Fußball-TippspielWiehler Bürgermeister fordert scheidenden Mitarbeiter heraus

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Auf dem Balkon des Bürgermeisterbüros trafen sich Ulrich Stücker (l.) und Andreas Harnisch zum Tippduell.

Auf dem Balkon des Bürgermeisterbüros trafen sich Ulrich Stücker (l.) und Andreas Harnisch zum Tippduell.

Wiehl – 31 Jahre war Andreas Harnisch (61) für den Sport in der Stadt Wiehl zuständig. Bevor der ehemalige Oberliga-Fußballer jetzt in den Ruhestand geht, wurde er noch einmal von Bürgermeister Ulrich Stücker (55) gefordert – im Bundesligatippduell. Für Harnisch, der unter einem Vorwand ins Bürgermeisterbüro bestellt worden war, war es eine gelungene Überraschung.

Die beiden Männer hatten so viel Spaß, dass es – egal, wie’s ausgeht, am Ende einen gemeinsamen Besuch im Stadion geben wird. Verliert Andreas Harnisch nimmt er den Bürgermeister mit auf die Dortmunder Südtribüne, umgekehrt lädt ihn Ulrich Stücker nach Bochum ein. Dort schaut der VfL-Fan regelmäßig Spiele mit dem ehemaligen Gummersbacher Stadtarchivar Gerhard Pomykai, der ebenfalls Anhänger der Bochumer ist.

„Damals galt Bochum als unabsteigbar“

Über seinen Vater, einen gebürtigen Bochumer, kam Stücker zum VfL. „Damals galt Bochum als unabsteigbar“, blickt der Wiehler Bürgermeister, der in Wuppertal aufgewachsen ist, zurück. Sein Vater bescherte ihm als Teenager einen unvergesslichen Tag mit den Bochumern. Die Fußballer gastierten zur Vorbereitung im Golfhotel Juliana in Wuppertal und der damals 15 Jahre alte Ulrich durfte mit ihnen im Mannschaftsbus nach Bochum zum Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zurückfahren. „Ich saß hinter Trainer Rolf Schafstall und neben Christian Schreier“, erinnert er sich. Als der Bus zum Stadion einfuhr, erwarteten ihn die Fans bereits und schlugen mit ihren Händen zur Begrüßung auf die Fahrzeugseiten. Beim Aussteigen fragte der Busfahrer den Schüler sogar noch nach einem Autogramm.

Die besondere Stimmung vor einem Spiel kann Andreas Harnisch nachvollziehen. Als Fußballer trat er mit dem TuS Lindlar in der Saison 1985/86 in der Oberliga an. Als es gegen den MSV Duisburg ging, wurde der Bus aus dem Oberbergischen von der Polizei durch die Stadt eskortiert. „Es war ein tolles Jahr mit Spielen vor 8000 oder 9000 Zuschauern“, blickt Harnisch zurück. 2011 beendete er nach Stationen als Spieler, Trainer und Funktionär sein Engagement im Fußball.

Nicht nur Fan, sondern auch Mitglied

Die Leidenschaft für Borussia Dortmund kam über seinen Onkel, mit dem er ein Spiel der Dortmunder in Morsbach besuchte – er war infiziert. Er wurde nicht nur Fan, sondern auch Mitglied. Harnisch begann erst mit 13 Jahren in Brüchermühle im Verein Fußball zu spielen. Über die A-Jugend des RS 19 Waldbröl und die Senioren in Wiehl wechselte er nach Lindlar, dort blieb er sechs Jahre und stieg mit dem TuS in die Oberliga auf. Gleichzeitig studierte er an der Deutschen Sporthochschule Köln und legte sein Diplom bei Erich Rutemöller ab. „Er hatte mich als Lehrer am Gymnasium in Wiehl animiert, Sport zu studieren“, erzählt Harnisch.

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1990 begann der 61-Jährige bei der Stadt Wiehl als Sportbeauftragter. „Mein Highlight war 2003 das Länderspiel der deutschen U18-Nationalmannschaft gegen Kanada in Wiehl“, blickt er auf 31 ereignisreiche Jahre zurück. Die Anforderungen an Organisation und Sicherheit seien immens gewesen, so Harnisch. Ein weiterer Höhepunkt war die Handball-WM 2007, als die deutsche Mannschaft in Wiehl gastierte.

Früher habe er sich nicht vorstellen könne, sonntags nicht auf dem Platz zu stehen, sagt Andreas Harnisch. Doch die Entwicklung im Fußball empfindet er als grenzwertig: „Das macht nicht mehr richtig Spaß.“Ganz entsagt hat er dem Fußball aber nicht . So werden er und Ulrich Stücker am Samstag mitzittern, wenn Bochum Dortmund empfängt. Denn dann geht es darum, wer in den Fanblock des Gegners muss.

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