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Baustelle in der Leichlinger KircheVerpackungskünstler am Altar und an der Orgel

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Bänke, Orgel, Pfeiler und Empore, der gesamte Innenraum der evangelischen Kirche an der Marktstraße in Leichlingen ist wegen der Bauarbeiten staubdicht eingepackt.

Leichlingen – Dicke gelbe Schlauchröhren quillen aus dem Nordportal und fauchen. Sie schlängeln sich in den Kirchenraum, der aussieht, als hätte Verpackungskünstler Christo zugeschlagen: Alles in der evangelischen Kirche an der Marktstraße ist unter grauen Plastikplanen verschwunden. Orgel, Kirchenbänke, Altar, Säulen, Leuchter, Fenster – alles ist staubdicht verhüllt, geschützt und zugeklebt. Schubkarren, Staubsauger und Kabeltrommeln statt Kerzen und Kreuzen.

Mit dem Bohrhammer wird am Altarbereich der Boden aufgestemmt, um größere Heizluftschächte einbauen zu können.

Handwerker haben eine Zwischendecke aus Vierkanthölzern eingezogen, um die Empore abzuschotten. Im Altarraum, den man hinter einer gezimmerten Bau-Kabine nur ahnen kann, wird der Boden metertief ganz unheilig mit dem Hilti-Bohrhammer aufgebrochen. Vor zehn Tagen hat der Einbau einer neuen Heizung begonnen. Die Leichlinger Kirche an der Wupper ist deshalb zurzeit eine Baustelle. Gottesdienste sind hier nicht mehr möglich. Sie werden im Saal des Gemeindehauses nebenan abgehalten.

Neue Warmluft-Schächte

Das Kirchenschiff des Denkmals, die empfindliche Orgel, Glasfenster und Holzbänke mussten vor Beginn der staubigen Rohbauarbeiten vor Beschädigungen und Schmutz so gut es geht geschützt werden. Darum die Verpackungsorgie. Die Kirche bekommt neue, dezentrale, größere Lüftungsschächte, die im Boden versenkt werden. Sie ersetzen die bisherigen umlaufenden, schmalen Gitterschlitze in den Gängen.

Durch gelbe Schlauchleitungen wird Staub aus der Kirche abgesaugt.

Das veraltete System taugte ebenso wenig zur vernünftigen Heizung der Kirche wie die gesamte Fernwärme-Leitung, aus der Heißluft bezogen wird. Sie kommt aus dem Keller des Gemeindehauses, wo ein Erdgas-Brennwert-Kessel steht. Von dort aus führte bisher ein wohl 50 Jahre altes und schlecht gedämmtes unterirdisches Rohrsystem zur Kirche. Durch einen feuchten Kellerraum, in dem die Steuerungsanlage immer wieder ausfiel und für deren Reparatur stets Spezialisten aus der Eifel alarmiert werden musste, erläutert Baukirchmeister Helfferich Preuschen das technische, energetische und verlustreiche Problem.

Presbyteriums-Wahl war nicht möglich

Die Wahl des neuen Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Leichlingen leidet in diesem Jahr unter Personalmangel – und ist deswegen abgesagt worden. Gleich sechs bisherige Mitglieder wollten ihr Amt aufgeben und nicht für weitere vier Jahre kandidieren. Es haben sich aber nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber für die Sitze im ehrenamtlichen Gemeindeleitungs-Organ gemeldet. Ihm gehören normalerweise zehn Presbyter und zwei Mitarbeiter-Vertreter an. Bisher waren es sogar zwölf Ehrenamtler.

Kandidieren wollten jedoch nur neun Ehrenamtler und gar kein hauptberuflich Beschäftigter. Daher wird es nicht zu der für den 1. März geplanten üblichen Wahl kommen.

Der vom Synodalvorstand des Kirchenkreises eingesetzte Ausschuss hat stattdessen beschlossen, dass die vorgeschlagenen neun Kandidatinnen und Kandidaten ohne förmliche Wahl zu Presbytern ernannt werden.

Das neue Presbyterium bilden bis 2024 weiterhin Ulrich Priebus, Jörg Großbruchhaus, Jens Weber, Silke Morgenstern-Repp, Dagmar Büchel, Antje Witte und Michael Adolphs sowie die neuen Mitglieder Sarah Tippelt und Christian Reese.

Im Gottesdienst am Sonntag, 22. März, um 10 Uhr, sollen die ausscheidenden Presbyter verabschiedet und die neuen verpflichtet werden. Dann soll die Baustelle in der Kirche planmäßig beendet sein. (hgb)

Nun werden nicht nur die Luftschächte in der Kirche umgebaut, sondern wird auf direktem Weg auch eine neue Fernwärme-Leitung samt Steuerung gebaut. Dafür wird noch ein Graben aufgerissen. 170 000 Euro muss die Gemeinde aufbringen. Zuschüsse gibt es keine.

Spezialisten aus Aachen

Für den Auftrag konnten bundesweit erfahrene Fachleute gewonnen werden: Die Installateure der Klimatechnik-Firma Mahr aus Aachen sind auf Kirchenheizungen spezialisiert. Und sie gehen mit der Baudenkmälern angemessenen Sorgfalt ans Werk. In der Leichlinger Kirche retten sie beim Aufstemmen des Bodens sogar die alten Fliesen, um später mit ihnen Löcher wieder flicken zu können. Denn es gibt sie nirgends mehr nachzukaufen. Ganz vorsichtig und allmählich muss man auch eine Kirche aufheizen, weil man sonst die Orgel ruiniert.

Nur noch zwei Pfarrer

Personelle Veränderungen wird es auch bei den Seelsorgern der evangelischen Gemeinde Leichlingen geben: Pfarrerin Eva-Maria Wilhelm tritt 2020 in den Ruhestand und wird im August verabschiedet. Ihre Stelle wird möglicherweise nicht neu besetzt. Es gibt stattdessen Überlegungen, die Gemeinde dann statt bisher drei auf nur noch zwei Pfarrbezirke aufzuteilen.

Die beiden verbleibenden Pfarrer sind Petra Steffen und Ulrich Görn. Zu ihrer Unterstützung könnte eine neue Vollzeitstelle für einen Diakon/eine Diakonin oder Gemeindepädagogen mit Ordinationsrechten geschaffen werden. Als Diakon gehört bereits Wolfgang Schweppe zum Pfarrteam. (hgb)

Helfferich Preuschen, der frühere städtische Baudezernent, scheidet Ende März aus dem Presbyterium aus und gibt dann auch das Amt des Baukirchmeisters auf. Er ist zuversichtlich, dass die Bauarbeiten in vier Wochen pünktlich fertig werden und dann bei etwa 18 Grad wieder der erste Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden kann: „Bisher haben wir keine Überraschungen erlebt“, sagt er. Auf Holz klopfen, was ja Glück bringen soll, kann er in der Kirche dabei nicht – „Christo“ hat ja alles unter Plastik verpackt.