Landgericht Bonn26-Jähriger aus Wiehl streitet Vergewaltigung ab

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(Symbolbild)

Wiehl – Der Mann, seit Jahren abhängig von Kokain, brauchte dringend Nachschub. Da traf es sich gut für ihn, dass ihm ein Bekannter eine Tüte mit Drogen zeigte, die er in seinem Keller bunkere. „Die hole ich mir“, sagte sich der heute 26-Jährige, packte Einbruchswerkzeug und Kabelbinder in einen Rucksack und fuhr am Abend des 9. März 2019 zu dem Haus des Dealers in Morsbach. Dort stülpte er sich schwarze Handschuhe und eine schwarze Maske über und bohrte dann routiniert das Türschloss auf. Drinnen war alles ruhig, also ging er schnurstracks in den Keller, fand die gesuchte Tüte und nahm an Ort und Stelle eine Nase Kokain. Was danach geschah, kann sich der Täter nicht so recht erklären.

Seit Dienstag ist der Mechatroniker aus Wiehl vor der 4. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen eines Einbruchs in Friesenhagen am 24. Dezember 2018 und des Raubes und einer Vergewaltigung an jenem 9. März 2019 in Morsbach angeklagt. Er machte zu Beginn der Hauptverhandlung gleich klar, dass er sich seiner „strafrechtlichen Verantwortung“ stellen und „nichts beschönigen“ wolle. Das tat er in seiner Einlassung auch, sprach ruhig und reflektiert. „Solche Angeklagte haben wir hier selten sitzen“, räumte der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff ein.

Drogenkonsum mit Straftaten finanziert

Der Wiehler hat offenbar ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter gehabt, für die er immer habe sorgen müssen, auch finanziell, während sie ihn „schlecht behandelt“ und sich lieber um ihre sechs Pferde gekümmert habe.

Der Vater hatte die Familie verlassen. Um „dieser ganzen Situation“ zu entfliehen, habe er bereits mit 16 oder 17 Jahren Alkohol konsumiert, später kam Kokain dazu. Weitere Ablenkung fand er in Computerspielen. Den Drogenkonsum finanzierte er durch Straftaten. „Ich habe Einbrüche begangen“, gestand er.

Einbruch in Rheinland-Pfalz

Angeklagt sind nur zwei. Um die Weihnachtszeit 2018 hatte der 26-Jährige ein abseits stehendes Haus im rheinland-pfälzischen Friesenhagen ausbaldowert, in das er an Heiligabend einstieg und 400 Euro Bargeld, Silberbesteck, Schmuck und allerlei Elektrogeräte erbeutete. Gesamtschaden: 5700 Euro. Noch am gleichen Abend zog er mit einer gestohlenen EC-Karte 500 Euro.

Ein Jagdmesser, das er in Friesenhagen geklaut hatte, führte er auch bei dem Einbruch in Morsbach drei Monate später mit. Diese Waffe soll er – laut Anklage – der Mutter des Dealers, in deren Schlafzimmer er eingedrungen war, an den Hals gehalten, sie dann mit Kabelbindern gefesselt und vergewaltigt haben. Diesen letzten Vorwurf bestreitet der Angeklagte aber. Er habe der Frau zwar die Schlafanzughose ausgezogen und sie gestreichelt („Es kam so über mich“), habe aber keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Richter Reinhoff nahm ihm diese Aussage nicht ab.

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Der Angeklagte war im Oktober festgenommen worden, nachdem Ermittler am Schnipsel eines Ausweises, den er bei dem Raub in Morsbach eingesteckt und danach zerrissen hatte, seine DNA-Spur gesichert hatten.

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