Konfirmation während CoronaDas Menschliche ist auf der Strecke geblieben

Am Sonntag zogen die Konfirmanden von Oberbantenberg mit Pfarrer Daniel Boltner in die Kirche ein.
Copyright: Gies
Oberbantenberg – Endlich stellt sich bei Pauline Vorfreude ein. „Jetzt kommt nichts mehr dazwischen, jetzt steht fest, dass meine Konfirmation stattfindet!“ Die 14-Jährige ist erleichtert. Sie gehört zu den 21 Jugendlichen, die in der Evangelischen-Kirchengemeinde Oberbantenberg-Bielstein in diesem Jahr konfirmiert werden. Festlich wird es, davon ist sie überzeugt. Aber doch ganz anders als die Konfirmation ihres Bruders vor zwei Jahren.
Denn der wurde noch zusammen mit allen anderen in Anwesenheit der ganzen Gemeinde konfirmiert, nach zwei Jahren intensivem „Konfi“-Unterricht. „Wir Eltern hatten als Überraschung für die Kinder ein Lied einstudiert“, erinnert sich Mutter Susanne Imscheid-Hinz. „Diesmal stand alles unter dem großen Corona-Fragezeichen.“
Gläubige müssen auf andere Kirchen ausweichen
So wurde der Termin immer wieder verschoben. „Eigentlich hätte er drei Wochen nach Ostern stattfinden sollen “, sagt Pfarrer Daniel Boltner und seufzt. „Erst hatten wir ihn in den Juni geschoben, wollten dann aber auf Nummer sicher gehen und haben uns für August und September entschieden.“ Am Sonntag fand nun der erste Konfirmationsgottesdienst in Oberbantenberg statt, zwei weitere folgen, jeweils für fünf oder sechs Konfirmandinnen und Konfirmanden. Vier Jugendliche sind bereits im Juni konfirmiert worden. „Im gesamten Kirchenkreis An der Agger finden den ganzen Sommer über bis Ende September Konfirmationen statt“, weiß Sprecherin Judith Thies. In der Gemeinde Hülsenbusch-Kotthausen stellten sich am Sonntag die 20 Jugendlichen vor, die im Oktober den Konfirmationsunterricht beginnen, während die letzten Konfirmationen dort Ende September stattfinden.
Anders als vor der Corona-Pandemie durften am Sonntag in Oberbantenberg – wie auch in anderen Gemeinden – weitere Gottesdienstbesucher nicht dabei sein. Sie wurden gebeten, den Gottesdienst in Bielstein zu besuchen. Wegen der Hygieneregeln waren die Plätze in der Kirche den Familien der Konfirmandinnen und Konfirmanden vorbehalten, maximal 30 in jeweils vier reservierten Reihen – geimpft, genesen oder getestet und mit Maske. „Schade, dass die Gemeinschaft unter uns gar nicht so zustande gekommen ist“, bedauert Mia, und ihre Freundin Pauline kennt mal gerade die Namen der anderen. „Wir hatten insgesamt an höchstens zehn Tagen gemeinsamen Unterricht, wir hatten uns gerade kennengelernt, als durch Corona alles anders wurde“, berichtet Mia.
Das könnte Sie auch interessieren:
WhatsApp-Gruppen, Links mit Filmen, die er verschickte, Telefonate – all das habe ihm Bauschmerzen gemacht, sagt Pfarrer Boltner. Sonst würden Inhalte wie etwa die zehn Gebote über Rollenspiele vertieft, über Sketche, in Diskussionen, nicht zuletzt auf der erlebnisreichen Abschlussfahrt, bei der sich jeder Jugendliche seinen Konfirmationsspruch aussuche. So blieb nur Zeit für die elementaren Themen. „Die so wichtige menschliche Schiene ist weitgehend auf der Strecke geblieben“, räumt der Pfarrer ein.
Mia bedauert das sehr. Die 14-Jährige hat sich ganz bewusst entschieden, sich konfirmieren zu lassen, vorher ließ sie sich taufen. Sie hätte sich mehr intensivere Auseinandersetzung gewünscht, die Möglichkeit zum kritischen Austausch in der Gruppe. „Mia musste sich mehr oder weniger allein prüfen, ob ihre Entscheidung richtig ist“, sagt ihre Mutter. Beim Einzug der Konfirmandinnen und Konfirmanden in die Kirche war dann alle Unsicherheit vergessen und durch die Freude abgelöst, die Familien waren versammelt und festlich gestimmt.
Frühe Fotos der Jugendlichen laden ein zum Raten
„Durch Corona habe ich meine Verwandten seit 2019 nicht gesehen. Jetzt kommen wir endlich wieder alle zusammen“, freut sich Pauline. Statt Gesang gab’s ein Flötensolo, über den Beamer wurde Musik eingespielt, und eine Reihe von Fotos der Jugendlichen als Babys und Kleinkinder forderte auf zum Raten: Eine Einstimmung auf die Predigt von Pfarrer Boltner. Sein Thema: Das Wort Gottes, wie ein Samen in die Seele gelegt, verändere den Menschen, wenn man es wirken lasse.