Mehr, als eine GrippewelleWarum in vielen Kitas der Region der Notbetrieb zur Normalität wird

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Man sieht drei Kinder, die auf einem Balkon spielen. Sie tragen Wintersachen und stehen mit dem Rücken zur Kamera.

Spielende Kinder (Symbolbild)

Maren Kremer vom NRW-Verband Kita-Kräfte sieht grundlegende Entscheidungen verpasst. Der Personalmangel ist allgegenwärtig.

Maren Kremer ist 1. Vorsitzende des Verbands für Kita-Fachkräfte NRW. Stefan Corssen sprach mit ihr über die Situation an vielen Kitas.

Schaut man sich die aktuelle Situation in den Kindergärten an, dann hat man den Eindruck, dass der Notbetrieb vielerorts zum Normalbetrieb geworden ist. Stimmt das?

Maren Kremer: Genau das erleben wir auch, und zwar bundesweit, nicht nur im Bergischen. So viele Krankheitsfälle unter den Beschäftigten gab es wohl noch nie.

Woran liegt das? Ist das nur eine Erkältungs- und Grippewelle?

Das ist es sicher auch. Erzieherinnen und Erzieher sind derzeit aber auch extrem belastet und erleben täglich einen hohen Stress. Dazu tragen die personellen Engpässe maßgeblich bei.

Dass Erzieherinnen und Erzieher sehr belastet sind, ist ja nicht neu...

Richtig, das Problem ist seit Jahren bekannt, aber es wird zu wenig dagegen getan. Der wichtigste Schritt aus unserer Sicht wäre eine längst überfällige Anpassung des Personalschlüssels an Kitas. Er muss angehoben werden und individuell, für jede Kita und ihre Rahmenbedingungen, berechnet werden.

Warum gibt es zu wenig Personal?

In NRW fehlen aktuell 24 400 Kita-Fachkräfte. Auch das ist seit Jahren bekannt, das Problem verschärft sich, weil mehr Erzieherinnen ausscheiden als nachrücken. Um das zu ändern und den Beruf attraktiver zu machen, müssen Kita-Träger und Politik sich mit uns als Verband zusammensetzen und an einem Strang ziehen. Man sollte mehr auf die Beschäftigten in den Kitas hören und ihre Argumente ernst nehmen. Vor Ort hat man oft den Eindruck, dass Beschlüsse gefasst werden, die von der Realität ganz weit weg sind.

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