Zwei JahrzehnteEhrenamtler renovieren historische Mauer der Alten Kirche Refrath

Nach zwei Jahrzehnten harter Arbeit an einer Mauer: die aktiven Freizeit-Maurer an der Alten Kirche von Refrath.
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- Nach mehr als zwei Jahrzehnten harter Arbeit hat es das ehrenamtliche Sieben-Mann-Team geschafft.
- Die 127 Meter lange historische Mauer um die Alte Kirche in Refrath ist renoviert.
- Samstag für Samstag hat sich das Maurerteam getroffen, um die Kirchenmauer vor dem Zerfall zu retten.
Refrath – Es ist geschafft. Stein um Stein hat sich das ehrenamtliche Sieben-Mann-Team vorangearbeitet. Jetzt ist die 127 Meter lange historische Mauer um die Alte Kirche in Refrath renoviert – nach mehr als zwei Jahrzehnten harter Arbeit unter den strengen Regeln der Denkmalbehörde. Die letzten zehn Meter, die noch fehlen, sind erst zu einem späteren Zeitpunkt dran. Denn es gibt Ideen, die beliebte Kapelle noch mehr als bisher, zu einem Anziehungspunkt in Alt-Refrath zu machen.
Samstag für Samstag hat sich das Maurerteam getroffen, um die Kirchenmauer vor dem Zerfall zu retten. Dabei schreckten die freiwilligen Helfer nicht vor harter körperlicher Arbeit zurück. „So mancher Stein bringt 80 bis 90 Kilogramm auf die Waage“, schätzt Siegfried van Almsick, mit seinen 79 Jahren der Älteste in der Truppe.
Ein Schmuckstück für Refrath
In diesem Jahr gab es beim letzten der insgesamt zehn Bauabschnitte eine besondere Herausforderung. Der ursprüngliche Eingang von der Straße Stachelsgut zum Kirchhof wurde wieder eingerichtet, ein schmiedeeisernes Tor ist bereits bestellt. Die freiwilligen Helfer haben schon vor Augen, wie ein Brautpaar durch die Pforten hindurch schreitet, direkt auf den Kirchturm zu und von dort ins Innere der Kirche, so wie es sich gehört. Eine schöne Vision, die zeigt: Auch hartgesottene Laien-Maurer können romantisch sein. Aber soweit ist es noch nicht.
Aus der Geschichte
Die Anfänge der Alten Kirche gehen auf das 9. Jahrhundert zurück, als Siedler aus dem Raum Merheim eine Holzkirche in Alt-Refrah errichten. Laut der Erklärungstafel des Bürger- und Heimatvereins brennt diese Kirche um 1200 ab und wird durch einen neuen Steinbau ersetzt. In diese Zeit fällt vermutlich auch die Errichtung einer Mauer um den Kirchhof. 1450 wird der Chor erweitert, 1765 die Sakristei angebaut. Im Jahr 1898 beschädigt ein Orkan die Kirche schwer. Beim Wiederaufbau zeigen die Refrather große Spendenbereitschaft. (ub)
„Die Abstimmungen mit der Denkmalbehörde laufen noch“, berichtet Egon Plattner vom Kirchenvorstand St. Johann-Baptist. Um den ursprünglichen Wegeverlauf mit direktem Zugang zum Turm zu ermöglichen, so wie er auf Plänen aus dem Jahr 1871 eingezeichnet ist, müssen nämlich einige historische Grabkreuze versetzt werden.
Organisation vom Kirchenvorstand
„Das muss alles noch geklärt werden“, sagt Plattner. Auch, ob eine Glaswand im Turm eingezogen werden könne, um Interessenten jederzeit einen Blick ins Innere der Kapelle zu ermöglichen. Bislang ist die Kirche außer bei Feiern immer abgeschlossen.
Noch nicht entschieden ist zudem, so Plattner, ob die Stadt ein kleines Grundstück verkauft, damit ein Sanitärgebäude für Gäste von Taufen und Hochzeiten errichtet werden kann. An der vorgesehenen Stelle in Richtung Straße Kirchfeld befindet sich verborgen unter einem Efeu-Dickicht das letzte zehn Meter lange Stück der Kirchenmauer, das wegen des Bauprojekts erst später saniert werden kann. „Da müssen dann eines Tages andere ran“, sagt van Almsick, der wie Ulrich Heinitz schon dabei war, als 2006 der Mauerbau startete. Damals noch unter der Regie des Bürger- und Heimatvereins. Seit 2015 liegt die Organisation des Projekts beim Kirchenvorstand von St. Johann-Baptist, die Kirchengemeinde trägt auch die Materialkosten.
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Nicht vorzustellen, dass sich die ehrenamtlichen Maurer tatsächlich zur Ruhe setzen. Denn die Arbeit und die Liebe zu Alt-Refrath hat sie zusammengeschweißt. Außer van Almsick und Heinitz gehören Gerd Görres, Norbert Ludemann, Werner Roskosch, Hermann Vahland und Julian Kurt, Enkel von van Almsick und mit seinen 23 Jahren absolut jüngster Zugang zum Team: „Ich hatte ja immer vor Augen, wie mein Opa und die anderen sich hier einbringen“, erklärt Julian Kurt das Engagement, die Kirche als das zu erhalten, was sie ist: ein Schmuckstück in Refrath.
Jeder einzelne Kalkstein musste aus der Mauer gelöst und nach Schäden durch Verwitterung untersucht und nach Möglichkeit neu eingebaut werden. Ging das nicht, wurden neue Kalksteine eingesetzt, die aus der Schwäbischen Alb stammen und nach Absprache mit dem Denkmalamt mit einem speziellen Trass-Kalk-Mörtel aus der Eifel verfugt wurden.
Zwischendurch wurde immer ausgiebig gefrühstückt. Für Brötchen und Getränke sorgte in all den Jahren van Almsicks Frau Ingeborg. „Wir fallen schon nicht in ein Loch“, sagt Siegfried van Almsick, „die Ehefrauen freuen sich schon, wenn wir samstags wieder Zeit für sie haben.“