Interview mit dem Dreigestirn in spe„Gladbach wird aus dem Häuschen sein“

Lesezeit 6 Minuten
220808-wg-GL-Dreigestirn-ärgere-dich-nicht-A0334

Alles  auf Anfang: Zweimal kamen Frank Haag als Prinz, Melanie Pfister als Jungfrau und Andreas Rossa als  Bauer wegen abgesagter Sessionen nicht ins Ziel, Dreigestirn von Bergisch Gladbach zu werden.

Bergisch Gladbach – Zweimal durch die Pandemie ausgebremst, nehmen Frank Haag (Prinz), Andreas Rossa (Bauer) und Melanie Pfister (Jungfrau) nun zum dritten Mal Anlauf, Dreigestirn von Bergisch Gladbach zu werden. Bei einer Partie „Mensch ärgere Dich nicht“ hat Guido Wagner mit ihnen gesprochen.

„Mensch ärgere Dich nicht“ ist ein Satz, den Ihr Euch in den vergangenen beiden quasi ausgefallenen Sessionen wahrscheinlich öfter sagen musstet, oder?

Andreas Rossa: Na ja, das war schon so, als wären wir direkt vorm Häuschen rausgekickt worden. Gerade in der vergangenen Session. Wir hatten ja alles fertig . . . Frank Haag: Ich bin Optimist: Beim ersten Mal haben wir die Püppchen aufs Feld gesetzt, beim zweiten Mal haben wir angefangen zu spielen und nun werden wir mit viel Spaß bis zum Ende spielen – und alle drei gewinnen. Melanie Pfister: Aller guten Dinge sind schließlich drei . . . so oder so.

Könnt Ihr gut verlieren?

Pfister: Ganz schlecht. Rossa: Das war schon hart, auch wenn wir vielleicht in ein paar Jahren drüber lachen, weil es ein Dreigestirn mit drei Anläufen ja wirklich noch nie gegeben hat . . . und wir wünschen es allen: auch hoffentlich nie wieder geben muss. Haag: Verlieren? Kann ich ganz schlecht. Aber ich sehe auch nicht, dass wir verloren hätten. Auch nicht in der zweiten Session, als wir ja schon vorgestellt waren und danach alle Veranstaltungen abgesagt wurden und es ja auch keine Proklamation gab. Nein, ich finde, wir haben nicht verloren, sondern eine zusätzliche Eröffnungsrunde gewonnen.

Heißt das, dass es auch in diesem Jahr eine ganz normale Sessionseröffnung mit Vorstellung des Dreigestirns zum Elften im Elften geben wird?

Haag: Nicht „ganz normal“. Was ist in diesen Zeiten schon „normal“?! Es wird natürlich etwas anders, es wird besonders werden. Pfister: Und wir freuen uns schon sehr auf die Sessionseröffnungsparty.

Das Dreigestirn

Drei im dritten Anlauf

Prinz in spe Frank Haag

Alter: 48 Jahre Beruf: Informatiker, geschäftsführender Gesellschafter eines Kölner IT-Unternehmens Engagement: 1. Vorsitzender der Großen Gladbacher KG, Aktiver Prinzengardist, Senator Familie: Ehefrau Nicole Haag, Tochter Lena (Co-Trainerin der Strunde-Pänz), Sohn Lukas Hobbys: Feuerwehr, Karneval, Camping

Jungfrau in spe Melanie Pfister

Alter: 39 Jahre Beruf: Beamtin beim Landschaftsverband Rheinland Engagement: Organisatorische Leiterin der Strunde-Pänz, Mitglied der Ladies der Großen Gladbacher, Senatorin Familie: Ehemann Alexander Pfister (Präsident Große Gladbacher KG), Töchter Marie (Tänzerin Strunde-Pänz), Magdalena Hobbys: Karneval, Strunde-Pänz

Bauer in spe Andreas Rossa Alter: 50 Jahre Beruf: Kaufmann im Einzelhandel, Digital Solution Manager Engagement: Aktiver Prinzengardist Familie: Ehefrau Nicole Rossa, Söhne René und Sven (aktiver Tänzer bei den Strunde-Pänz der Großen Gladbacher Karnevalsgesellschaft) Hobbys: Sport, vor allem laufen (13-facher Marathon-Finisher)

Was habt Ihr vorige Session gemacht, als Ihr wegen der ausgefallenen Veranstaltungen plötzlich ganz viel Zeit hattet?

