Interview

Badminton-Bundesliga
Andreas Lamsfuß, Chef des 1. BC Wipperfeld, im Interview zu Titelchancen

Lesezeit 5 Minuten
Andreas Lamsfuß sitzt auf einer Tribüne und applaudiert.

Andreas Lamsfuß beobachtet von der Tribüne, wie seine Mannschaft beim Final Four spielt.

Zum zweiten Mal könnte der 1. BC Wipperfeld Meister werden. Im Interview steht Andreas Lamsfuß, Chef des Badminton-Bundesligateams, Rede und Antwort. 

Der 1. BC Wipperfeld möchte zum zweiten Mal nach 2022 deutscher Mannschafts-Meister im Badminton werden. Im hessischen Bad Vilbel findet das Final Four statt, wo die Wipperfelder am heutigen Samstag ab 15.15 Uhr im Halbfinale auf den Titelverteidiger 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim treffen. Bei einem Sieg geht es am Sonntag, 14 Uhr, im Finale gegen den Sieger aus dem Halbfinale zwischen Ausrichter SV Fun-Ball Dortelweil und dem SC Union 08 Lüdinghausen weiter.

Wie die Chancen für Wipperfeld stehen und was der Titel für den Verein bedeutet, darüber sprach Andrea Knitter mit dem Wipperfelder Badminton-Chef Andreas Lamsfuß (65).

In der Abschlusstabelle der Badminton-Bundesliga steht Ihre Mannschaft auf Platz zwei, einen Punkt hinter Tabellenführer Dortelweil. Mit welchen Erwartungen reisen Sie ins Hessische?

Andreas Lamsfuß: Das ist schwierig zu sagen. Wir haben in der Meisterschaft am zweiten Spieltag knapp mit 3:4 gegen Dortelweil verloren, sie in eigener Halle dann aber in der Rückrunde mit 6:1 geschlagen. Das spricht für uns. Doch zunächst müssen wir uns im Halbfinale gegen Bischmisheim durchsetzen, was keine leichte Aufgabe ist, da sie als Titelverteidiger mit stolzer Brust antreten werden.

Gegen Bischmisheim haben Sie beide Spiele gewonnen, das erste deutlich mit 5:2 und das zweite knapp mit 4:3. Sind Sie da nicht in der Favoritenrolle?

Das ist nicht so einfach zu sagen. Bei unserem 5:2-Erfolg ist Bischmisheim, nachdem wir das Damen-Doppel gegen die beste deutsche Paarung gewonnen hatten, zusammengebrochen. Auf ein solches Ergebnis können wir nicht aufbauen. Zudem fehlt mit Mark Lamsfuß unser bester Spieler. Trotzdem sehe ich uns mit 60:40 vorne. Wir basteln quasi noch bis zum letzten Augenblick an der passenden Spielstrategie.

Was meinen Sie damit?

Mein Sohn Mark Lamsfuß wird natürlich vor Ort sein und die Mannschaft von der Bank aus betreuen, während ich auf der Tribüne Platz nehmen werde. Gemeinsam mit den Spielerinnen und Spielern werden wir uns zusammensetzen und überlegen, wer antritt. Dafür kommen alle unserer 15 Spielerinnen und Spieler nach Bad Vilbel. Es ist eine Gratwanderung, die Mannschaft aufzustellen, zwischen mentaler Stärke und Verletzungen. Wir sind kein eindeutiger Favorit, aber ich denke, wir sind an drei Positionen überlegen. Vergeben werden aber insgesamt sieben Punkte.

Bis er 14 Jahre alt war, hat Mark keinen Satz verloren und hat mit 13 Jahren in der Nationalmannschaft gespielt.
Andreas Lamsfuß, Chef des Bundesligisten 1. BC Wipperfeld, über seinen Sohn und Badminton-Profi Mark Lamsfuß

Tut es nicht weh, den Platz auf der Bank bei so entscheidenden Spielen abzugeben?

Es gibt nicht mehr Plätze für Offizielle auf der Bank. Und Mark, der am Samstag als Deutschlands bester Badminton-Spieler ausgezeichnet wird, ist ein guter Kommunikator für die Mannschaft. Er sieht mit seiner Erfahrung Dinge sofort, kann das Spiel lesen und sofort reagieren.

