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GerichtBochumer Drängler soll Lindlarer genötigt haben – „Mein Mann wurde richtig nervös“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Autofahrer drängelt auf der Landstraße. (Symbolbild)

Ein Ehepaar aus Lindlar wurde über weite Strecken von einem Drängler genötigt. (Symbolbild)

Ein Jagdaufseher aus Bochum fuhr einem Ehepaar aus Lindlar über weite Strecken zu dicht auf. Jetzt musste sich der Mann vor Gericht verantworten.

Fast ein Jahr ist es her, dass ein Ehepaar aus Lindlar sich im Straßenverkehr über weite Strecken genötigt gefühlt hat. Diese unangenehme und offensichtlich auch gefährliche Situation hat das Paar bis heute nicht vergessen. Detailliert schilderten die Lindlarer die Fahrt jetzt vor dem Richter am Wipperfürther Amtsgericht, wo die Nötigung im Straßenverkehr verhandelt wurde.

Wipperfürth: 35-Jähriger soll zu dicht aufgefahren sein

Angeklagt war ein 35-jähriger Mann aus Bochum, der etwa zweimal pro Woche von seinem Wohnort nach Wipperfürth fährt, um dort seine Aufgaben als Jagdaufseher in einem gepachteten Jagdrevier zu übernehmen. Am Ostermontag 2022 war er vormittags von Bergisch Born über Hückeswagen, Kobeshofen und Hämmern bis nach Wipperfürth hinter dem Seat-SUV des Ehepaars aus Lindlar hergefahren. Nicht eingehalten haben soll er dabei den nötigen Sicherheitsabstand.

„Ab Bergisch Born ist uns das Auto hinter uns aufgefallen. Der Fahrer war sportlich unterwegs und ist penetrant nah aufgefahren“, sagte der 32-jährige Seat-Fahrer als Zeuge aus. Im Rückspiegel habe er nur noch die Motorhaube, nicht aber das Nummernschild oder Scheinwerfer erkennen können. Die Aussage bestätigte seine damals hochschwangere Ehefrau. „Mein Mann wurde richtig nervös, obwohl er auch im Rettungsdienst fährt“, schilderte sie die unangenehme Situation.

„Warum haben Sie denn nicht angehalten und den Wagen vorbeigelassen?“, fragte die Verteidigerin den Zeugen. „Ich habe mich durch den geringen Abstand nicht in Lage gefühlt, den Anhaltevorgang sicher einzuleiten“, erklärte der Zeuge. Dass sich der 35-Jährige über die Fahrweise des vorausfahrenden Autofahrers geärgert hatte, kam bei seiner Aussage deutlich zutage. „Er ist auf der Landstraße immer unter Richtgeschwindigkeit gefahren, hat in den Kurven stark abgebremst und dann wieder Gas gegeben“, sagte der Bochumer.

Wipperfürth: Ehepaar ruft wegen Drängler die Polizei

Dass der Zeuge aufgrund des geringen Abstands im Rückspiegel kein Nummernschild mehr hätte erkennen können, erklärte er mit seinem für die Jagd höher gelegten Offroad-Wagen der Marke Suzuki Grand Vitara. Erst nach dem Ortsausgang Hämmern hätte er das vorausfahrende Fahrzeug überholen können. Wobei auch dieser Überholvorgang aufgrund des Gegenverkehrs riskant gewesen sei, wie der Zeuge aussagte. „Mein Mann war dann so geladen, dass er die Polizei gerufen hat“, so die Ehefrau weiter.

Nach dem Überholvorgang wendete sich das Blatt. Aus dem Drängler wurde ein Verfolgter. Auf Anweisung der Polizei sollte das Ehepaar an dem Wagen „dranbleiben“ und den aktuellen Standort durchgeben. Das tat das Ehepaar so lange, bis der Bochumer mit seinem Offroad-Fahrzeug auf einem Bauernhof außerhalb von Wipperfürth zum Stehen kam, wo auch kurz darauf die Polizei eintraf. „Als die Polizisten auf mich zukamen, war ich mir keiner Schuld bewusst“, sagte der Angeklagte, der damals auch seine beiden Kinder und zwei Hunde im Auto hatte.

Nachdem der Richter die Aussagen des Angeklagten und der beiden Zeugen gehört hatte, stellte er das Verfahren mit Zustimmung der Staatsanwältin und gegen Geldauflage ein. Der Bochumer muss 750 Euro zahlen, die auf seinen eigenen Wunsch hin dem Wipperfürther Tierheim zugutekommen sollen. Beiden Zeugen warteten das Urteil nicht ab, sondern verließen nach ihren Aussagen den Saal.

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