MdB Caroline Bosbach ist ebenso Sommerfest von CDU Rhein-Berg und Bergisch Gladbach wie der Mann, der sie belastet und sich selbst anzeigte.
Nach schweren VorwürfenCaroline Bosbach und der Mann, der sie belastet, beim CDU-Sommerfest

Rhein-Bergs CDU-Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach (Mitte, hier mit CDU-Mitgliedern) besuchte das Sommerfest ihrer CDU nach ihrem Rückzug wegen der gegen sie erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit einer Bargeldübergabe und einer angeblichen „Scheinrechnung“ eines mittlerweile entlassenen Auszubildenden – ein Foto mit ihr lehnte der CDU-Kreisvorsitzende ab.
Copyright: Anton Luhr
Das Harmoniebedürfnis ist groß beim Sommerfest der CDU Rhein-Berg am Mittwochabend, hinter den Kulissen jedoch ist vieles weit weniger entspannt als es beim kühlen Getränk in der Abendsonne den Anschein hat. Und das nicht nur, weil ein Fernsehteam, das keine Drehgenehmigung für den Reiterhof am Bergisch Gladbacher Stadtrand erhalten hat, die ankommenden Gäste vor dem Eingang filmt ...
Unter den Gästen ist auch der Mann, der Caroline Bosbach schwer belastet
Unter den Gästen ist NRW-Innenminister Herbert Reul ebenso wie CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach, seine Tochter und Rhein-Bergs Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach – und der mittlerweile entlassene Auszubildende der CDU Rhein-Berg, der sich wegen einer angeblichen „Scheinrechnung“ selbst angezeigt hat und Caroline Bosbach mit Vorwürfen im Zusammenhang mit einer Bargeldübergabe bei ihr zu Hause belastet hat. Vorwürfe, die Bosbach bestreitet.

Auch der entlassene CDU-Auszubildende, der sich selbst anzeigte und Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach belastete, kam zum Sommerfest.
Copyright: Anton Luhr
Der Mann, der nichts gegen eine Fotoveröffentlichung einzuwenden hat, nur seinen Namen nicht in Texten wie diesen lesen möchte, platziert sich mit einem Kaltgetränk am zentralen Bierwagen – und steht im Handumdrehen alleine dort, von etlichen Gästen kritisch beäugt.
Ich bin CDU-Mitglied, ich kann doch hierher kommen. Ich muss mich doch nicht verstecken.
„Ich bin CDU-Mitglied, ich kann doch hierher kommen“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich muss mich doch nicht verstecken.“ Im übrigen habe er gegen seine Entlassung geklagt, und das Verfahren laufe noch. Spricht's und trinkt mit versteinerter Miene einen Schluck. „Reine Provokation“, raunt eine Christdemokratin ihrem Mann zu. Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach ist auf der anderen Seite des Platzes ins Gespräch vertieft, lächelt, spricht mit CDU-Mitgliedern über die neue Zeit in Berlin, Friedrich Merz, den Trump-Besuch. Kein Wort über die Vorwürfe gegen sie.

Beim Sommerfest ihrer CDU-Kreispartei und der CDU Bergisch Gladbach: Sabine und Wolfgang Bosbach (r.) mit Guido Maria Jansen.
Copyright: Anton Luhr
„Für Nachfragen hätte ich durchaus Verständnis gehabt“, sagt sie später im Gespräch mit dieser Zeitung. „Es sind aber keine an mich herangetragen worden. Im Gegenteil: Es war ein entspannter Abend mit vielen freundlichen, aufmunternden Worten, und die haben mir auch gut getan.“
Das Geld ist nachweisbar zu 100 Prozent für Wahlkampfkosten aufgewandt worden.
Und was die Frage der Verwendung der 2500 Euro angeht, die Bosbach im Wahlkampf bar vom ehemaligen Auszubildenden im Beisein eines ebenfalls mittlerweile entlassenen Mitarbeiters bekommen hat? „Bis auf diejenigen, die an der Wahrheit kein Interesse haben, dürften alle anderen mittlerweile wissen: Das Geld ist nachweisbar zu 100 Prozent für Wahlkampfkosten aufgewandt worden“, äußert sie sich auf Nachfrage dieser Zeitung. „Daher gerne nochmal: Ich habe mich nicht ,bereichert', der CDU ist kein Schaden entstanden. Auch wenn morgen wieder irgendwo das Gegenteil behauptet wird.“
Staatsanwaltschaft prüft noch die Unterlagen von Caroline Bosbach und CDU
Wie berichtet, haben die CDU-Bundestagsabgeordnete und ihr Kreisverband sämtliche Unterlagen an die Staatsanwaltschaft zur Überprüfung gegeben. „Der Prüfvorgang dauert an“, sagt Sinan Șengöz, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln, am Donnerstag auf Nachfrage der Redaktion. Mit einen Ergebnis könne „innerhalb des nächsten Monats gerechnet werden“, so Șengöz.

Gelöste Stimmung, aber kein gemeinsames Bild mit Caroline Bosbach: CDU-Kreisparteichef Hermann-Josef Tebroke (M.) mit Bergisch Gladbachs CDU-Parteichef Thomas Hartmann (r.) und dem Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion Michael Metten.
Copyright: Anton Luhr
CDU-Kreisparteichef Dr. Hermann-Josef Tebroke spricht davon nicht, als er die Gäste zum Sommerfest begrüßt. Allen voran: die aktuelle Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach, deren Vorgänger im Bundestag er selbst war. „Ich freue mich, dass Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach heute hier ist“, sagt er. Ein Foto möchte Tebroke dann aber doch lieber nicht mit ihr machen lassen. „Das könnte falsch verstanden werden“, sagt er auf Nachfrage.

Nimmt Caroline Bosbach MdB, die er seit ihrer Kindheit kennt, in den Arm: Bergisch Gladbachs Kirmesmacher Burkhardt Unrau.
Copyright: Anton Luhr
Viele Parteimitglieder und Gäste wie der Bergisch Gladbacher Kirmesmacher Burkhardt Unrau, der die Abgeordnete schon seit Kindheitstagen kennt und sie spontan in den Arm nimmt, haben keine Berührungsängste, freuen sich sichtlich, dass Caroline Bosbach nach einem Rückzug aus der Öffentlichkeit, seit Freitag vergangener Woche wieder im Kommunalwahlkampf auftritt (wir berichteten). Der läuft auch in Rhein-Berg auf vollen Touren. Und er läuft gut, sagt Kreisparteichef Tebroke, ohne sich über Bosbachs Rückkehr in die Öffentlichkeit zu äußern.
Der CDU-Kreisparteichef hat den Kreis und seine Kommunen im Blick: „Die beste Zukunft hat der Rheinisch-Bergische Kreis mit der CDU“, schwört er seine Parteimitglieder ein. Das familiäre Sommerfest soll keine Bühne sein, um Problemthemen in den eigenen Reihen zu wälzen – auch wenn die mit dabei sind. Der junge Mann am Bierwagen steht noch eine ganze Weile alleine da.