Vierte LigaFußballtrainer Boris Schommers aus Oberberg trainiert den 1. FC Düren

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Der oberbergische Fußballtrainer Boris Schommers gestikuliert als Trainer des Viertligisten 1. FC Düren.

Der Oberberger Boris Schommers (43) steht seit Mitte November als Coach beim 1. FC Düren an der Seitenlinie.

Boris Schommers aus Dieringhausen hat ein Faible für Fußballvereine, die das 1. FC im Namen tragen: Nach dem 1. FC Köln, dem 1. FC Nürnberg und dem 1. FC Kaiserslautern trainiert er jetzt den 1. FC Düren.

1. FC Köln, 1. FC Nürnberg, 1. FC Kaiserslautern und nun 1. FC Düren – auf drei Traditionsvereine mit großem Namen folgt für Boris Schommers nun ein junger Club, der erst 2017 gegründet wurde und mit seinen vorherigen drei Stationen genau eine Gemeinsamkeit hat: das 1. FC im Vereinsnamen. Seit dem 15. November 2022 ist der Gummersbacher inzwischen Coach des Fußball-Regionalligisten. Zuvor hatte Schommers bis Ende September 2020 am Betzenberg in Kaiserslautern trainiert und war in der Folge über zwei Jahre ohne Club.

Nun also der Neustart in der Regionalliga West in Düren. „Keine Frage, das ist schon eine andere Welt für mich und war anfangs ein Kulturschock“, gibt Schommers zu, der dies jedoch keinesfalls abwertend meint. „Es sind einfach ganz andere Voraussetzungen und Bedingungen als bei meinen vorherigen Stationen. Ich wusste, was mich erwartet. Es ist absolut eine spannende Aufgabe und ein herausforderndes Projekt, das mich gereizt hat und das mir großen Spaß macht.“

Ich war nicht der einzige Fußballlehrer auf Vereinssuche.
Boris Schommers

Der Regionalliga-Aufsteiger trennte sich Ende Oktober von Cheftrainer Giuseppe Brunetto, nachdem es sportlich nicht wie erhofft lief, und kontaktierte bei der Suche nach einem Nachfolger auch Schommers. „Ich habe mir die nötige Zeit genommen, habe die Punkte abgewogen und mich für das Engagement entschieden“, berichtet der 43-Jährige. Natürlich seien das rein sportlich gesehen ein bis zwei Schritte zurück. Andererseits haben die Vereine auch nicht Schlange gestanden, die Alternativen waren begrenzt. „Ich bin über zwei Jahre raus, es ist kein leichtes Geschäft und ich war nicht der einzige Fußballlehrer auf Vereinssuche. Für mich war es wichtig, wieder den Einstieg zu finden.“ Der 1. FC Düren sei dafür aus mehreren Perspektiven ein guter Schritt.

Denn Schommers ist längst nicht nur Cheftrainer. Vielmehr bezeichnet er sich als Mädchen für alles. Er kümmert sich parallel um Marketing und Sponsoring sowie um die Infrastruktur und übernimmt auch Aufgaben, die eigentlich im Verantwortungsbereich eines Sportdirektors liegen. „Ich habe dem Präsidium eine Wunschliste geschrieben, an welchen Stellschrauben ich gerne mit Blick auf den Kader drehen würde – nur dass ich diese Wunschliste diesmal auch selbst abarbeiten muss. Es geht darum, zwei bis drei Spieler zu finden und zu überzeugen, die uns in der Rückrunde weiterhelfen“, betont Schommers. Denn primär gilt es, in dieser Saison den Klassenerhalt zu schaffen.

Bedingungen rund um das Team professionalisieren

Immerhin überwintert der 1. FC Düren über dem Strich. Nach einem Dämpfer bei Schommers Debüt (0:3 gegen den SC Wiedenbrück) folgte ein 3:0-Erfolg gegen Tabellennachbar 1. FC Bocholt und ein mehr als respektables 1:1 gegen Alemannia Aachen. Gegen die favorisierte Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach spielte Düren zunächst stark, hätte sogar in Führung gehen können, brach jedoch nach torlosem Remis zur Pause in der zweiten Halbzeit ein und verlor 0:5. „Wir haben die Niederlage im ersten Spiel deutlich besprochen, danach hat die Mannschaft die notwendige Reaktion gezeigt, sich stabilisiert und deutlich verbessert. Abgesehen von der zweiten Halbzeit gegen Mönchengladbach waren wir sehr einverstanden mit der Entwicklung“, resümiert er.

