Dass Hilgen einen neuen zentralen Platz braucht, ist unumstritten. In der Nachbarschaft machen sich trotzdem Sorgen breit.
Plan für HilgenDas hat Lidl in Burscheid vor

So könnte der neue Lidl im Zentrum von Hilgen aussehen. Der Discounter plant neben dem eigentlichen Laden eine Bäckerei mit Außengastronomie und Wohnungen. Außerdem soll ein Kreisverkehr mit Dorfplatz entstehen.
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Politisch ist das Projekt unumstritten, es wird sogar herbeigesehnt: In zentraler Lage soll Hilgen mit einem Lidl-Markt ausgestattet werden. Und weil sich die Zeiten geändert haben, denken die Immobilienentwickler des Discounters nicht mehr an eine schmucklose Kiste nur für den Lebensmittelverkauf. Vielmehr soll der Bau neben einer Bäckerei plus Außengastronomie ein Geschoss mit Wohnungen bekommen. Und der Bereich an der heutigen Kreuzung der Kölner mit der Witzheldener Straße wird zu einem Kreisverkehr mit Dorfplatz umgebaut, auf dem natürlich auch der Brunnen Platz hat.
Nadine Flüchter von Lidl zeigte am Dienstag im Burscheider Rathaus einen Entwurf mit einem zwei Geschosse hohen Laden, der knapp 1300 Quadratmeter Verkaufsfläche haben wird. Das Stockwerk für die Wohnungen ist zum Teil etwas eingezogen. Dadurch wirkt der Bau filigraner. Dass Lidl mit einem begrünten Dach, Solarzellen, Fahrradständern und einer Ladesäule für Elektroautos plant, ist mittlerweile Standard. Ebenso wie wiederverwertetes und wiederverwertbares Baumaterial. Wie die Grünfläche auf dem Platz aussieht, auf dem ansonsten 80 Autos für Kunden abgestellt werden können, muss noch im Detail erarbeitet werden. Auch sonstiges grünes Beiwerk ist Verhandlungssache.
An der Rosendelle herrscht Unbehagen
Während der Jahre, in denen der Plan seiner Verwirklichung harrte, hat sich allerdings nicht nur bei Lidl etwas getan, sondern auch in der Nachbarschaft: Das frühere Thiel-Gelände an der Rosendelle ist bebaut. Und erste Skizzen des neuen Lidl-Baus werfen Fragen auf. Viele wurden zu Beginn der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses gestellt.
Dabei zeigte sich, dass das städtebauliche Problem auf der Rückseite des Komplexes liegt: Das Gelände an der Kölner und Witzheldener Straße liegt einige Meter höher als die Rosendelle. Das führt dazu, dass einige Anwohner auf eine nach bisherigen Plänen drei Meter hohe Wand schauen werden: Das ist der Sockel des Lidl-Komplexes, in dem eine Tiefgarage mit 30 Plätzen untergebracht wird, nämlich für die Beschäftigten und die Bewohner im Obergeschoss. Diese Garage wird zudem über die Rosendelle angefahren, was für weiteren Verdruss sorgt. Auf dem früheren Thiel-Gelände leben sehr viele Familien mit Kindern, rund 100 seien das, hieß es.
In der Siedlung ist man zudem erfahren mit Problemen: Seit Jahren gibt es Schwierigkeiten mit dem Bauträger, Straßen und Fußwege wurden nicht ausgebaut, Laternen fehlten. Die Schuld daran schoben sich Stadtverwaltung und der Projektentwickler Urban Pro gegenseitig zu. Es lag an einem schlecht abgefassten Erschließungsvertrag.
Der Bebauungsplan wird noch erarbeitet
Dies im Hinterkopf, nutzten die Anwohner die erste Gelegenheit, ihre Interessen kundzutun. Etwas zu früh, wie sich herausstellte: Das förmliche Verfahren, an dessen Ende ein Bebauungsplan für das Lidl-Projekt stehen soll, kommt jetzt erst in Gang. Die Beteiligung der Betroffenen wird noch etwas auf sich warten lassen. Dann ist für die Nachbarn Gelegenheit, ihre Bedenken zu Protokoll zu geben.

So sieht die Ecke Kölner / Witzheldener Straße in Hilgen seit Jahren aus.
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Unabhängig davon hat sich Naturschützer Manfred Lindenau zu Wort gemeldet. Er beklagt, der Entwurf vollziehe nicht das nach, was sich im vergangenen Jahrzehnt verändert habe. Der BUND-Vertreter findet: „Dieses Projekt braucht gründliche Überprüfung und wesentliche Änderungen. Sonst ist hier Burscheids nächste Hitzeinsel programmiert.“ Mit Blick auf rund 60 Bäume auf dem Grundstück fordert er mehr Rücksicht. Zunächst mit der Motorsäge zu kommen und später kleine Gehölze zu pflanzen, „entwertet das Grundstück“. Bisher sei der Bereich „eine kleine grüne Lunge“ und ein Frischluftkorridor für das Wohngebiet an der Rosendelle. Das sei umso wertvoller angesichts des „Hotspots Raiffeisenplatz gegenüber“.
Im Rathaus geht man das Projekt weitaus nüchterner an: Natürlich werde der Bau eines Einzelhandelsstandorts nebst Wohnungen „verschiedene Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima haben. Die Aspekte des Klimaschutzes werden im Zuge des weiteren Bauleitplanverfahrens beachtet.“ Negative Effekte seien „soweit möglich zu vermeiden oder auszugleichen“. Was dafür zu tun ist, werde „im weiteren Verfahren erarbeitet“, heißt es in der Vorlage, die vom Ausschuss einstimmig abgesegnet wurde. Und: Ein zentraler Einzelhandelsstandort könne Wege verkürzen und helfen, Emissionen einzusparen. Zwischen der Siedlung an der Rosendelle soll es einen Fußweg zum Lidl geben.