Pfister: Ich habe meinen Urlaub, den ich mir extra für die Session aufgespart hatte, nehmen müssen und hatte viel Zeit – zu Hause. Ein bisschen wie Aussetzen bei „Mensch ärgere Dich nicht“. Rossa: Ich habe viel Sport gemacht und mich auf einen Halbmarathonlauf im Mai vorbereitet. Frank: (lacht) Ich habe auch Sport gemacht, auch solchen, den ich sonst nie gemacht hätte.

Was war das?

Haag: Na, als die Session ja quasi ausfiel, sind wir Ski gefahren – was ich natürlich sonst nicht gemacht hätte wegen der Verletzungsgefahr und der Sorge, dass ich in der Session dann statt Strumpfhose ein Gipsbein hätte tragen müssen. Na, und wie’s dann eben so passiert . . .

. . . gab’s einen Skiunfall.

Haag: Ja, bin auch „rausgeworfen“ worden und jetzt gerade mit der Physio nach der Operation durch.

Also wird in der kommenden Session kein Ski gefahren?

Haag: Um Gottes willen – frühestens nach der kommenden Session.

Macht Ihr Euch angesichts der aktuellen Diskussion über erneute Einschränkungen wie Maskenpflicht im Herbst Sorgen, dass auch die kommende Session ausfallen könnte?

Rossa: Von einer Absage der Karnevalsveranstaltungen gehe ich diesmal nicht mehr aus.

Das ist im vergangenen Sommer auch niemand.

Rossa: Stimmt, aber es hat sich seitdem einiges geändert, die Menschen haben ein Stück weit gelernt, mit der Pandemie zu leben. Haag: Der Christopher Street Day hat jetzt stattgefunden, das ist von der Art der Veranstaltung – Feiern, draußen, mit vielen Menschen – durchaus mit einem Karnevalszug zu vergleichen. Und das Oktoberfest soll ja in diesem Jahr auch wieder stattfinden. Nein, ich gehe auch fest davon aus: Nochmal werden die Karnevalsveranstaltungen nicht abgesagt. Rossa: Und wenn jemand Angst hat, dann geht er eben zu einer Veranstaltung nicht hin.

Hat sich der Karneval durch die Pandemie verändert?

Rossa: Viele setzen darauf, dass er so wiederkommt, wie er war. Aber es wird sicher auch Menschen geben, die sagen: Jetzt war zwei Jahre kein Karneval und mir hat nix gefehlt. Ich brauche das nicht mehr. Haag: Aber das wird nicht die Mehrheit sein. Schon jetzt erlebt man bei Veranstaltungen und Festivals, wie viele Menschen auch einfach mal wieder ihren Kopf frei machen wollen. Nein, ich glaube, dass die Pandemie die meisten nicht davon abhalten wird, wieder Karneval zu feiern. Auch wenn jetzt andere Sorgen hinzugekommen sind.

Die Preissteigerungen, die Gaskrise und der Krieg in der Ukraine?

Haag: Klar, nicht nur gefühlt hat sich die Dichte der Krisen in kurzer Zeit ja doch deutlich erhöht. Rossa: Aber vielleicht kann gerade da der Karneval auch wieder seine ursprünglich Wirkung entfalten: Für ein paar Tage nachhaltig die bösen Geister vertreiben. Pfister: Ja, man muss auch einfach mal raus aus dem „Häuschen“. Da – ich habe eine Sechs! Haag: Ich find ja die Drei besser – wegen Dreigestirn.

Habt Ihr denn durch die Extra-Runde nochmal was an Euren Vorbereitungen für die Session verändert?

Rossa: Nein, wir waren ja fertig, um rauszukommen. Haag: Wir haben höchstens nochmal etwas optimiert.

Mussten denn zum Beispiel neue Orden angefertigt werden?

Haag: (lächelt) Wir haben Orden, wo 2023 draufsteht.

Aber die Strunde-Pänz der Jungfrau in Lauerstellung haben sich doch sicher verändert, oder?

Pfister: Ja, wir haben gerade 16 Neue aufgenommen. Sicher, die Tanzgruppe wird nun eine andere sein, als sie es vor zwei Jahre gewesen wäre. Aber auch die Ehemaligen werden sicher hier und da die Veranstaltungen verfolgen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie werdet Ihr Drei wieder „ins Spiel“ finden?

Haag: Es wird wieder einen Euphorieschub geben, wenn der Elfte im Elften näher rückt. Rossa: Und wenn’s dann erstmal auf den Januar mit der Proklamation zugeht . . . Pfister: . . . dann gibt’s kein Halten mehr – und kein Rauswerfen. Dann werden wir alles geben. Haag: . . . um den Karneval zurückzuholen. Gladbach wird aus dem Häuschen sein (lacht).

Rundschau abonnieren