In der Rückrunde gehe es auch darum, die Bedingungen rund ums Team zu professionalisieren. „Wir haben beispielsweise noch sechs berufstätige Spieler in unseren Reihen und können daher erst abends trainieren. Zumindest zum Spiel hin wollen wir das anpassen und müssen individuelle, kreative Lösungen für die Fälle finden, bei denen das nicht möglich ist. Darüber hinaus braucht es perspektivisch auch einen Sportdirektor und einen Kaderplaner. Der Verein ist sportlich schneller gewachsen als das Umfeld und muss personell sowie infrastrukturell erst noch in der Regionalliga ankommen“, erklärt Schommers und fügt hinzu: „Ich soll dabei die Rolle des Zugpferds einnehmen und möchte meinen Beitrag dazu leisten.“

Ich freue mich auf viele bekannte Gesichter.

Dass er dafür Zwölf-Stunden-Tage und auch erhebliche Mehraufwände neben seiner eigentlichen Tätigkeit leisten muss, macht Boris Schommers nichts aus. „Meine Akkus sind aufgeladen und ich bin voller Energie. Natürlich ist das viel Neuland für mich, doch ich möchte diese Aufgabe gemeinsam mit der Mannschaft und den zahlreichen engagierten Menschen im Verein anpacken. Der Club hat durchaus die Ambitionen, in drei bis fünf Jahren an der Tür zur 3. Liga anzuklopfen.“ Ein großes Highlight erlebte der nach einer Fusion neu gegründete 1. FC Düren im Oktober 2020 in der ersten Runde des DFB-Pokals. Gegner dort: der FC Bayern München. Im Mittelrheinpokal stehen die Dürener in diesem Jahr im Viertelfinale, treffen am 22. Februar auf den FC Hürth und würden nur zu gerne den Titelgewinn von 2020 wiederholen.

Bereits zuvor startet am 4. Februar die Regionalliga West gegen den SV Straelen. Eine Woche später steht das Duell bei der U21 des 1. FC Köln an und damit die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte am Geißbockheim. „Ich freue mich auf das Spiel und die vielen bekannten Gesichter. Ich habe zwölf Jahre beim FC gearbeitet und es ist nach wie vor mein Herzensclub. Sportlich geht es für beide Mannschaften um den Klassenerhalt“, erklärt Schommers die Bedeutung der Partie. Damit sein Team gut vorbereitet in die Rückrunde startet, versammelte der Dieringhauser seine Jungs bereits am 2. Januar wieder zum Training.

Diese Arbeit auf dem Fußballplatz war es auch, die er in den vergangenen zwei Jahren am meisten vermisst hat. „Es war ein schönes Gefühl, als es im November für mich endlich wieder losging. In der Zusammenarbeit mit der Mannschaft bin ich voll in meinem Element“, sagt Schommers. Da spielt es auch keine Rolle, ob er seine Teams früher auf Spiele gegen Borussia Dortmund und Bayern München vorbereitete oder nun eben auf den Abstiegskampf in der Regionalliga. „Ich habe da keinerlei Allüren. Ich bin dankbar, dass ich dieses Privileg erleben durfte, unter anderem in der Bundesliga zu arbeiten. Doch jetzt zählt für mich nicht die Vergangenheit, sondern nur die Gegenwart.“ Und da gilt es für Boris Schommers, den 1. FC Düren voranzubringen – auf und neben dem Platz. „Hier kann ich mitgestalten, mitentscheiden und dazu beitragen, Strukturen zu verändern und aufzubauen. Das ist eine große Herausforderung, die mich weiterbringen wird.“ (kem)

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