Nach dem UmbauSt. Joseph in Bergisch Gladbach bringt neue Technik in die Kirche

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Altarraum in St. Josef Moitzfeld, in rotes und blaues Licht getaucht.

Eindrucksvolle Lichtinstallationen sind nun mit der neuen Technik und Raumgestaltung in St. Joseph möglich.

Das Konzept für Moitzfeld gefiel dem Erzbistum Köln, das die Baukosten von  325.000 Euro übernahm. Inventar und Technik bezahlt die Gemeinde.  

Ganz offensichtlich ist der Umbau gelungen. Was zunächst als schlichte Renovierung gedacht war, hat der katholischen Kirche St. Joseph in Moitzfeld ein ganz neues Gesicht gegeben. Und dieses Gesicht soll die Menschen einladend anlächeln.

Der Umbau des Innenraums, der nach 15 Monaten Bauzeit mit der Segnung des neuen Nebenaltars fast abgeschlossen ist, ist zugleich Programm. Und das heißt „Offen-Sicht-Licht“.

Ein Kirchenraum offen und hell, statt dunkel und muffig

Damit sind zugleich die wichtigsten Eckpunkte des Projektes beschrieben, die von den kirchlichen Gremien „basisdemokratisch“ gemeinsam erarbeitet worden seien, um ihre Kirche zukunftsfähig zu machen, so die Planer.

Statt des von vielen zuletzt als „dunkel und muffig“ empfundenen Innenraums „wollten wir eine Kirche, die sich den Menschen öffnet“, erklärt Martin Müller, Mitglied im Kirchenvorstand, das Projekt „Offen-Sicht-Licht“.

Kirchenbaumeister Bernhard Rotterdam schuf das Gebäude

Das hatte Folgen für Architektur und Inventar. Nach den Plänen des Architekten Manfred Stommel-Prinz, Gemeindemitglied und gleichzeitig Fachmann für kirchliche Bauten, veränderte sich das von Kirchenbaumeister Bernhard Rotterdam als Hallenkirche konzipierte und 1958 eingeweihte Gotteshaus.

Die Kirche St. Josef Moitzfeld, steinerne Front mit trutzigem Turm, darunter der Eingang

In den 1950er Jahren plante der Kirchenbaumeister Bernhard Rotterdam das Gebäude in Moitzfeld.

Offen soll die Kirche für alle sein, die eintreten wollen. Diesem Ziel dient nicht nur der neue, barrierefreie Eingang an der Westseite. Auch die dunklen und eher abweisend wirkenden alten Eingangstüren wurden durch helle Exemplare ersetzt, hohe Fensterelemente eingefügt.

„Wir wollen den Bezug zur Welt nicht verlieren“

Eine neue Sicht auf die Dinge geben sie frei, auf das, was im Inneren geschieht. Umgekehrt ermöglichen die Scheiben auch den Blick von innen nach außen: „Wir wollen den Bezug zur Welt nicht verlieren“, sagt Müller.

Licht ist das dritte tragende Element des Konzeptes. Lichtdurchflutet ist der Innenraum. Die technische Ausstattung ermöglicht ganz neue Lichteffekte im Gebäude, die dann nach außen, in die Moitzfelder Nachbarschaft ausstrahlen sollen.

Neue technische Möglichkeiten mit Beamer, Licht und Ton

„Die neuen technischen Möglichkeiten, mit Beamer, Licht und Ton zu arbeiten, sind besonders für die Jugendlichen interessant“, hofft Müller, denn das Konzept soll die Gemeinde beleben und zukunftsfähig machen.

Zwei Männer halten einen Laptop und stehen in einem Kirchenraum mit großem Weihwasserbecken.

Architekt Manfred Stommel-Prinz (links) und Martin Müller vom Kirchenvorstand erläutern das Konzept und seine bauliche Umsetzung.

„Offen soll der Raum auch für vielfältige liturgische Nutzungen sein“, erläutert der Architekt. Der „ohnehin kaum nachgefragte Beichtstuhl“ (Stommel-Prinz) ist einem Raum der Stille für Gespräch, Gebet und Meditation gewichen und auch der zentrale Kirchenraum lässt vieles zu.

Stühle ersetzen die starren „preußischen“ Sitzbänke

„Nur ein leerer Raum kann gefüllt werden“, meint der Planer, der auch eine Teeküche und die Möglichkeit für ein Kirchencafé im Seitenschiff einplante, um die Menschen einzuladen, nach dem Gottesdienst länger zu verweilen.

Zudem wird in St. Joseph nichts mehr auf die lange Bank geschoben: Durch bewegliche Stühle hat Stommel-Prinz die starren, „preußischen“ Sitzreihen ersetzt. Dadurch hat die Hallenkirche den Charakter eines Versammlungsraumes für die Gemeinde angenommen.

Der Hauptaltar hat einen kleinen, mobilen Bruder erhalten

Je nach Anlass ist eine neue Sitzordnung möglich: Im Kreis rund um das große, eindrucksvolle Weihwasserbecken im Eingang, das zum Taufbecken verändert werden soll, im Halbkreis oder auch klassisch in direkter Blickrichtung auf den Hauptaltar.

Der hat mit dem neuen Nebenaltar einen kleinen, aber mobilen Bruder erhalten, den man problemlos in die Mitte der Gemeinde rücken kann. Er ist aus Weißtanne und Messing.

Das Messing spiegelt das Leben mit Licht-  und Schattenseiten

Je nach Lichteinfall strahlt der kreuzförmige Block in unterschiedlichen Farbtönen, mal hell, mal dunkel: „Auch das Leben hat ja Licht und Schatten“, erklärt der Architekt „Das soll der Stein widerspiegeln.“

Ein großer Steinaltar in einer Kirche, unterhalb der mobile Nebenaltar aus Holz und Messing.

Der kleine, mobile Nebenaltar (vorne) und sein großer Bruder, erhöht im Kirchenraum.

Mit ihrem Konzept überzeugte die Moitzfelder Gemeinde auch das Erzbistum Köln: Mit rund 325.000 Euro habe es fast die kompletten Baukosten übernommen, freut sich Müller. Lediglich rund 60.000 Euro für das Inventar muss die Gemeinde aufbringen, 35.000 Euro davon sind als Spenden bereits eingegangen. Zudem wurden viele Arbeitsstunden in Eigenleistung investiert.

Nun hoffen die Projektverantwortlichen, dass das Konzept auch von allen in der kleinen Gemeinde, die derzeit kommissarisch von einem Pfarrverweser priesterlich betreut wird, „angenommen wird und funktioniert“. Man habe versucht, alle in die Pläne einzubinden, sagt Martin Müller. Doch Gewohnheiten und Rituale, das weiß man, sind langlebig. Und Veränderungen benötigen Offenheit, eine neue Sicht und vielleicht auch das Licht der Erkenntnis.

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