Schüler der Bergisch Gladbacher Gemeinschaftsgrundschule Gronau mussten das Gebäude in Windeseile verlassen – Reparaturarbeiten laufen.
Der nächste TotalausfallSchule wegen lockerer Deckenplatten geschlossen

Weil Platten von den Decken herunterzustürzen drohten, wurde die Grundschule in Bergisch Gladbach-Gronau kurzfristig geschlossen.
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Die Stadt Bergisch Gladbach schließt erneut eine Grundschule aus Sicherheitsgründen. Diesmal sind rund 200 Kinder der GGS Gronau an der Mülheimer Straße betroffen. Der Grund: Schallschutzplatten an den Decken in den Klassenzimmern im Hauptgebäude sind locker. Am Mittwochvormittag mussten alle Schüler das Gebäude in Windeseile verlassen.
Informiert von der Schulleitung, mussten die Eltern ihre Kinder von jetzt auf gleich abholen. „Die Kinder waren zum Teil richtig aufgelöst“, sagt Marlies Eller, Schulpflegschaftsvorsitzende, „bei mir war die Hölle los, das Telefon stand nicht mehr still.“
Wir erwarten von der Stadt, dass sie offen mit der Schulleitung und uns Eltern kommuniziert, wie es weitergeht, dass der Unterricht an unserer Schule gesichert ist.
Die Sorge der Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder sei sehr groß. Auch deshalb, weil nicht klar ist , was genau die Räumung des Schulgebäudes ausgelöst hat. Ob Mörtel von der Decke gebröselt ist? Eine Lampe gewackelt hat? Oder eine Platte von der Decke gefallen ist? Es kursieren die unterschiedlichsten Vermutungen.
Die Stadtverwaltung stellt auf Anfrage klar: „Es sind keine Platten von der Decke gefallen.“ Vielmehr seien aufgrund der Vorkommnisse an der GGS Steinbreche vorsorgliche Kontrollen aller Leuchten an den Grundschulen durch Fachfirmen vorgenommen worden. „Dabei haben wir festgestellt, dass in acht Klassenräumen und den Fluren des Neubaus einige Deckenplatten eine potenzielle Gefahr sein könnten“, so Stadtsprecherin Daniela Fobbe-Klemm.
Eine Fachfirma sei gerade dabei, die Platten zurückzubauen. Im Rahmen der gesetzlichen Regelungen sei auch Arbeit am Abend und an den Wochenenden angeordnet worden, damit die Räume so schnell wie möglich wieder der Schule zur Verfügung stünden.
„Wir Eltern sind nicht nur verunsichert, sondern richtig sauer“, sagt Eller, „wir erwarten von der Stadt, dass sie offen mit der Schulleitung und uns Eltern kommuniziert, wie es weitergeht, dass der Unterricht an unserer Schule gesichert ist.“ Erst am Freitag vergangener Woche habe die Schulleitung sie benachrichtigt, dass aus Sicht der Stadtverwaltung alles Okay sei mit der Decke. Und am Mittwoch wurde sie dann plötzlich gesperrt.
Die Lage wird immer dramatischer, die Liste der Defekte immer länger
„Zum Glück ist niemand etwas passiert“, sagt Eller, so eine Schallschutzplatte wiege fünf Kilogramm, wie sie erfahren habe. Christian Brachten, kommissarischer Schulleiter, möchte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht zur aktuellen Situation und Zukunft seiner Schule äußern und verweist auf die Pressestelle der Stadt.
Dabei zeigt dieser erneute Fall: Die Lage an den Schulen wird immer dramatischer, die Liste der Defekte immer länger. Erst Ende März hatten sich, wie berichtet, in der GGS Steinbreche in Refrath in einem Klassenzimmer Lampen von der Decke gelöst und krachten auf Schultische. Nur weil dies passierte, als die Kinder gerade beim Sportunterricht waren, verletzte sich niemand.
Stadt beruhigt: keine „vorgezogene Notwendigkeit“ für Abbruch/Neubau
An der zweizügigen Gemeinschaftsgrundschule Gronau besteht von allen 20 Grundschulen im Stadtgebiet der dringendste Handlungsbedarf. Die beiden Schulgebäude aus den 1960er Jahren sind sehr renovierungsbedürftig. Immer wieder sind Reparaturen nötig, um sie am Laufen zu halten. Es fehlen Fachräume.
Dennoch, laut Stadtverwaltung bestehe nach momentanem Sachstand keine vorgezogene Notwendigkeit, sich Gedanken über einen Abbruch/Neubau oder Sanierung zu machen. Hinsichtlich der bestehenden Mängel würden diese natürlich behoben und im Bestand auch weiterhin notwendige Sanierungsarbeiten vorgenommen werden.
Freie Wähler weist auf Grundstück auf Gelände des städtischen Bauhofs hin
Der Plan, auf dem Wachendorff-Gelände einen dreizügigen Neubau zu errichten, ist bekanntlich geplatzt. Martin Freitag von der Freien Wählergemeinschaft meldet sich auch als Vertreter des Bürgervereins Gierath-Schlodderdich zu Wort und bringt als Grundstück erneut das Gelände des städtischen Bauhofs an der Ferdinandstraße ins Spiel: „Ich verstehe nicht, dass da nichts passiert.“
Der zuständige Beigeordnete Thore Eggert sagt: „Auch hier zeigt sich, wie bereits im vergangenen Schulausschuss mehrfach erläutert, dass die Substanz unserer Schulgebäude hier Fakten schafft.“ Mit den entsprechenden Herausforderungen müsse die Stadt regelmäßig umgehen müssen – in baulicher, tatsächlich, aber auch finanzieller Hinsicht. „Und es zeigt, warum Investitionen in den Schulbau unsere zukünftig wichtigste und notwendigste Aufgabe ist.“
Am Donnerstag und am heutigen Freitag findet in der GGS Gronau kein Unterricht statt. Angeboten wird eine Notfallgruppe. Ab Montag soll der Unterricht vorübergehend in den Altbau, in die Räume der OGS sowie in den Pavillon verlegt werden. Das geht zum Glück, weil laut Schul-Homepage die Kinder der dritten Klassen in der kommenden Woche auf Klassenfahrt sind. Laut Stadtverwaltung sollen die Reparaturarbeiten bis Ende nächster Woche andauern.
Rekordsummen für den Schulbau
Insgesamt 26 Schulen müssen in den nächsten 30 Jahren saniert, erweitert oder sogar neu gebaut werden. Bei den Beratungen in der Sondersitzung, wie es mit der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) weitergehen soll, welche Rekordsummen dafür ausgegeben werden müssen. Allein 160 Millionen Euro stehen für die IGP im Raum.
Und auch für „kleinere“ Lösungen explodieren die Kosten: 8,3 Millionen Euro soll der Erweiterungsbau für das Otto-Hahn-Gymnasium kosten. Das Interimsgebäude für das Albertus-Magnus-Gymnasium in Bensberg wird mit 4,5 Millionen Euro kalkuliert. Für den Erweiterungsbau am Otto-Hahn-Gymnasium sind es aktuell 8,3 Millionen Euro. Hier soll die Verwaltung versuchen, die Kosten noch zu senken.
Die sogenannte „Schnellschule“ für das Schulzentrum Herkenrath schlägt mit 5,6 Millionen Euro zu Buche. Die Probesanierung plus Kauf einer Container-Mensa an der Nelson-Mandela-Gesamtschule summiert sich auf 980.000 Euro. (ub)