. Die Schlagzeuger nahm der musikalische Leiter Tobias Sünder selbst unter seine Fittiche und leitete natürlich die Gesamtproben.
Erster Auftritt in Wildberg zu Ehren von Kaiser Wilhelm II.
Die Geschichte des Musikzugs reicht bis in das Jahr 1898 zurück. Damals hatten sich neun Feuerwehrleute aus der kurz zuvor gegründeten Löschgruppe Wildberg-Bergerhof zusammengefunden, um als Vereinskapelle bei Umzügen und Übungen zu spielen und auf Feiern für Unterhaltung zu sorgen. Der erste große Auftritt fand am 27. Januar 1900 im Saal der Wildberger Gastwirtschaft Breiderhoff anlässlich des Geburtstags von Kaiser Wilhelm II. statt, den die Kapelle mit Konzert und Ball feierte.

Die Musikkapelle im Jahre 1931 vor der Alten Schule mit dem damaligen Kapellmeister Albert Meldau.
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Während des 1. Weltkrieges ruhte die Tätigkeit der Gruppe, nach der Wiederaufnahme der Proben wurde sie 1921 als offizielle Feuerwehrmusikkapelle anerkannt. In den wirtschaftlich schwierigen Jahren der Weimarer Zeit spielten die Musiker auch Theater, um neue Instrumente auf Raten kaufen zu können. Einige wenige davon wurden sorgsam versteckt, als Ende der 30er Jahre Blasinstrumente von der SA für ihre eigenen Kapellen beschlagnahmt wurden.
Reichshofer Musiker tauschten ein Huhn gegen eine Trommel
Nach Kriegsende 1945 musste dennoch mühsam Ersatz beschafft werden. Die Chronik berichtet: „Eine Ventilposaune wurde für einen halben Zentner Kohlen eingehandelt. Für ein zugelaufenes Huhn erhielt man eine Wirbeltrommel, und Reparaturen beim Instrumentenbauer wurden mit Fleischwürsten bezahlt.“
Von 1947 an fanden die Proben in der inzwischen denkmalgeschützten „Alten Schule“ statt, wo der Musikzug noch heute übt und die er seit 1995 von der Gemeinde gemietet hat. Seit den 50er Jahren veranstaltete der Musikzug jährlich Weihnachtskonzerte. Die Mitgliederstärke war so weit angewachsen, dass zwei Tanzkapellen besetzt werden konnten.
Verhängnisvoller Sturm bei Schützenfest in Wildberg
Für das Ende des Jahrzehnts hält die Chronik eine weitere Anekdote bereit: „Pfingsten 1958 spielte man auf dem Schützenfest in Wildberg. Bei einem plötzlichen Gewittersturm stürzte das Zelt zusammen. Zum Glück gab es nur Beulen an den Instrumenten und die Noten mussten aus dem Feuerlöschteich gefischt werden.“
Anfang der 1960er Jahre wurden die Musiker zunehmend unabhängiger von der Löschgruppe und waren bald auch nicht mehr verpflichtet, neben der Musik aktiven Einsatzdienst zu verrichten. Am 1. Dezember 1965 wurde der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bergerhof offiziell eigenständig. Dadurch konnten auch die ersten Mädchen in den Musikverein aufgenommen werden.
Im Mai 1966 erfolgte die erste Auslandsreise in die holländische Partnergemeinde Roden. Ein weiterer Höhepunkt der Orchestergeschichte war ein Konzert 1973 in der Bonner Beethovenhalle, als der Nachbarort Nosbach bei „Unser Dorf soll schöner werden“ die Goldplakette erhielt. Neben Zeltlagern im Westerwald gab es Konzertreisen nach Österreich und die Ausweitung des musikalischen Engagements auf den Karneval bis hin zur Teilnahme am Kölner Rosenmontagszug. 2006 wurden eine eigene Musikschule gegründet und die „Fire Horns“ als Partyband gegründet.
Heute spielt das mit knapp 40 Musikern besetzte Orchester nicht nur auf Feiern der Reichshofer Feuerwehr, Schützenfesten und natürlich auf dem eigenen Maifest, sondern begleitet auch kirchliche und soziale Veranstaltungen. Geprobt wird dafür jeden Freitag ab 19.30 Uhr. Jeder, der ein Instrument spielen kann, ist eingeladen mitzumachen.
Konzert in Wildbergerhütte
Bei der Jubiläumsmusiknacht am Samstag, 4. November, in der Wildberger Glück-Auf-Halle gibt es ein zweistündiges Programm. Unter dem Dirigat von Tobias Sünder gibt es Highlights der Musikgeschichte, verbunden mit Gesang und viel Humor. Auf das Konzert folgt die Partynacht mit den „Fire Horns“.
Als besonderes Angebot gibt es einen Fahrservice für Ältere und Gäste mit Handicap zum Konzert und im Anschluss auch wieder nach Hause. Nähere Infos und Anmeldung beim Vorsitzenden Frank Hochhard unter 0151 / 54 66 67 82 oder E-Mail an frank-hochhard@ web.de. Anmeldungen können bis zum 29. Oktober berücksichtigt werden. Karten gibt es bei den Musikern und beim Kaufhaus Schmalenbach in Wildbergerhütte zum Preis von 12 Euro.