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StadthäuserKeine Chance für ein Kino in Bergisch Gladbach

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Das Foto zeigt eine Skizze der Stadtmitte  mit den beiden Stadthäusern

Die Zukunft der Stadthäuser: In dieser Variante sind sie unten als Gebäuderiegel erkennbar. 

Mit einem Vergabeverfahren sollen Investoren Ideen für eine Nachnutzung des Geländes der alten Stadthäuser in Bergisch Gladbach entwickeln

Es ist kompliziert. Wenn jemand diese Worte in den sozialen Medien für seinen Beziehungsstatus auswählt, ist schon ziemlich deutlich, was es bedeutet, Trennung, geheime Liebschaft oder Rosenkrieg.

Es ist kompliziert. So könnten die Stadtplaner auch die Zukunft der beiden alten Bergisch Gladbacher Stadthäuser an der Gohrsmühle und am Konrad-Adenauer-Platz beschreiben. Ein Jahr lang haben Spezialisten die aus den Jahren 1953 und 1955 stammenden Gebäude analysiert und sich tiefgreifende Gedanken gemacht zu einer Nachnutzung. Büros, Hotel, Ärztehaus, Appartements, in diese Richtungen könnte es später vielleicht gehen. Oder etwas ganz anderes kommt. Es ist alles offen.

Das Ergebnis kommt jetzt in die Politik, am 16. Dezember soll der Stadtrat über ein mehrstufiges Qualifizierungsverfahren (Interessenbekundung und Wettbewerb) entscheiden. Hintergrund: Weil die Bediensteten absehbar in das ehemalige AOK-Haus Bensberger Straße umziehen, werden die Beamten-Gemäuer bald leer stehen.

Das Foto zeigt die Stadthäuser Bergisch Gladbach

Blick auf die Stadthäuser von der Gohrsmühle aus

Mit einem sogenannten Konzeptvergabeverfahren will die Stadt potenziellen Investoren das Projekt in der Stadtmitte schmackhaft machen. Das läuft so ab: Interessenten sollen sich in einem festgelegten Zeitrahmen bei der Stadt bewerben, sie können eine ihnen genehme Nutzungsart beschreiben und berichten, ob sie die rund 70 Jahre alten Bürogebäude übernehmen, ob sie einen Teilabbruch vornehmen möchten oder das Areal komplett überplanen. Alles ist möglich, das kann nach Analyse der Gutachten gesagt werden.

Das macht das Projekt einerseits einfach – weil die Gedanken freifließen können. Andererseits will die Stadt an entscheidender Stelle auch ein Wörtchen mitreden bei der Nachnutzung und über Erbpacht auch Einnahmen generieren. Das macht die Sache schwierig. In der Entscheidung der Politik geht es erstmal nur um das Verfahren, es wird keine Aussage zu Erhalt, Teilabbruch oder Komplettabriss der Immobilie getätigt.

Der Beschluss als solcher hat sieben Unterpunkte, mit der Aufteilung der beiden Stadthäuser im Verfahren als wichtigste Vorentscheidung. Fördermittel sollen kommen für die Beplanung der Trasse An der Gohrsmühle (Stadtkante) und für ein grünes Freiraumkonzept mit Offenlegung der Strunde über rund 70 Meter. Bislang ist sie ein trübes Rinnsal im verrohrten Betontrog. Worauf es nach Lektüre der Dokumente hinauslaufen könnte, ist eine Mischnutzung.

Drohendes Hotel-Überangebot

Ein Hotel (vielleicht mit 80 bis 120 Betten) wird explizit angesprochen. Vorgetragen wird der Bedarf an Klein- oder Mikroappartements, die vielleicht für Auszubildende entstehen könnten; das wäre eine besondere Art des sozialen Wohnungsbaus auch mit Blick auf den „Exzellenzbaustein“ der Berufskollegs, der auf dem Zanders-Gelände entstehen wird. Ein großes Stadtkino als alleiniger Nutzungsschwerpunkt, oft diskutier nach dem Aus des Gladbacher Citykinos vor vielen Jahren, wird eher kritisch gesehen. Es soll nicht die eine Nutzung geben, sondern einen vielschichtigen Mix.

Eher schnell als gemächlich sollen Entscheidungen getroffen werden. Ende 2026, Anfang 2027 könnte die Verwaltung ausziehen, nahezu parallel hofft die Stadt auch auf ein tragfähiges Ergebnis des jetzt anlaufenden Wettbewerbs. 2028 könnte ein Bebauungsplan folgen, mit Offenlegung und Abwägung, Mitte 2029 das Planungsverfahren abgeschlossen sein und ein erster Bauantrag gestellt werden, 2030 bis 2032 die Umsetzung folgen. Dann spätestens ist klar, was aus dem im Dezember 1953 eröffneten Kreishaus Rhein-Berg und dem im September 1957 nachgefolgten Finanzamt geworden ist.

Bausubstanz geprüft

Es ist kompliziert, auch bei den Nachnutzungen. Ein Hotel in der Stadtmitte, ja bitte, die Stadt würde dies offenbar gerne sehen; so ist es dem Ton der Dokumente zu entnehmen. Für Messegäste in Köln-Deutz wäre dies mit S-Bahn-Anschluss ideal.

Aber im Bereich des Bahnhofs könnte ein weiteres Hotel entstehen. Auf dem benachbarten Isotec-Campus (altes Köttgen-Gelände) auch. Und auf Zanders offenbar ebenfalls, wie die Stadt erwähnt. Dann gebe es plötzlich zu viele Betten. Von hochspezialisierten Nutzungen wird im Übrigen dringend abgeraten, damit dürfte es das gewesen für Kinoträume in der Stadtmitte. Der Erhalt der Stadthäuser, und auch dies berichtet die Studie, ist vom Zustand abhängig. Krebserregende Stoffe wie Asbest wurden bei den Untersuchungen nicht gefunden, und auch die Raumluft macht keine Probleme. Die Dichte des Betons ist allerdings wechselnd.

Weil in den 50ern der Beton auf den Baustellen hergestellt wurde, ist die Qualität schwankend. Nachbesserungen an der oder anderen Stelle im Gemäuer sind jedenfalls in einer Erhaltungsvariante vorstellbar. Dass an dieser wichtigen Stelle in der Stadtmitte ein großer Wurf erforderlich ist, betonen die Planer überdeutlich. Das macht alles kompliziert.