Entdeckung der WiehlAggerverband hat dem Fluss im Freizeitpark ein neues Ufer gegeben

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Breites Bett mit flacher Böschung: Die neue Uferlinie verbindet Ökologie, Hochwasserschutz und Städtebau.

Breites Bett mit flacher Böschung: Die neue Uferlinie verbindet Ökologie, Hochwasserschutz und Städtebau.

Wiehl – Wo früher Steine den Fluss im Zaum hielten, lädt eine abgeflachte Böschung dazu ein, seine Füße ins Wasser zu tauchen. Wo betonierte Sitzecken das Gewässer abschirmten, wird man bald mit Blick auf die Wiehl picknicken können. Der freie Zugang zum Wasser, die ungewohnte Offenheit des Wiehl-Flusses für die Besucher wird ein herausragendes Merkmal des neuen Freizeitparks werden.

Die Arbeiten sind weit gediehen. Der Uferstreifen auf dem derzeit wegen der Bauarbeiten für die Öffentlichkeit gesperrten Gelände hat ein ganz neues Gesicht bekommen. Bei einem Ortstermin in dieser Woche freuten sich Bürgermeister Ulrich Stücker und Aggerverbandsvorsitzender Prof. Dr. Lothar Scheuer, dass der Fluss bei der Umgestaltung gleich dreifach aufgewertet wird: im Sinne des bürgernahen Städtebaus, im Dienste des Hochwasserschutzes und zum Wohle der Ökologie. Letztere steht für den Aggerverband im Vordergrund, ihm geht es um die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Die Maßnahme, die im Wiehlpark rund 380 000 Euro kostet, wird deshalb auch zu 80 Prozent vom Land gefördert.

Hochwasserrückhalteflächen stärker in den Blick gerückt

Auch wenn das Wiehltal von der Juli-Flut weitgehend verschont blieb, sind zudem Hochwasserrückhalteflächen wieder stärker in den Blick gerückt. An der Wiehl hat der Aggerverband bei der Ausweitung des Flussbetts 3400 Kubikmeter Boden ausgehoben. Scheuer sagt: „Mehr war hier nicht möglich angesichts der Wassermenge, die die Wiehl normalerweise führt.“ Man werde aber nach weiteren Retentionsflächen suchen müssen. Auch das Stadion komme für einen Hochwasserschutz unter dem Stichwort „Schwammstadt“ in Frage.

Der Aggerverbandsvorsitzende hält das Wiehler Innenstadtprojekt für wegweisend in der Region und erwähnt namentlich Gewässer in Morsbach, Denklingen, Ruppichteroth und Overath. „Renaturierung ist im Ortsbereich oft schwierig. Meist kommen die Kommunen damit erst auf uns zu, wenn ihre Baumaßnahmen abgeschlossen sind. Dann wird es aber sehr teuer.“ In Wiehl hätten Stadt und Verband dagegen ihre Planungen von Anfang an abgestimmt und dadurch Spielräume und Kostenvorteile bekommen.

Mehr Bäume als geplant konnten erhalten werden

Parallel seien die Naturschutzverbände hinzugezogen worden. Mit der Folge, dass mehr Bäume als geplant stehen blieben, um die der Fluss sich nun herumwindet. Kleinere Gehölze stehen auf künstlich geschaffenen Inseln, deren weitere Formung nun dem Wasser überlassen ist, wie Maike Hünninghaus, Projektleiterin des Aggerverbands erläutert.

Bis zur Eröffnung des Parks im kommenden Jahr werden die im seichten Wasser abgelegten Felsbrocken eingesunken sein und der vom künstlich eingebrachten Sediment noch trübe Fluss sich geklärt haben. Der Aggerverband will der Natur zudem mit Pflanzungen und Einsaat auf die Sprünge helfen und Totholz als Barrieren einbauen.

Im Frühjahr wird das Mühlenwehr geschleift

In den kommenden Wochen wird der Mottelbach, der im Park von Süden kommend in die Wiehl mündet, naturnäher umgestaltet. Da er nicht mehr den Parkteich füllen muss, wird er mehr Wasser führen. Diese Funktion übernimmt ein von der Stadt neu anzulegender Kanal, der über einen Düker unter dem Bach hindurchgeführt wird.

Im Frühjahr setzt der Aggerverband schließlich die Arbeiten jenseits der Mühlenbrücke fort, wo das Ufer bereits 2019 renaturiert wurde und nun das Wehr abgetragen wird. Fische und Krebse, Schotter und Sand sollen wieder freie Bahn bekommen.

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Bürgermeister Stücker freut sich, dass der Fluss wieder „erlebbar“ geworden ist: „Früher hat man die Wiehl gehört, aber nicht gesehen. Nun ist sie wieder ein lebendiger Teil des Parks geworden.“

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