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Spielend Geld verdienenDrei junge Bergisch Gladbacher gründen einen Spieleverlag

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Drei junge Leute sitzen an einem Brettspiel, das eine Insel zeigt. Ein Mann im gelben T-Shirt erklärt die Regeln.

Sebastian Ott erklärt Besucherinnen und Besuchern auf der Spielemesse in Essen die Regeln ihres Erfolgsspiels „Kauri“.

Auf der Messe in Essen präsentiert der Koalla Spiele-Verlag „Kauri“, das es auf die Empfehlungsliste für das „Kennerspiel 2025“ schaffte.

Spiele über Spiele, über Spiele – wer es gerne mit Karten-, Würfel- oder Brettspielen hat, war am vergangenen Wochenende auf dem Essener Messegelände ideal aufgehoben. Dort findet im Oktober alljährlich die „SPIEL“ statt, die weltweit größte Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele. 890 Ausstellende und 220.000 Besuchende an vier Tagen, und mittendrin im Trubel ein kleiner Verlag aus Bergisch Gladbach: Koalla Spiele.

Die Köpfe hinter dem erst ein Jahr jungen Spieleverlag, das sind Christopher Kraft und Sebastian Ott, Freunde seit Kindertagen, gemeinsam mit Krafts Ehefrau Miriam Buballa. „Dass wir es mit unserem ersten Spiel Kauri gleich auf die Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres 2025 geschafft haben, ist für uns ein echter Glücksfall“, frohlockt Christopher Kraft.

„Kauri“ ist ein sogenanntes asymmetrisches Strategiespiel

Die drei Spieltische an dem Stand des Gladbacher Unternehmens in Halle 4 sind von morgens bis abends durchgängig von Spielbegeisterten besetzt. Anders als etwa die Spielwarenmesse in Nürnberg, die sich an Fachpublikum richtet, stehen beim Essener Pendant die privaten Spielerinnen und Spieler im Fokus. Bei allen Verlagen heißt es daher: einfach dazusetzen und gemeinsam losspielen.

Freunde und Familienmitglieder des Geschäftsführer-Trios helfen am Koalla-Stand dabei, Interessierten die Regeln zu erläutern und Starthilfe beim Spieleinstieg zu geben. „Kauri“ ist ein sogenanntes asymmetrisches Strategiespiel. Das bedeutet, die Mitspielenden verfügen über unterschiedliche Figuren mit verschiedenen Voraussetzungen, Fähigkeiten und Zielen. Bei „Kauri“ wetteifern Maori, Kiwis, Engländer und Possums um die Gestaltung ihres Lebensraums auf dem Inselstaat Neuseeland.

Mit der Lizenz für deutsche Variante eines französischen Spiels gestartet

„Das Spiel haben wir gleichfalls auf der Spielemesse entdeckt“, schildert Christopher Kraft. „2023 waren wir einfach als Gäste hier und haben Kauri bei einem französischen Verlag gespielt und lieben gelernt. Die französischen Texte waren eigens für die Messe mit englischsprachigen Stickern überklebt worden“, so Kraft. „Wenig später würde das Spiel, so hieß es, auch in einer richtigen englischen und vielleicht sogar einer deutschen Auflage herauskommen.“

Als das aber zunächst nicht geschah, schrieben die drei Bergisch Gladbacher den französischen Verlag an und boten ihm – halb im Spaß, halb aus Überzeugung – an, die Lizenz für eine deutsche Variante des Spiels zu erwerben. Und tatsächlich: Nach etwas Wartezeit erhielten die drei eine Zusage, unterschrieben im September 2024 den Lizenzvertrag – und wurden neben ihren eigentlichen Tätigkeiten in der IT-Branche und als Studentin kurzerhand zu Spieleverlegern.

Kontakte zu Händlern und Influencern gesucht

Aus zwei Anfangsbuchstaben und einer Schlusssilbe ihrer Nachnamen formten die drei die Firmenbezeichnung Koalla. „Einen Monat später stand schon wieder die nächste Spielemesse in Essen an, bei der wir diesmal einen deutschen Prototyp von Kauri im Gepäck hatten“, so Kraft. „Diesmal haben wir in der Meet-and-Greet-Zone Kontakte zu Händlern und Influencern gesucht und sind auf reges Interesse gestoßen.“

Fortan ging es an die Umsetzung der ersten Auflage von 2.000 Exemplaren. Die deutsche Variante sollte nah am Original bleiben, daher konnten die Bergisch Gladbacher bei der Produktion auch aus dem Dienstleisterpool des französischen Partnerverlags schöpfen. „Eine der größten Herausforderungen war die Übersetzung der Spielanleitung“, erinnert sich Kraft. „Im Deutschen werden Sätze mitunter deutlich weitschweifiger formuliert als im Französischen. Da mussten wir sehr diszipliniert kürzen, um im Format der ursprünglichen Anleitung zu bleiben.“

Der zweite Titel im Programm des jungen Verlages ist La Bête

Seit März dieses Jahres ist das Spiel im eigenen Onlineshop und auch im Handel erhältlich. Die Besucherinnen und Besucher auf der Messe benötigen indes keine schriftliche Anleitung. Sie erhalten vom Koalla-Team eine schnelle Einweisung, damit direkt losgespielt werden kann. An einem Nebentisch wird derweil der zweite Titel im Programm des Verlags präsentiert: „La Bête“.

In dem Spiel, das auf einer wahren Begebenheit beruht, geht es um die sogenannte Bestie des Gévaudan, ein Raubtier, das im 18. Jahrhundert in einer südfranzösischen Region wilderte. In dem Brettspiel übernimmt eine Person die Rolle der Bestie und agiert aus Verstecken heraus, während die Gruppe der Mitspieler gemeinsam versucht, dem Treiben ein Ende zu bereiten.

Die Vision ist es, einmal selbst ein Spiel zu kreieren

Auch diesen Titel haben die Verleger auf dem französischen Markt gefunden, der sich dadurch auszeichne, dass großer Wert auf schöne Optik und Design gelegt wird. Die Vision sei es allerdings, so Kraft, eines Tages selbst ein Spiel zu kreieren und auf den Markt zu bringen. Bis dahin scheint es aber auch mit dem Import guter Ideen aus der europäischen Nachbarschaft gut zu laufen.

Irgendwann im Messeverlauf vermeldet Koalla: Break-Even erreicht, die Kosten sind durch Spieleverkäufe gedeckt, was nun noch kommt, ist Gewinn. Die Chancen stehen also gut, dass Bergisch Gladbach auch im kommenden Jahr wieder auf der Essener Spielemesse vertreten sein wird.