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KirmesGladbacher Jahrmarkt mit Segnung des Autoskooters

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt den Aufbau der Pfingstkirmes in Bergisch Gladbach

In Bergisch Gladbach startet die Pfingstkirmes

Am Samstag (7. Juni) beginnt die Pfingstkirmes in Bergisch Gladbach. Um 10 Uhr wird der Autoskooter gesegnet.

Am Mittwoch kurbelt ein Steigerwagen seine Hebebühne nach oben. Schaulustige bleiben in der Busspur am Konrad-Adenauer-Platz stehen und beobachten die Arbeiten. „Die Webcam der Stadt ist seit einigen Wochen defekt“, sagt Burkhardt Unrau, Geschäftsführer der Gladbacher Schausteller. „Aber keiner hat es bemerkt“, sagt Unrau. Ihm sei es dann glücklicherweise aufgefallen. „Die Stadt repariert“, sagt der Kirmes-Chef sehr erleichtert. Seit Freitag läuft die Kamera wieder. An diesem Samstag um 12 Uhr beginnt die Pfingstkirmes, und die Webcam überträgt vom Platz-Eingang aus alles live und in alle Welt.

Ohne die Webcam wäre der Kirmesspaß wohl um einiges geschmälert worden, ist der Reaktion Unraus zu entnehmen. Auch Ute Unrau, Leiterin des Ordnungsamtes der Stadt, ist zur Stelle und wirft einen Blick auf die Dinge am Steigerwagen.

Nie Routine

Die Großfahrgeschäfte. Sie sind das Herz und der Mittelpunkt der Bergisch Gladbacher Pfingstkirmes, auch in diesem Jahr wirbeln Frisbee und Musikexpress ihre mutigen Passagiere ziemlich durcheinander. Unrau steht auf dem Platz und beobachtet, wie letzte Dinge eingepasst werden. „Das sieht wie Routine aus. Es ist aber keine“, meint er. Das Handy klingelt, Unrau geht schnell dran. Ein Schausteller hat eine Frage, und natürlich kann sie Unrau umfassend beantworten.

„Jeder Kirmes-Aufbau ist anders“, erklärt Unrau. Auch wenn die Schausteller und er das große Ganze seit vielen Jahren kennen würden, sei es jedes Mal doch anders. „Immer weniger Mitarbeiter haben die Schausteller, das ist schlimm.“ Dass Unrau für seine Kirmes brennt und alles gibt, ist in jeder Sekunde zu spüren. Die Schausteller sollen sich wohlfühlen in seinem „Wohnzimmer“, dem Konrad-Adenauer-Platz, und wenn sich Schausteller wohlfühlen, kommen auch die Besucher.

Wenige Mitarbeiter

Der Aufbau sei eine sehr aufwendige Sache, die Zeit bis zum Kirmesstart immer sehr kurz. Auch wenn es am Mittwoch so aussehe, als wäre noch viel Zeit. „Stimmt nicht“, sagt Unrau. Er wisse noch, dass vor wenigen Jahren die Schausteller erst mittwochs nach 15 Uhr, dem Ende des Wochenmarktes, auf den Platz fahren durften. „Das wäre heute gar nicht mehr machbar, wirklich nicht“, sagt Unrau. Die Personaldecke der Schausteller sei äußerst dünn, für alles brauche man ja auch die passenden Mitarbeiter.

Also beginnt seit mehreren Jahren schon montags der Aufbau, fünf Tage ehe sich die Kirmestore am Samstag öffnen. Die ersten Wohnwagen der Schausteller werden immer schon am Sonntagabend zuvor erwartet. Die Zeitplanung ist auf der Gladbacher Kirmes immer wichtig. „Wie wird denn das Wetter?“, fragt Unrau. Er schaue nicht mehr in seiner Wetter-App, der Anspannung wegen.

Das Wetter muss passen

Kein Regen, aber auch nicht zu heiß. Das sind die idealen Verhältnisse, damit die Fahrgeschäfte und die anderen Kirmesbuden den passenden Besuch (und damit auch Umsatz) haben. Am Mittwoch waren die meisten Rollladen an den Kirmeswagen noch unten, am Samstag wird sich alles bunt und glitzernd präsentieren, von der Losbude bis zum Entchenangeln.

„Auf die Fahrgeschäfte bringt mich aber keiner“, sagt Unrau lachend. Nah dran ist er immer, aber die rotierenden Gondeln und Schaukeln der Karussells überlässt er liebend gerne anderen. Auch in jungen Jahren habe er um die Großfahrgeschäfte einen Bogen gemacht.

Zu feiern gibt es vieles am Pfingstkirmeswochenende. Burkhardt Unrau ist 45 Jahre Chef der Schausteller, Ute Unrau koordiniert die Gladbacher Kirmessen im Ordnungsamt seit 25 Jahren. Das sei ja auch wichtig, findet der Gladbacher Kirmes-Macher.

Segnung des Autoskooters

Wichtiger, viel wichtiger sei aber die Segnung des komplett neu aufgearbeiteten Autoskooters Route 66 von Schaustellerfamilie Barth. „Das hat es in Bergisch Gladbach noch nie gegeben, ein einmaliges Ereignis“, schwärmt Unrau. Günther Barth, der langjährige Chef von Route 66, war vor anderthalb Jahren überraschend verstorben. Barths Tochter Bärbel hatte sich entschieden, den Kirmesklassiker überarbeiten zu lassen, für ihren Sohn Ludwig (20). Dabei sei anfangs die Zukunft des Fahrgeschäfts alles andere als klar gewesen, sagt Unrau.

Er kennt die Schausteller und ihre Geschichten, vor 14 Jahren haben er und seine Frau Ute auf dem Autoskooter geheiratet. Nach der Segnung wird um 12 Uhr das große Kirmestreiben festlich eröffnet, mit Bürgermeister Frank Stein Kreisdechant Norbert Hörter, Landrat Stephan Santelmann und vielen anderen Akteuren der Stadtgesellschaft.

Die Glocken von St. Laurentius werden auch läuten, Freifahrtchips in die Menge prasseln. Die Webcam auf dem Konrad-Adenauer-Platz wird das alles übertragen, rund um den Globus sind die Gladbacher Kirmesfreunde live dabei. Bei diesen Gedanken strahlt Burkhardt Unrau übers ganze Gesicht. Die Kirmes, sie wird am Samstag beginnen.

Bis Dienstagabend dauert der Spaß, mit dem Höhenfeuerwerk als Finale. Aber keine Sorge, die nächste Kirmes kommt zum Festtag des Heiligen Laurentius (9. August) in die Stadt.