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MobilitätBergisch Gladbach plant an neuen Radrouten - zum Beispiel am Herkenfelder Weg

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Mögliche Gefahrenstelle auf dem Herkenfelder Weg, der Teil der Radroute F7 werden soll.

Mögliche Gefahrenstelle auf dem Herkenfelder Weg, der Teil der Radroute F7 werden soll.

Verwaltung und Bürger suchen nach Möglichkeiten, den Herkenfelder Weg sicherer zu machen.

„Das ist die Hölle. Fahrradfahrer und E-Roller-Fahrer rasen mit Karacho den Berg runter, nehmen gar keine Rücksicht, das ist gefährlich“, sagt eine Frau bei der Bürgerversammlung. Es geht um den Herkenfelder Weg, als Teilabschnitt der Radroute F 7 zwischen Stadtteilen Hand und Schildgen. Hier muss dringend etwas passieren, darin sind sich die Anwohner einig. Sie haben gute Ideen, wie Durchfahrtsverkehr und Geschwindigkeiten auf der schmalen Straße eingedämmt, die Sicherheit für die Radfahrer verbessert werden können.

Die Route F 7 als wichtige Nord-Süd-Achse zwischen Hand und Schildgen ist ein Teil des Radverkehrsnetzes, das im Februar 2024 beschlossen wurde. Insgesamt zwölf Strecken auf Nebenstraßen wurden ausgesucht, um sie fahrradfreundlicher zu gestalten. Zu den fünf Straßen, die das Etikett Priorität 1 erhielten, gehört die F7. Beim Bürgerdialog in den Räumen der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) geht es konkret um den Herkenfelder Weg als Bestandteil dieser Strecke.

Anlieger sehen eine Fahrradstraße eher skeptisch

Bei vielen der rund 20 Anlieger im Saal besteht Skepsis, ob die Einrichtung einer Fahrradstraße auf dem Abschnitt zwischen der Kreuzung Kempener Straße und Hausnummer 121 - so sieht es das Konzept der Verwaltung vor - das richtige Instrument ist, um die Straße sicherer für den Radverkehr zu gestalten. „Dann gibt es kein Halten mehr. Die Straße wird zur Fahrrad-Autobahn“, gibt ein Mann zu Bedenken und malt sich aus, wie Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur IGP um die scharfe Kurve rasen und frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstoßen.

Anwohner schlagen wenigstens die Montage von sogenannten Berliner Kissen vor als Geschwindigkeitsbremsen vor der 90 Grad-Kurve, um gefährliche Situationen im Begegnungsverkehr zu verhindern. Markierungen, um die Spur zu halten, könnten ebenfalls für mehr Sicherheit sorgen.

Das Auto ist zu Gast, wie man in Holland sagt
Mobilitätsmanagerin Maren Hesselmann

Denn der Herkenfelder Weg soll auf diesem Teilstück zwar als Fahrradstraße ausgewiesen werden, aber nicht als reine, wo Autos nicht erlaubt sind, sondern als Tempo 30-Zone, in denen Radfahrer Vorrang haben und nebeneinander fahren dürfen. „Das Auto ist hier zu Gast, wie man in Holland sagt“, erläutert Mobilitätsmanagerin Maren Hesselmann.

Aus den Zuhörerreihen erntet sie viele Bedenken. Im Berufsverkehr werde der Herkenfelder Weg von Pendlern als Schleichweg genutzt, an warmen Sommertagen, wie zuletzt, sei die Straße regelrecht verstopft gewesen mit Fahrzeugen auf dem Weg zum Kombi-Bad: „Wir sind gar nicht mehr aus unseren Einfahrten rausgekommen“, sagt eine Frau. Das Verhältnis zwischen Anwohnern und Durchgangsverkehr stimme nicht.

Die Verkehrszählung hat ergeben, dass im Durchschnitt täglich 234 Autos (56 Prozent) und 182 Radfahrer (44 Prozent) den Herkenfelder Weg nutzen.   Eine Bestätigung für den dringenden Wunsch der Anwohner, den Durchgangsverkehr zu verringen. Zumal im Abschnitt zwischen der Kleingartenanlage und Borngasse der Herkenfelder Weg extrem schmal wird, Begegnungsverkehr aber trotzdem erlaubt ist. „Da gilt ja schon Tempo 30. Aber keiner hält sich dran, kontrolliert wird das auch nicht“, lautet eine Kritik aus dem Publikum.

Dass die Stadt hier schmale Schutzstreifen für Radfahrer markieren will, würde niemanden davon abhalten, fernzubleiben. Mehrere Anwohner schlagen deshalb vor, den Herkenrather Weg von der Borngasse bis zum Parkplatz der Kleingartenanlage für Autofahrer zur Sackgasse zu machen. Als Absperrung könnten Poller dienen, sodass Radfahrer freie Fahrt hätten. Zusätzlich sollten auch hier Bodenwellen oder Ähnliches angebracht werden, um die Geschwindigkeit zu reduzieren.

„Das klingt nach einem gut gefüllten Hausaufgabenheft“, sagt Jonathan Benninghaus, ebenfalls Mobilitätsmanager. Alle Anregungen der Bürger würden geprüft und wenn möglich in der Planung berücksichtigt. Vorgesehen sei, dem Verkehrsausschuss am 2. September einen Entwurf zum Beschluss vorzulegen. Von den Zuhörern bekommt Benninghaus optimistischen Applaus zu Abschied. Die Verwaltung kündigt an, alle Prüfergebnisse, wenn es soweit ist, auf der städtischen Homepage hochzuladen.