Auf dem Autoscooter geheiratetGladbacher Original Burkhardt Unrau wird 70 Jahre alt

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Burkhardt Unrau Kirmesaufbau 2022

Burkhardt Unrau hat stets ein offenes Ohr für die Schausteller.

Bergisch Gladbach – Es kommt selten vor, dass Burkhardt Unrau sprachlos ist. Als Michael Krischak-Wareeyan vom Bergisch Gladbacher Stadtarchiv ihm neulich einen Lageplan der Bergisch Gladbacher Kirmes von 1972 zeigte, war so ein Moment. Unrau staunte, Augen und Mund offen, sprachlos. „Jeden einzelnen Schausteller, der darauf verzeichnet war, kannte ich noch“, sagt er einige Tage später. Unrau ist auf der Kirmes groß geworden, und sie mit ihm.

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Burkhardt Unrau 2017 beim 175-Jährigen der Kirmes.

Schon sein Vater Helmut war als Mitarbeiter des Gladbacher Ordnungsamts für die Kirmes zuständig und der an einem Kirmessonntag um 10 Uhr im Krankenhaus hoch über dem Kirmesplatz geborene Sohn war quasi vom ersten Atemzug an mit dabei und managt das Volksfest nun selbst schon seit 42 Jahren im Namen der Schausteller. Heute wird der Mann, der rund um die Kirmessen zu Pfingsten und Laurentius regelmäßig rund um die Uhr für die Schausteller in der Stadtmitte präsent ist, 70 Jahre alt. Damit hat er mehr als ein Drittel der Geschichte der Gladbacher Kirmes erlebt, die mit der Laurentiuskirmes am kommenden Wochenende bereits ihr 180-jähriges Bestehen feiert.

Gladbacher Kirmes feiert 180-jähriges Bestehen

Nicht nur mit Vorfreude fiebert Unrau der Jubiläumseröffnung am Samstag entgegen. Schließlich weiß er nur zu genau, wie schnell diese Tradition bedroht sein kann. Das war 1994 so, als er und Mitstreiter mit Gründung des Schaustellervereins erreichten, dass die Stadt weiterhin Veranstalter blieb, und das war ganz besonders natürlich in den vergangenen beiden Jahren der Fall, als die Pandemie nicht nur die Gladbacher Kirmessen, sondern auch sämtliche Schaustellerfamilien und mit ihnen die mehr als 1000 Jahre alte Schaustellertradition vor das Aus bugsierte.

Burkhardt Unrau mit Papa

Burkhardt Unrau als Kind mit Papa und Eisbär auf dem Adenauer-Platz.

Unrau kämpfte wie ein Löwe mit bundesweit beachteten Solidaritätsaktionen für das Überleben der Kirmes, die an Pfingsten dieses Jahres in die Gladbacher Stadtmitte zurückkehrte. Nicht ohne bittere Verluste. Einige Schausteller waren gestorben, andere hatten ihr Geschäft aufgeben müssen. Unwiederbringlich. „Schausteller ist kein Beruf“, sagt Unrau, „als Schausteller wird man geboren. Wenn es unsere Schausteller nicht mehr gibt, gibt es auch keine Kirmes mehr.“

Gladbacher Kirmes ist schon immer sein Zuhause

Für ihn war die Kirmes schon immer Zuhause. „Die Schausteller haben früher auf mich aufgepasst, wenn ich mit meinem Vater auf dem Platz war.“ Später half Unrau seinem Vater bei der Auswahl von Kirmesgeschäften. „Ich habe meinem Vater vorgeschlagen, eine Raupe zu holen. Mit Verdeck. Da konnte man schön drunter knutschen, aber das wusste mein Vater nicht . . .“, erinnert sich Unrau.

Burkhardt und Ute Unrau

Ute und Burkhardt Unrau heirateten auf dem Autoscooter.

Nach der Pensionierung seines Vaters arbeitete Unrau 16 Jahre mit dessen Amtsnachfolger Hans Pütz „hervorragend zusammen“, wie er sich erinnert: „Die Kirmessen wurden immer größer und attraktiver.“ Heute ist Unraus Frau Ute Ordnungsamtsleiterin, 2011 heirateten die beiden – auf dem Autoscooter. In dessen Nähe wird Burkhardt Unrau auch in den kommenden Tagen zu finden sein, wenn mit der Kirmes ein ganz besonderes Leben in die Stadtmitte einkehrt und Unraus große Leidenschaft.

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Die Bergisch Gladbacher Laurentiuskirmes beginnt am Samstag, 13. August, 10 Uhr mit einer Schaustellermesse in St. Laurentius, anschließend Frühstück vor der Kirche, um 12 Uhr offizielle Eröffnung der Fahrgeschäfte und Buden auf dem Konrad-Adenauer-Platz und um den Bergischen Löwen öffnen. Finale ist am Dienstagabend, 16. August.

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