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Streit über das Bauareal NußbaumFlatterband markiert Bebauungsgrenze

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Nussbaum1

1800 Meter rot-weißes Plastikband stecken das Areal in Nußbaum ab. Viele Besucher sind überrascht von den Ausmaßen. 

Bergisch Gladbach – Am Ende ist es ein eindrucksvolles Bild: Auf der Peterskaule in Nußbaum flattert das rot-weiße Absperrband quer über die große, regennasse Wiese. Das Band markiert zwei Rechtecke, die im Flächennutzungsplan (FNP) als potenzielles Bauland ausgewiesen werden sollen.

Mitglieder der Bürgerinitiative Nußbaum, die sich gegen jegliche Bebauung an dieser Stelle einsetzt, haben die Absperrbänder gespannt. Die Initiative möchte das Feld als Ort der Erholung und als Schutzraum für Pflanzen und Tiere freihalten. Das sei sozusagen als Mahnung gemeint, wie Sprecher Lothar Eßer sagt: „Wir wollen den Besuchern vor Augen führen, wie massiv hier eines Tages gebaut werden könnte.“

Anwohner wollen ihr „Kölner Fenster“ behalten

Anwohnerin Irmi Hamm lässt ihren Blick am Sonntagmorgen über die Wiese und Schafe schweifen – wegen seiner Aussicht auf den Dom wird das Feld „Kölner Fenster“ genannt. „Ich bin geschockt. Von dem bisschen Grün, das wir hier noch haben, bleibt ja kaum etwas übrig“, sagt sie. Die meisten Teilnehmer sehen es ähnlich. „Wir zeigen hier nur die Größe der reinen Baufläche. Fußwege und Zufahrtstraßen sind darin noch nicht erfasst“, sagt Daniela Berntges von der Bürgerinitiative.

Viele Besucher machten vor Ort mit ihrer Unterschrift deutlich, dass sie die grüne Wiese nicht für Neubauten hergeben wollen.

„Diese Wiese ist Teil unseres Wohnviertels. Kinder spielen hier. Jugendliche treffen sich. Ein Wanderweg führt quer über das Gelände“, zählt Anwohnerin Elke Kretschmer auf. „Mich macht es wütend, dass das einfach so ignoriert werden soll“, ärgert sich Harriet Triep. Sie vermutet: „Es können nur rein wirtschaftliche Interessen dahinterstecken.“

Zwei große, bebaubare Flächen

1800 Meter Plastikband haben Mitglieder der Initiative ausgerollt. Abgesteckt ist eine 4,4 Hektar große Fläche. Das sind etwa sechs Fußballfelder. Etwas weiter südlich ist der Grundriss eines zweiten, drei Hektar großen Grundstücks mit dem Band abgeteilt, das ebenfalls im FNP als mögliches Bauland ausgewiesen werden soll. Die Fläche in der Mitte soll als Frischluftschneise und Sichtachse frei bleiben.

Das Gelände ans Straßennetz anzubinden, sei schlicht unmöglich, lautet ein weiterer Kritikpunkt, der immer wieder zu hören ist. Die Straße Steinenkamp jedenfalls sei viel zu schmal, meint Daniela Berntges. „Die Einwohnerzahl von Nußbaum würde sich verdoppeln“, hat Anwohner Hans-Rochus Groß ausgerechnet. Er fragt sich: „Wo sollen die Leute parken?“

Reservefläche mit geringer Priorität

Die Bewertung der Verkehrssituation sieht die Stadtverwaltung aber nicht als Aufgabe des FNP. Ob die Straßenanbindung den durch die Bebauung zusätzlichen Verkehr aufnehmen könne, soll in jedem einzelnen Fall vor Ausweisung konkreter Baurechte überprüft werden. Zudem hat die Politik unter der Überschrift „zehn Sofortmaßnahmen“ ein Antragspaket beschlossen, dass die Optimierung des Verkehrs einfordert. Im Entwurf ist die Fläche in Nußbaum als Reservefläche mit der geringsten Priorität 3 ausgewiesen.

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Dass in Bergisch Gladbach Wohnungen gebraucht werden, wollen viele Anwohner gar nicht bestreiten. Aber Hans Stötzel argumentiert: „Es gibt genügend andere, besser geeignete Flächen im innerstädtischen Bereich, die leichter zu erschließen sind.“ Außerdem, so mutmaßt Stötzel, solle hier nicht für normalverdienende Mieter, sondern für besserverdienende Eigentümer aus Köln gebaut werden.

So wird die Markierungsaktion auf der Wiese auch so etwas wie ein Protest – noch bevor der Entwurf des Flächennutzungsplans tatsächlich beschlossen ist.