NeuerscheinungAutor Jan Wielpütz aus Bergisch Gladbach stellt neuen Krimi „Kalte Marsch“ vor

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Autor Jan Wielpütz sitzt auf der Rathaustreppe in Bergisch Gladbach und zeigt seinen neuen Krimi „Kalte Marsch“

Buchautor Jan F. Wielpütz mit dem Krimi „Kalte Marsch“, der gerade auf den Markt gekommen ist.

Nach dem Tod der Autorin Nina Ohlandt vor vier Jahren führte Wielpütz die Krimi-Reihe fort und legt nun seinen dritten eigenen Band vor.

Gefährlicher Norden: Auch in „Kalte Marsch“, dem zehnten Fall der beliebten Nordseekrimi-Reihe um Hauptkommissar John Benthien, geht es mörderisch zu. Der am 28. März erschienene Kriminalroman ist bereits der dritte Teil, den Jan F. Wielpütz nach dem Tod der Autorin Nina Ohlandt für die Reihe weiterschreibt.

Als Nina Ohlandt 2020 verstirbt, wird Wielpütz, der schon lange als Lektor tätig ist und unter Pseudonym bereits einige Bücher veröffentlicht hat, von ihrem Verlag gefragt, ob er Interesse daran habe, die Serie fortzuführen. Da er die Reihe lange begleitet und sich mit Ohlandt gut verstanden hat, nimmt Wielpütz das Angebot an.

„Ich habe mich gefragt, ob ich der Reihe gerecht werden kann“

„Die Figuren sind für mich wie Familie“, erklärt er. Dass sich John Benthiens Mordfälle in Norddeutschland abspielen, passte auch, da Wielpütz, der in Bergisch Gladbach lebt, dort Familie hat. Anfangs hatte er jedoch mit Schwierigkeiten und Selbstzweifeln zu kämpfen.

„Ich hatte ziemlich große Ehrfurcht. Ich habe mich gefragt, ob ich dem Erfolg der Reihe überhaupt gerecht werden und in Ohlandts Fußstapfen treten kann“, berichtet der 48-Jährige. „Tiefer Sand“, der achte Teil der Nordsee-Krimi Reihe war der erste Teil, an dem er aktiv mitschrieb. Er habe das Glück gehabt, dass Ohlandt ein Teilmanuskript hinterlassen habe, das den Mordfall in groben Zügen beinhaltete. Um den Rest, also die Geschichten der Figuren, musste er sich selbst kümmern.

„Mal sehen, wen ich sterben lasse“

„Ich las mir noch mal alle Teile durch und legte mir ein Register für die Figuren an. Wie sprechen sie? Wie entwickeln sie sich?“, schildert er seine Vorgehensweise. Das sei zwar sehr aufwendig gewesen, doch dadurch konnte er die Charaktere noch genauer kennenlernen.

Wielpütz habe alle Figuren gerne, aber besonders möge er die Hauptfigur John Benthien. „Etwas offensichtlich, ich weiß“, gesteht er. Benthien habe das Herz am rechten Fleck, auch wenn er manchmal Fehler mache. Doch genau aus diesem Grund ist er für viele Leser und auch für Wielpütz „identifizierbar und realistisch“. Aus zahlreichen Gesprächen mit Ohlandt weiß er, wohin die Geschichte der Figuren gehe. „Mal sehen, wen ich sterben lasse“, scherzt er.

Inspiration erhält Wielpütz durch Krimis und aus der Zeitung

Seine Inspiration erhalte er durch Krimis oder aus der Zeitung. Einmal las er einen Fall über eine Freikirche, deren Oberhaupt Prophezeiungen verkündete und angeblich voraussagen konnte, dass bestimmte Menschen bald sterben würden. Wielpütz fand diese Idee interessant und führte sie im zehnten Teil der Krimi-Reihe weiter aus.

Der Urlaub in Friedrichstadt gab ihm die Idee, den neuen Mordfall in „Kalte Marsch“ in der kleinen Stadt in Schleswig-Holstein spielen zu lassen. Die Staatsanwältin Sanna Harmstorf, die im neunten Band „Schwarze Dünen“ zum ersten Mal erscheint, hat Wielpütz selbst erfunden.

Jede Figur verfügt über einen eigenen Steckbrief

Zuerst überlegt er sich immer, welche Stärken und Schwächen die Figur haben könnte, was ihre Träume, Wünsche und Probleme sind. Dann legt er einen detaillierten Steckbrief an und schaut, wie sich der Neuzugang mit den übrigen Figuren versteht.

„Eigentlich ist Sanna jemand, der gar nicht zum Rest der Bande passte“, sagt der Autor. Sie ermittelt gegen Benthien und bespitzelt ihn sogar, was ihm letztlich zum Verhängnis wird. „Ihre Reise wird spannend“, verrät Wielpütz.

Um auf neue Ideen zu kommen, geht er morgens durch Refrath spazieren

Um auf neue Ideen zu kommen, gehe er gerne morgens spazieren. „Die Leute in Refrath kennen mich schon, wenn ich da gedankenverloren herumlaufe und nichts von meiner Außenwelt mitbekomme“, lacht er. Außerdem könne er nicht auf entkoffeinierten Kaffee und seinen Swing Chair verzichten.

Er unternimmt gerne Ausflüge, rund dreimal im Jahr besucht er die Küste. Solche Touren helfen ihm, das Geschriebene noch einmal zu reflektieren und sich neue Geschichten für die nächsten Bände auszudenken. Die Idee zu „Schwarze Dünen“ kam ihm beispielsweise, als er Urlaub auf Sylt machte und die Inselflieger sah.

Für den Autor ist detaillierte Planung der Geschichte das Wichtigste

Das Wichtigste beim ganzen Entstehungsprozess sei nicht nur das Schreiben, sondern auch, richtig zu planen. „Ich bin umso kreativer, je geregelter mein Schreibablauf ist“, berichtet Wielpütz. Bevor er sich an den Text wagt, konstruiert er zuerst den neuen Fall.

Wer wird wo und wie ermordet? Was sind die Geschichten des Täters und Opfers? Welche falschen Fährten kann er legen? Wenn er den Fall ausarbeitet, können das schon mal 50 Seiten sein. Erst im letzten Schritt, nachdem das „Skelett“ steht, kümmert er sich um die privaten Geschehnisse der Figuren.

Von der ersten Idee bis zur Druckfahne vergeht rund ein Jahr  

„Im besten Fall vermischen sich die privaten Angelegenheiten mit dem Fall“, sagt Wielpütz. Der Leser bemerke dann, wo die Schnittstellen liegen und das „mache das Buch rund“, fügt er hinzu. Von der ersten Idee bis zur Druckfahne vergeht rund ein Jahr.

Die reine Schreibphase dauert bei Wielpütz nach eigenen Angaben vier bis fünf Monate. Dann fängt er gegen sieben Uhr morgens an und sitzt bis zum frühen Nachmittag vor dem Laptop. „Das hängt aber immer von meinem Schreibflow ab“, berichtet er.

Der nächste Band ist bereits in Arbeit

Am Ende der Arbeit ist Wielpütz stolz und zufrieden. „Ich denke immer: ,Das ist das beste Buch, was du je geschrieben hast!', was völlig Quatsch ist“, lacht er. Er fühle sich geehrt, Nina Ohlandts Nordseekrimi-Reihe weiterschreiben zu dürfen.

Er arbeite bereits am nächsten Band, der im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll. Zudem erscheint voraussichtlich im Herbst dieses Jahres ein E-Book Kurzkrimi über John Benthien. Über den zehnten Teil „Kalte Marsch“ verrät Wielpütz: „Auch Idylle kann tödlich sein – Benthien kämpft um seine Zukunft“.


Das Buch

Nina Ohlandt/Jan F. Wielpütz: „Kalte Marsch“, aus der Reihe „Hauptkommissar John Benthien“, Band 10, ISBN 978-3-404-19251-9, 12,99 Euro.

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