Der 1. BC Wipperfeld wurde 2011 gegründet und kann jetzt bereits zum zweiten Mal Deutscher Meister werden, mit Ihnen als treibende Kraft von Beginn an. Wie sind Sie zum Badminton gekommen?

Ich bin zum Badminton gekommen, als ich meine technische Lehre bei Radium begonnen haben. Danach habe ich studiert und im Studium ununterbrochen auch Badminton gespielt. Badminton war der Ausgleich zum vielen Stoff an der Ingenieur-Schule in Gummersbach. Später habe noch Wirtschaft studiert und mit   dem SV Wipperfürth haben wir vieles gewonnen. 1983 bin ich zum TuS Lindlar gewechselt und zwölf Jahre geblieben. Wir waren alles Ingenieure und trainingsfaul, haben aber in der Landesliga alles gewonnen. In Lindlar war ich auch schon Abteilungsleiter.

Wann kam es zum Wechsel nach Wipperfeld?

Wir haben in Wipperfeld gebaut und als dort 1993 die Halle gebaut wurde, hatte die ortsansässige DJK die Idee, auch Badminton anzubieten. Gemeinsam mit Freunden bin ich nach Wipperfeld gewechselt, es war eine tolle Gemeinschaft.

Der sportliche Erfolg, beziehungsweise der Weg bis in die Bundesliga ist aber doch eng verbunden mit Ihrem Sohn Mark, der am gestrigen Freitag seinen 30. Geburtstag gefeiert hat.

Das stimmt, er ist aber auch ein Ausnahmetalent. Mit zweieinhalb Jahren ist Mark das erste Mal mit seiner Mutter in die Halle gekommen, wo seine beiden Schwestern und sein älterer Bruder Jens trainierten. Als wir mit Jens zum Sichtungsturnier nach Wesel fuhren, war Mark sechs Jahre alt und fiel dem Landestrainer auf, weil er die älteren Badmintonspieler, die zur Sichtung gekommen waren, alle schlug. Bis er 14 Jahre alt war, hat er keinen Satz verloren und hat mit 13 Jahren in der Nationalmannschaft gespielt.

Wie kommt es, dass er trotzdem immer für Wipperfeld gespielt hat?

Mit 15 Jahren sollte er ins Deutsche Badminton-Zentrum in Mülheim wechseln und dort im Internat leben. Das wollten wir aber nicht und so sind meine Frau oder ich jeden Tag mit ihm zum Training nach Mülheim gefahren.   Spätestens da war klar, was für ein Ausnahmetalent er ist und wir haben 2011 den 1. BC Wipperfeld gegründet, um eine Mannschaft rund um Mark aufzubauen.

War das von Beginn an eine solche Erfolgsgeschichte?

Ja, wir sind in der Kreisliga gestartet und von Jahr zu Jahr aufgestiegen. Heute haben wir Mannschaften in der Ersten und der Zweiten Bundesliga. Das auch dank Bernd Richter, der nicht nur unser Hauptsponsor ist, sondern sich einbringt und Teil des Teams ist. Mit ihm bespreche ich alles.

Wie würden Sie den 1. BC Wipperfeld beschreiben?

Aus meinem ursprünglichen Traum, für den ich im ersten Jahr noch mit viel Aufwand 50.000 Euro an Sponsorengeldern zusammenbekommen habe,   ist heute ein erfolgreicher Familienverein geworden. Die Spieler fühlen sich bei uns wohl und kaum einer wechselt den Club. So geht im Sommer beispielsweise Adam Mendrek, nicht weil er woanders spielen möchte, sondern weil er ins Berufsleben einsteigt.

Was ist die Triebfeder für Ihr Engagement?

Ich habe Lust, zu gestalten und Ideen zu verwirklichen. Ich mache das alles ehrenamtlich, Geld stand für mich nie im Vordergrund. Und ich bin mit den Erfolgen des 1. BC Wipperfeld noch lange nicht am Ende angekommen. Da schlummern noch einige fertige Pläne in meiner Schublade.

Rundschau abonnieren