Workshop Gitarrissimo in Bergisch GladbachWenn John Lennon Edvard Grieg trifft

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So viele Gitarren wie beim Workshop hört man selten auf einmal.

So viele Gitarren wie beim Workshop hört man selten auf einmal.

Bergisch Gladbach – An dem Tag, an dem Gitmo volljährig wurde, gab es Pizzabüffet und Lebkuchen, gaben sich John Lennon und Darth Vader musikalisch ein Stelldichein mit Edvard Griegs Bergkönig, und fungierte ein leibhaftiger Heiliger als Zeremonienmeister.

Das Ganze spielte sich am Samstag in der Realschule im Kleefeld ab.

Gitmo ist die innerbehördliche Abkürzung für „Gitarrissimo“, einen Gitarrenworkshop, den das Kulturbüro des Rheinisch-Bergischen Kreises in Zusammenarbeit mit den hiesigen Musikschulen im 18. Jahr anbietet. 70 Liebhaber des Saiteninstruments nutzten die Gelegenheit, unter Anleitung von neun Dozenten mehrstimmig in verschiedenen Ensembles zu spielen und Teil eines einmaligen Orchesters zu werden. Den Abschluss bildete ein von Dirigent Josef Heiliger geleitetes Konzert unter umgekehrten Vorzeichen in der Aula der Schule: Fast 80 Musiker zwischen acht und 60 Jahren nahmen den gesamten Zuschauerraum in Beschlag; das Publikum platzierte sich auf der Bühne.

„Das klingt ja wirklich irre“, kommentierte Nina Görlich, die im Kulturbüro ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, das ungewöhnliche Klangerlebnis. So viele Gitarren auf einmal hört man normalerweise nicht. „Wir hatten auch schon mal 100 Teilnehmer, aber man merkt einfach die Auswirkungen von G8“, kommentierte Kreis-Kulturreferentin Susanne Bonenkamp die gestiegene Belastung der Jugendlichen durch das Turbo-Abi. Die Realschule biete optimale räumliche Voraussetzungen für die Veranstaltung und eine ideale Akustik in der Aula.

Klassische Bausteine

Neben bekannten Oldies wie „Imagine“ von John Lennon und aktuellen Hits (von der Star Wars Saga bis zu One Direction) sind immer auch klassische Bausteine dabei, erklärte Bonenkamp und verwies auf Henry Purcell oder Edvard Grieg („In der Halle des Bergkönigs“).

„Wir haben auch den Anspruch, die Teilnehmer an Notenliteratur heranzuführen.“ Zudem lernten die Musiker auch andere Lehrer und Herangehensweisen kennen oder bekämen Tipps, wie man die Gitarre nicht nur über den Anschlag der Saiten als Klangkörper benutzen kann.

„Die Gitarre ist nicht mehr das Revoluzzer-Instrument, das sie in den 60er-Jahren war“, sagt Dozent Fritz Herweg von der Max-Bruch-Musikschule Bergisch Gladbach, sie stelle aber oft den Einstieg in den Musikunterricht dar. „Viele spielen heutzutage gar kein Instrument mehr, sondern komponieren am Computer oder konsumieren Musik nur noch“, bedauert er.

Gearbeitet wird auch schon in den Wochen vor dem Workshop. Geeignete Lieder müssen ausgewählt und von den Dozenten neu arrangiert werden, damit sie vierstimmig umgesetzt werden können. Oft sind auch Eigenkompositionen dabei. Diesmal stand beispielsweise „Gitmo Rain“ von Tobias Schaaf auf dem Programm. Der Musiklehrer aus Burscheid und Bergisch Gladbach ist einer der E-Gitarristen, die die Ensemble begleiten – die anderen Teilnehmer spielten unplugged..

Alle Teilnehmer bekommen bereits Wochen zuvor das Notenmaterial zum Üben zugeschickt. Erstmals wurden bei der 18. Auflage von „Gitarrissimo“ im Vorfeld auch spezielle Kurse an der Städtischen Max-Bruch-Musikschule angeboten, in denen sich Interessenten einstimmen konnten.

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