Erfinder der Kultsendung „7. Sinn“Alfred Noell aus Bergisch Gladbach wird 90 Jahre alt

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Zwei Männer löschen ein brennendes Auto, einer filmt.

Was tun bei einem Motorbrand? Alfred Noell zeigte auch das in „Der 7. Sinn“.

Alfred Noell ist Regisseur und Motorsportjournalist. Seit 43 Jahren lebt er in Bergisch Gladbach.

Obwohl der „7. Sinn“ seit bald 18 Jahren nicht mehr produziert wird – die Titelmelodie der Kult-Sendung kennen bis heute unzählige Menschen. „Neulich noch kam einer, als ich im Café Extrablatt in der Fußgängerzone war, und hat sie spontan gesungen, als er mich gesehen hat“, sagt der Mann, der den „7. Sinn“ erfunden, 1754 Folge geschaffen und auch sonst Verkehrs- und Fernsehgeschichte in Deutschland geschrieben hat. An diesem Montag wird Alfred Noell 90 Jahre alt.

Seit 1980 lebt und arbeitet der Motorsportjournalist in Bergisch Gladbach. Kein Mensch der Welt hat wohl so viele Autos geschrottet wie er. Gezählt hat er sie nicht, auch war es nicht sein rasanter Fahrstil, der ihnen den Garaus machte, sondern vielmehr das höhere Ziel, „Da weiterzumachen, Wissen zu vermitteln, wo die Fahrschulen aufgehört haben“, wie er es formuliert hat.

Crashs im Fernsehen, das war damals ganz ungewöhnlich.
Alfred Noell, Regisseur und Journalist aus Bergisch Gladbach

Vier Jahrzehnte lang hat er es gewaltig krachen lassen auf Deutschlands Straßen, die dramatischen Crashs mit der Kamera festgehalten, um damit auf Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Bei den professionellen Stunts wurden mehr als 700 Autos, Motorräder und Busse zu Schrott gefahren. Einmal sogar eine Lokomotive.

„Crashs im Fernsehen, das war damals ganz ungewöhnlich“, erinnert sich der Verkehrsexperte, der nicht nur den zeitweilig in 47 Länder verkauften und in 17 Sprachen synchronisierten „7. Sinn“ für den WDR und die anderen dritten Programme erschuf, sondern unter anderem auch Verkehrs-Sendereihen fürs ZDF konzipierte. Dazu ist Noell begeisterter Motorsport- und Oldtimer-Fan, dessen Expertise als Sportjournalist gefragt war und ist.

Alfred Noell steht an einem Oldtimer.

„Geliebtes Blech“: Oldtimer haben es dem Bergisch Gladbacher Journalisten, Filmemacher und Autor Alfred Noell besonders angetan.

1933 in Bad Hönningen geboren, absolvierte Alfred Noell ab 1953 eine journalistische Ausbildung bei einer Zeitung in Hilden, wechselte später nach Düsseldorf, bevor er 1959 erstmals Reportagen fürs Fernsehen gestaltete. Anfang der 60er Jahre gründete er ein eigenes Unternehmen und begann beim WDR in Köln. Seine erste Serie „Tips und Tricks für Autofahrer“ wurde dort im Regionalprogramm „Hier und Heute“ gesendet.

25 Jahre lang berichtete er zudem für die ARD-Sportschau über Motorsportthemen. „Ich habe unter anderem als einer der ersten über die Rally Paris – Dakar berichtet“, erinnert sich der Journalist. 1966 entwickelte Noell das Konzept der Serie „Der 7. Sinn“, für die er in den folgenden Jahrzehnten mehrere nationale und internationale Auszeichnungen erhielt.

Mahnende Tipps wie „Die Fahrspur zwar zügig, aber nie abrupt wechseln“ blieben auch wegen der prägnanten Stimme von Egon Hoegen vielen in Erinnerung. Filmszenen von Radlern, die über achtlos aufgerissene Autotüren flogen, oder übermüdete Fahrer, die aus der Kurve schleuderten, sowieso.

Dieter Thomas Heck mit Alfred Noell in der ZDF-Serie "So läuft´s richtig".

Mit Dieter Thomas Heck (l.) arbeitete Alfred Noell unter anderem in zahlreichen Folgen der Quizreihe „So läuft’s richtig“ zusammen.

Zu Beginn der 80er Jahre gründete Noell den Verband der Fernseh-, Film- und Videowirtschaft Nordrhein-Westfalen mit, und entwarf gemeinsam mit der NRW-Landesregierung ein Filmwirtschaftsförderungsgesetz für NRW, um neben Film-Städten wie München, oder Berlin einen Standort am Rhein aufzubauen.

Am Herzen lag dem Journalisten und Filmemacher stets auch die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr. Er gründete den „Verein für das verkehrsgeschädigte Kind“ und schuf für ARD und ZDF Serien, die im Nachmittagsprogramm zu sehen waren, darunter die 72 Folgen umfassende Reihe „Herr Daniel paßt auf“ sowie „Was Kalle Quast nicht paßt“ (46 Folgen). Immer wieder waren auch in „Der 7. Sinn“ Szenerien aus dem Bergischen zu sehen. „Aber längst nicht nur“, wie der Jubilar betont. „Für die Winterfolgen etwa sind wir immer in die Alpen oder manchmal auch ins Sauerland gefahren.“

Ein Motorradfahrer fliegt über einen Wagen mit GL-Kennzeichen.

GL-Kennzeichen und Szenen aus dem Bergischen waren in zahlreichen Folgen von „Der 7. Sinn“ zu sehen

Leidenschaftlich ist Noell auch stets selbst Auto gefahren. Besonders gerne Oldtimer wie seinen Fiat Dino Coupé auf Ferrari-Basis. Aus gesundheitlichen Gründen setzt er sich zwar nun nicht mehr selbst hinters Steuer – „ich möchte ja auch niemand anderen gefährden“, sagt er verantwortungsbewusst. Hochgeschätzt ist indes bis heute seine Expertise. Die in Sachen Oldtimer zeigte er 2013 auch in einem beeindruckenden Buch unter dem Titel „Geliebtes Blech. Herzblutgeschichten rund um Oldtimer“ im Gladbacher Heider-Verlag.

Alfred Noell sei ein „leuchtendes Beispiel dafür, wie konstruktiv, fortschrittsoffen und rundum gesellschaftsorientiert“die „heute oft emotional geführten Debatten zum Thema Mobilität und Klimaschutz“ schon „früh geführt werden konnten“, würdigt Landrat Stephan Santelmann den Journalisten anlässlich dessen runden Geburtstags. 

Der Jubilar selbst freut sich, weiterhin als Journalist mit Beiträgen für Magazine und andere Publikationen aktiv sein zu können. Und dass sich bis heute viele Menschen an den „7. Sinn“ erinnern. „Und hoffentlich auch was dabei gelernt haben“, sagt er lächelnd.

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