KrankenhausreformSo geht es mit Bergisch Gladbachs Kliniken weiter

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Eine Pflegerin schaut in einem Krankenzimmer im Klinikum Stuttgart auf einen Monitor einer Patientin.

Die Krankenhausreform von Karl Lauterbach hat für viel Kritik gesorgt.

Der ursprüngliche Plan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wird nun überarbeitet. Wir haben in den Gladbacher Kliniken nachgefragt.

Das Hin und Her um die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betrifft auch Bergisch Gladbach – und sorgt für Aufregung.

Ingo Morell ist Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Krankenhausgesellschaft NRW sowie Mitglied der Geschäftsführung der GFO- Kliniken, die in Bergisch Gladbach das Vinzenz Pallotti Krankenhaus (VPK) und das Marien-Krankenhaus (MKH): „Das Hauptproblem war die starre Levelzuordnung.“

Bergisch Gladbach: Krankenhäuser wären nur Level 1 

Wenn das geplante Modell konsequent umgesetzt worden wäre, hätten Patientinnen und Patienten aus Rhein-Berg viel längere Wege gehabt, wenn sie Behandlungen außerhalb der Grundversorgung benötigen, und müssten auf Krankenhäuser in Köln ausweichen. Denn laut dem ersten Konzept aus Berlin erfüllten die Kliniken in Bergisch Gladbach nicht genügend Voraussetzungen, um in Level 2 oder höher eingestuft zu werden.

Sie wären dann nur noch für die Grundversorgung zuständig gewesen, hätten also nur die Innere Medizin und Chirurgie am laufen gehalten. Die Konsequenz wäre gewesen, dass das Evangelische Krankenhaus Bergisch Gladbach (EVK) und das VPK ihre Geburtskliniken verloren hätten sowie die Kardiologie im EVK und die Schlaganfall-Abteilung im MKH – Bereiche, in denen jede Sekunde zählt.

Das würde die Versorgung in Rhein-Berg deutlich verschlechtern
Ingo Morell, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft und Geschäftsführer der GFO-Kliniken

„Das würde die Versorgung in Rhein-Berg deutlich verschlechtern“, sagte Morell. Das EVK hat ebenfalls Probleme mit den Plänen aus Berlin: „Die von Gesundheitsminister Lauterbach eingesetzte Expertenkommission ist maximal weit entfernt von der alltäglichen Praxis“, heißt es im Statement des Krankenhauses.

Morell ist sicher, dass der Plan der Bundesregierung nicht so einfach umgesetzt werde. „In Berlin wird einfach aus der Vogelperspektive gesagt, wir hätten das gerne generell so. Damit setzen sie sich über Regionale Absprachen und Bedürfnisse einfach hinweg“, sagte der Experte und fügt an: „Wenn die Änderungen so kommen, wird die Bevölkerung sich das nicht ohne Weiteres gefallen lassen.“

Rhein-Berg zeige, dass Plan von Lauterbach nicht aufgeht

Das Beispiel Rhein-Berg zeige, dass diese starre Einteilung in Levels weder sinnvoll noch alltagstauglich sei. „Das wird die Bundesregierung auch noch erkennen“, sagte Morell. Man müsse das Gesundheitssystem und die Aufstellung der Krankenhäuser auf jeden Fall verbessern, der Weg, den die Bundesregierung dafür eingeschlagen hat, sei aber nicht zielführend. Als realistischere Variante sieht Morell den Ansatz, der zurzeit in NRW umgesetzt wird.

Der sieht vor, dass sich Krankenhäuser auf bestimmte Leistungsgruppen, in denen sie sich spezialisieren, bewerben können. Die Gruppen werden dann zugeteilt. Neben den Spezialisierungen wird die Grundversorgung , also Chirurgie und Innere Medizin, ebenfalls aufrechterhalten.

So überreichte erst vor etwas über einem Jahr NRW-Gesundheitsminister Laumann einen Förderbescheid über 1,4 Millionen Euro an das EVK für den Ausbau der Geburtshilfe und die Einrichtung eines Hebammen-Kreißsaals. „Größer könnte der Widerspruch zwischen Landespolitik und Bundespolitik kaum sein“, kommentierte das Krankenhaus die Pläne der Bundesregierung. Am

Karl Lauterbach rudert zurück

Donnerstagabend folgte eine Wendung – es stellte sich heraus: Auf einer Pressekonferenz verkündete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dass die bisherigen Pläne überholt seien. Nun wolle sich die Bundesregierung an dem Krankenhausmodell aus NRW orientieren. „Wie genau das aussehen soll, hat er aber noch nicht gesagt. Hier steckt der Teufel im Detail“, sagte Morell.

Es könne auch sein, dass nun einfach andere Begriffe für das gleiche Prinzip verwendet werden. Das Bundesgesundheitsministerium will bis Ende April einen neuen Vorschlag zur Krankenhausreform vorlegen. Im EVK sehe man einer möglichen „Lauterbach-Reform, in welcher Ausgestaltung sie eines Tages möglicherweise kommen mag, dennoch gelassen entgegen.

„Es bringt aus unserer Sicht wenig, sich heute mit politischen Luftschlössern zu beschäftigen“, teilte die Klinik mit. Eine Reform sei definitiv nötig, deswegen arbeite man bereits „und auf Augenhöhe mit den Akteuren vor Ort“ zusammen.

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