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InterviewHeimleiterin aus Wipperfürth erklärt, wie man eine beginnende Demenz erkennen kann

3 min
Das Foto zeigt die Hand einer alten Person, die in der Hand einer Jüngeren liegt.

Demente Menschen brauchen viel Zuwendung.

Am 21. September ist „Welt-Alzheimer-Tag“. Claudia Juric ist Leiterin des Seniorenquartiers in Wipperfürth. Im Interview spricht sie über Demenz.

Frau Juric, wer sollte sich mit dem Thema Demenz auseinandersetzen?

Claudia Juric: Demenz ist ein Thema, das weit über die Grenzen von Alter und Krankheit hinausreicht – es betrifft uns alle. Denn niemand weiß im Voraus, ob und wann er oder sie betroffen sein könnte – Demenz kann jeden treffen, unabhängig von Lebensstil, Herkunft oder Bildung. Alle Erwachsenen sollten sich mit dem Thema beschäftigen.

Durch gemeinsames Verständnis und Wissen können wir Betroffene unterstützen, Vorurteile abbauen und eine inklusive, mitfühlende Gesellschaft gestalten. Auch die Politik und das Gesundheitssystem sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein würdevolles Leben mit Demenz ermöglichen.

Das Foto zeigt Claudia Juric, die Leiterin des Seniorenquartiers Wipperfürth.

Claudia Juric, Leiterin des Seniorenquartiers Wipperfürth.

Was sind erste Anzeichen dafür, dass man selbst betroffen sein könnte?

Die ersten Anzeichen einer beginnenden Demenz sind oft subtil und werden leicht mit normalen Alterserscheinungen verwechselt – etwa zunehmende Vergesslichkeit, Schwierigkeiten bei der Orientierung in vertrauter Umgebung, Probleme beim Finden von Worten oder beim Führen von Gesprächen sowie Veränderungen in Stimmung und Verhalten. Wenn das gehäuft auftritt, sollte man aufmerksam werden und professionelle Hilfe suchen.

Was sollte man dann als Erstes machen?

Wer bei sich oder einem Angehörigen mögliche Symptome bemerkt, sollte zunächst das Gespräch mit vertrauten Personen suchen und gemeinsam überlegen, wie man weiter vorgeht. Beim Hausarzt sollten die Ursachen abgeklärt werden – nicht jede Gedächtnisstörung ist automatisch eine Demenz. Eine frühe Diagnose eröffnet die Möglichkeit, gezielt Unterstützung zu erhalten und den weiteren Weg aktiv zu gestalten. Offenheit, Information und das Nutzen von Beratungsangeboten spielen dabei eine wichtige Rolle.

Wie kann man sich auf ein Leben mit Demenz einstellen?

Ein Leben mit Demenz erfordert Mut, Flexibilität und ein gutes Maß an Fürsorge – für sich selbst und für andere. Wer früh bestimmte Weichen stellt, kann nicht nur sich selbst entlasten, sondern auch Angehörigen und Freunden mehr Sicherheit und Unterstützung ermöglichen. Ein stabiles Netzwerk aus Familie, Freunden und Nachbarn gibt Halt und fördert die Lebensfreude. Geistige Aktivität – Lesen, Rätseln oder das Erlernen neuer Fähigkeiten – hält das Gehirn fit und kann das Risiko für Demenz sogar verringern.

Ist das Thema genug in der Öffentlichkeit verankert – oder doch nach wie vor tabu?

Demenz ist präsenter ist als vor einigen Jahren. Dennoch ist es mit Unsicherheiten und Tabus behaftet. Viele Menschen scheuen sich, offen über ihre Sorgen oder Symptome zu sprechen, aus Angst vor Stigmatisierung oder Ausgrenzung. Hier sind mehr Aufklärung, mutige Gespräche und eine offene, respektvolle Haltung gefragt – damit Demenz nicht länger ein Tabuthema bleibt, sondern als Teil des Lebens anerkannt und begleitet wird.

Wie wichtig ist hier ein Erinnerungstag wie der Welt-Alzheimer-Tag?

Aktionstage wie der Welt-Alzheimer-Tag sind von großer Bedeutung, denn sie schaffen Aufmerksamkeit, fördern das Verständnis und geben Betroffenen sowie ihren Angehörigen eine Stimme. Lassen Sie uns nicht vergessen: Hinter dem erwarteten Anstieg von Demenzerkrankungen steckt ja vor allem ein Grund, der eigentlich positiv ist – immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter.