Zanders-ArealNeue Pläne für die Insel in der Stadt

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Ein Großteil des Zanders-Areals wird von der Papierfabrik genutzt.

Ein Großteil des Zanders-Areals wird von der Papierfabrik genutzt.

  • Das Fabrikgelände soll in die Innenstadt integriert werden.
  • Umbau und die Neukonzeption des Areals stelle eine „komplexe und anspruchsvolle Aufgabe“ dar.
  • Welche Rolle und Funktion könnte das 37 Hektar große Grundstück künftig einnehmen?

Bergisch Gladbach – So wie man es kennt, wird es nicht bleiben. Den Blick auf den Zaun, hinter dem sich das Industrieareal der Papierfabrik Zanders abgeschottet wie eine Insel versteckt, wird es in Zukunft nicht mehr geben. „Das hat Folgen für die ganze Innenstadt und ihre Umgebung“, prophezeit Udo Krause, Leiter des Projektteams zur städtebaulichen Entwicklung des Zanders-Grundstücks, und fügt hinzu: „Das soll aber keine Drohung sein, sondern ein Versprechen.“

Hohe Planungskosten

Der finanzielle Druck ist groß. Denn Bergisch Gladbach befindet sich noch im Haushaltssicherungskonzept. Trotzdem habe die Stadt „enorme Vorleistungen“ für Bestandserfassung und -analyse oft in Form von Gutachten tätigen müssen,hieß es im Planungsausschuss. Für die anstehenden Planungsarbeiten stünden weitere hohe Investitionen bevor. Diese Ausgaben – wie hoch sie sind, war gestern nicht von der Stadtverwaltung zu erfahren – sollen nun mit einem Förderantrag bei der Bezirksregierung zumindest anteilig abgemildert werden. Die Bestandsanalyse habe ergeben, dass bezüglich Altlasten „kein akuter Handlungs- und Sanierungsbedarf“ bestehe. Dieser könne sich aber aus der Umnutzung des Geländes und der Entsiegelung von Gewerbeflächen ergeben, teilt die Stadtverwaltung mit. Im Zuge einer zukünftigen Bebauung seien außerdem weitergehende Baugrunduntersuchungen erforderlich. Außerdem müsse eine Lösung für den hochstehenden Grundwasserspiegel gefunden werden. (ub)

Es geht nicht gerade um eine Kleinigkeit für Bergisch Gladbach. Der Umbau und die Neukonzeption des Areals im Herzen der Stadt stelle eine „komplexe und anspruchsvolle Aufgabe“ dar, betont Krause in der Sitzung des Planungsausschusses am Mittwochabend. Erklärtes Ziel sei es, das Fabrikgelände in die Innenstadt zu integrieren: Zugänge von der Poststraße und der Bensberger Straße sowie von Gronau aus sollen hergestellt werden. Bis zum Jahr 2025 sollen sichtbare Ergebnisse erzielt werden.

Rolle und Funktion noch unklar

Welche Rolle und Funktion das 37 Hektar große Grundstück – eher Gewerbe- oder Wohngebiet – künftig in der Innenstadt und der Region einnehmen soll, ist aber noch vollkommen offen. „Erst wenn wir alle Fakten gesammelt haben, können wir überlegen, was wir mit dem Gelände machen“, meint Krause. Nur auf zwei strukturgebende Elemente legt er sich fest: Zum einen sollen die 13 denkmalgeschützten Objekte bestehen bleiben. Keine große Überraschung: Denn Denkmäler sind ohnehin durch das Denkmalschutzgesetz NRW vor Veränderungen und Abbruch geschützt. Zum anderen sollen alle Grünräume auf dem Gelände erhalten und sogar ausgebaut werden.

Umbau und die Neukonzeption des Areals stelle eine „komplexe und anspruchsvolle Aufgabe“ dar.

Umbau und die Neukonzeption des Areals stelle eine „komplexe und anspruchsvolle Aufgabe“ dar.

Die politischen Fraktionen halten den jetzigen Zeitpunkt ebenfalls für zu früh, um über Zukunftsideen zu diskutieren. „Wir müssen uns in Ruhe damit beschäftigen“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Metten und schlägt vor, das Thema im Frühjahr wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Er hält es für sinnvoll, einen eigenen Ausschuss zu bilden, um eine intensive politische Diskussion zu führen. Für Klaus Waldschmidt, Fraktionsvorsitzender der SPD, ist es wie für die anderen Fraktionen zwar oberstes Gebot, den Sanierungsprozess der Papierfabrik zu unterstützen und die noch verbliebenen 300 Arbeitsplätze zu erhalten. Im schlimmsten Falle einer Schließung des Werks müsse die Stadt aber auch auf eine vollständige Entwicklung des Areals eingestellt sein. Waldschmidt fordert, diesmal Experten hinzuzuziehen: „Solche Mängel wie beim Flächennutzungsplan dürfen wir uns nicht noch einmal erlauben.“

Die Verhandlungen laufen

Die Stadtverwaltung verhandelt derzeit mit der neuen Zanders Paper GmbH über den Abschluss eines möglichst langfristigen Pachtvertrags über mindestens zehn Jahre. Er soll die bestehenden Mietverträge ersetzen, die nach zweimaliger Verlängerung um jeweils drei Monate Ende 2019 endgültig auslaufen. Zwar habe die Sicherung der Arbeitsplätze auch für die Stadtverwaltung Vorrang, wie immer wieder versichert wird. Krause und sein Team verfolgen trotzdem eine Doppelstrategie. Es gibt zwei Szenarien:

Szenario 1: Arbeitet die Papierfabrik weiter, sollen Teilflächen in Verlängerung der Poststraße (Entwicklungsbereich 1, Office-Bereich), sowie östlich des Werksgeländes (Entwicklungsbereich 2) ins Visier genommen werden. „Dies setzt voraus, dass die Firma mit ihren auf das Gelände verstreuten Einrichtungen im Kernbereich zusammenrücken muss“, erklärt Krause. Das würde aber bedeuten, dass Zanders Paper für die Verlagerungen von Betriebseinheiten Geld ausgeben müsste.

Szenario 2: Die Papierfabrik muss schließen, dann kann die Stadt als Eigentümer auch den 24 Hektar großen Kernbereich in ihre Visionen einbeziehen. „Die Herausforderung besteht darin, dass die beiden Szenarien nicht im Konflikt miteinander stehen“, sagt Krause. Die Entwicklung der Randflächen müsse als Teil eines Gesamtkonzeptes gedacht und geplant werden.

Auch über das Thema Verkehr müsse unbedingt noch gesprochen werden, betont Krause. „Aus heutiger Sicht wird es ohne die Erweiterung des Straßennetzes nicht gehen“, gibt er eine erste Einschätzung ab.

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