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Auf dem PrüfstandDas wollen Grüne und SPD an Bergisch Gladbachs Mobilitätskonzept ändern

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Eine Bahn fährt über den Bahnübergang an der Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach.

Der Bahnübergang an der Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach.

 Das Konzept aus dem Jahre 2016 hatte das Zanders-Areal noch nicht auf dem Plan.

Seit Juni 2016 hat die Stadt ein Mobilitätskonzept, Mobik genannt, damals mit CDU-SPD-Mehrheit vom Stadtrat beschlossen (bei Enthaltung der Grünen und Nein der FDP). Das Konzept reicht bis ins Jahr 2030 und nennt rund 150 Einzelmaßnahmen für Radverkehr, Fußgänger, Busse und Bahnen sowie Pkw und Lkw.

Würde alles eins zu eins umgesetzt, so die Forscher, könnte der „motorisierte Individualverkehr“ um acht Prozentpunkte zurückgedrängt werden. Mit fast 51 Prozent aller Verkehrsbewegungen bliebe er aber der dominante Part. Der Radverkehr soll bis 2030 von 13,4 auf 17,4 Prozent anwachsen, der Fußverkehr von 14,5 auf 16,5, die Angebote des ÖPNV von 13,2 auf 15,2 Prozent steigen. Das Mobik gilt als Türöffner der Verkehrswende, sofern die Maßnahmen denn auch umgesetzt werden. Manchen in Gladbach geht dies zu schnell, anderen zu langsam.

Verschiedene Modelle für Bergisch Gladbachs Verkehr

Dass das Mobik jedenfalls einer Aktualisierung bedarf, glauben Grüne und SPD. Vor allem die Entwicklung auf dem rund 36 Hektar großen Areal der seit Mai 2021 ehemaligen Papierfabrik Zanders spielt da hinein. Pläne für Zanders Perspektivisch sollen im neuen Stadtteil 2900 Menschen wohnen und auch 2900 Arbeitsplätze entstehen, zwei Grundschulen, ein Berufskolleg, Kitas und so weiter. Im Konzept von 2016 taucht Zanders nicht auf - damals produzierte das Unternehmen noch. 

Ein neues Mobilitätskonzept, eine Fortschreibung oder ein Update: Die beiden Fraktionen sehen das 2016er-Konzept als veraltet an. Für die Verkehrsplaner der Stadt erscheint ein grundsätzliches Aufschnüren des Konzepts verfrüht. Wie aus einem Steinbruch bedienen sie sich der Vorschläge. Maßnahmen würden im Sinne des Verkehrskonzepts entwickelt, heißt es.

Was auf jeden Fall kommt, ist eine neue Haushaltsbefragung zur Mobilität. 2014 hatte es eine erste gegeben, mit Wegeprotokollen von 2308 Bürgerinnen und Bürgern. Für 2024 soll es eine vergleichbare Abfrage geben - um die Veränderungen der Bewegungen zu erfassen.

Abwarten wollen die Planer auch Ergebnisse einer großangelegten Verkehrsstudie zum Umbau des Straßennetzes im Umfeld der S-Bahn-Strecke. Die Schließung des Bahnübergangs Tannenbergstraße ist politisch beschlossen, der nahezu fünfminütige Betrieb der Bahnen nach dem Bau des zweites Gleises lässt aus Sicht von Politik und Verwaltung keine andere Lösung zu.

Neue Straße geplant

Ab Bahnüberführung Buchholzstraße soll eine neue Straße über den Bereich des alten Gleisdreiecks (Gewerbegebiet Am Kuhlerbusch) gebaut werden, mit Anschluss in die Stadtmitte. An der Kalkstraße könnte die neue Straße ans vorhandene Straßennetz anschließen. Auswirkungen auf die Verkehrsströme soll das Gutachten aufzeigen.

Schließlich spielt das Thema Zanders bei den Planern hinein. Hier geht es um die „Übergänge“ des Verkehrs, von Zandersviertel in die Stadtmitte. Eine Verkehrsuntersuchung werde in nächster Zeit beauftragt.

Erst nach Auswertung der Umfrage sowie den beiden Verkehrsgutachten „Bahn“ und „Zanders“ macht es laut Stadt Sinn, das Mobik an die Gegebenheiten anzupassen.

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