Patrick Beste aus Wiehl und Leon Eichner aus Much kennen den Kölner Superstar noch aus gemeinsamen Zeiten bei den Junghaien.
Stanley CupZwei Eishockey-Cracks aus Wiehl und Much trainierten einst mit NHL-Star Leon Draisaitl

Center Leon Draisaitl (29) aus Köln ist der unumstrittene Star der Edmonton Oilers (l.) und führt die Kanadier am frühen Donnerstagmorgen deutscher Zeit ins NHL-Finale .
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Die gemeinsamen Eishockey-Spielzeiten bei den Kölner Junghaien liegen zwar schon mehr als 15 Jahre zurück – doch Leon Eichner erinnert sich noch genau an den heute weltbekannten Mitspieler. „In einer Saison durfte ich mit Leon Draisaitl in einer Reihe spielen. Auf einmal habe ich gepunktet“, berichtet der gebürtige Engelskirchener lachend.

Die Kölner Junghaie holten 2008 den 3. Platz bei der Deutschen Knabenmeisterschaft. Damals mit im Team: Leon Draisaitl (hintere Reihe, 8.v.l.), Leon Eichner (hintere Reihe, 6.v.r.) und Patrick Beste (vordere Reihe, 2.v.r.).
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Auch der Gummersbacher Patrick Beste hat das außergewöhnliche Talent seines berühmten Ex-Teamkollegen aus nächster Nähe erlebt: „Leon hat immer die meisten Tore geschossen, vor dem Kasten war er eiskalt.“ Das hat sich bis heute nicht geändert – nur trifft Leon Draisaitl inzwischen in der nordamerikanischen NHL, der besten Liga der Welt. Dort zählt der 29-jährige Kölner zu den absoluten Superstars und Top-Verdienern, bricht im Trikot der Edmonton Oilers einen Rekord nach dem anderen und sicherte sich jüngst mit sagenhaften 52 Hauptrunden-Treffern die Maurice Richard Trophy für den besten Torjäger.

Leon Eichner spielte später bei den Wiehl Penguins.
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Um auf dem deutschen Sport-Olymp so hoch wie Basketball-Legende Dirk Nowitzki zu klettern, fehlt Draisaitl eigentlich nur noch der Stanley Cup, der Meistertitel in der NHL. 2024 war er schon ganz nah dran: Gegen die Florida Panthers fehlte ein einziger Sieg. In den kommenden Tagen bietet sich die nächste Chance, denn die Oilers haben es – ebenso wie der Titelverteidiger – erneut in die Endspielserie im Modus „Best of Seven“ (vier Siege sind zur Meisterschaft notwendig) geschafft, die in der Nacht zu Donnerstag um 2 Uhr deutscher Zeit beginnt.
Im Kraftraum hat er nicht so Gas gegeben, nur dann, wenn der Trainer geguckt hat.
Auch in Oberberg und im Rhein-Sieg-Kreis werden dann die Daumen gedrückt. „Ich würde es Leon gönnen“, sagt Beste. „Dieses Jahr stehen die Chancen aus meiner Sicht besser, denn die Defensive der Oilers ist stärker geworden. Das könnte das fehlende Quäntchen sein.“ Eichner pflichtet bei: „Edmonton ist durch die Finalerfahrung jetzt mental stabiler, außerdem haben sie sich gut verstärkt, zum Beispiel mit einem Arbeiter wie Kasperi Kapanen.“ Er erwartet eine enge Serie – und hofft wie Beste auf das bessere Ende für Draisaitls Oilers.

Auch Patrick Beste heuerte später bei den Wiehl Penguins in der Regionalliga an, während Mitspieler Leon Draisaitl eine große Profikarriere startete und nach Kanada wechselte.
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Als Junior habe es dem Sohn des Ex-Nationalspielers Peter Draisaitl ein wenig an Tempo gemangelt, berichten die Weggefährten. Doch selbst für Eishockey-Laien sei das Ausnahmetalent des Linksschützen früh erkennbar gewesen, betont das Duo, wie Draisaitl Jahrgang 1995. Abseits des Eises legte der spätere Superstar, dem die Oilers bald 14 Millionen Dollar pro Jahr überweisen, allerdings nicht immer den größten Ehrgeiz an den Tag. „Im Kraftraum hat er nicht so Gas gegeben, nur dann, wenn der Trainer geguckt hat“, verrät Eichner grinsend. Draisaitl sei „ein Quatschkopf“ gewesen, der auch „viel Blödsinn“ veranstaltet habe. Immer „lustig drauf und witzig“ sei er gewesen, berichtet auch Beste.
Eichner und Beste zog es zurück nach Wiehl in die Regionalliga
2009 wechselte Leon Draisaitl zu den Jungadlern Mannheim, ab da ging es steil bergauf. „Selbst war man stolz, wenn man zehn Treffer in der Saison geschafft hat – und er machte 100“, staunt Beste noch heute. In der Kurpfalz und dann ab 2012 in Kanada habe Draisaitl „Riesenschritte in seiner Entwicklung“ gemacht, erzählt Eichner. „Selbst aus der Ferne war zu erkennen, dass er in allen Bereichen noch mal viel, viel besser geworden ist.“
Während Draisaitl also die Eishockey-Welt eroberte, zog es Eichner und Beste irgendwann zurück nach Oberberg. Für ein paar Jahre in unteren Ligen hätte das Talent vielleicht genügt, doch eine Profikarriere mit ausreichendem Einkommen erschien beiden eher unwahrscheinlich. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Industriekaufmann wohnt Beste heute in Wiehl-Bielstein und arbeitet in einem Engelskirchener Unternehmen für Kunststofftechnik.
Eichner lebt in Much und ist nach einem Sportökonomie-Studium im E-Commerce-Business tätig. Einige Jahre schnürten beide noch gemeinsam die Schlittschuhe für die Wiehl Penguins in der Regionalliga, inzwischen hat Eichner den Eishockey- mit einem Golfschläger getauscht.
Der Kontakt zu ihrem ehemaligen Kölner Teamkollegen ist ein wenig eingeschlafen. „Aber man kennt sich noch“, sagen Beste und Eichner, es gebe gemeinsame Freunde. „Vielleicht wäre ein Stanley-Cup-Sieg die Gelegenheit, ihm noch mal zu schreiben und zu gratulieren.“